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Fronleichnam

Juliana von Lüttisch

Photo: Andreas Praefcke [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)]

Der römisch-katholische Feiertag Fronleichnam, das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" wird am zweiten Donnerstag nach Pfingsten, also 10 Tage nach Pfingsten, gefeiert. Das Fronleichnamsfest, kurz: Fronleichnam (von althochdeutsch: fron Herr, liknam Leib; kirchenlat.: corpus christi), offiziell „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ bezeichnet das Fest im katholischen Festjahr, das am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest gefeiert wird (am zweiten Donnerstag nach Pfingsten, Ende Mai oder Anfang Juni). Der Donnerstag als Festtermin knüpft an den Gründonnerstag an, der wegen des stillen Charakters der Karwoche keine größere Festlichkeit erlaubt. Aus diesem Grund wurde Fronleichnam an das Ende der österlichen Zeit gelegt.

Um 1200 zeigte man erstmalig in einer Eucharistiefeier "verwandeltes Brot". Das Fest, ein Erinnerungsfest an die Einsetzung des Altarsakraments, wurde erstmals 1246 im Bistum Lüttich gefeiert und 1264 von Papst Urban IV. als allgemeines Kirchenfest zur Verehrung der Eucharistie eingeführt. Es feiert die Eucharistie als Opfer, Kommunion (Opferspeise) und als Motiv der Anbetung. Es ist also keines der Kirchenfeste, die eine christliche Umdeutung von überkommenen heidnischen oder jüdischen Hochtagen sind. 1264 schrieb Papst Urban IV. dieses Fest in der Folge des Blutwunders von Bolsena für die gesamte römisch-katholische Kirche fest, 1317 legte Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag fest.

Das Fest geht zurück auf eine Vision der später heiliggesprochenen Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahre 1209. Sie habe, so wird berichtet, beim Beten den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Eucharistie-Sakraments. In einer dieser Visionen habe ihr Jesus über ein Gleichnis mitgeteilt, dass es sein Wunsch sei, dass dem Altarssakrament ein eigener Festtag gewidmet werde.
Nach dem Tod der später heilig gesprochenen Juliana von Lüttich (1258) setzte ihr Freundin Eva, heute bekannt unter dem Beinamen "die Seelige" , ihr Werk fort. Auf ihr Drängen hin bemühte sich Heinrich von Geldern, der damalige Bischof von Lüttich, bei Papst Urban IV um ein entsprechendes Dekret. 1264 kündige Papst Urban IV, der vor der Wahl zum Papst Archidiakon in Lüttich war, in einem Brief an, das Fronleichnamsfest allgemein einzuführen.
Bedingt wurde diese Einführung durch das so genannte "Blutwunder von Bolsena" aus dem Jahr 1263. Der sich auf Pilgerfahrt nach Rom befindende böhmische Priester Peter von Prag feierte in der nach Christina von Bolsena benannten Kirche Messe. Sein erschütterter Glaube an die Transsubstantiation während der Eucharestiefeier fand neue Festigung, als während der Gabenbereitung aus der Hostie einige Tropfen Blut auf das Tuch, auf dem Kelch und Hostienteller standen, tropften.
Fronleichnam erhält durch die Prozession, bei der die Gläubigen hinter der Monstranz mit der Hostie herschreiten, ein besonderes Gepräge. In dieser Art wurde das Fest erstmals 1279 in Köln begangen.

Konflikte um das Fronleichnamsfest entbrannten während der Reformation im 16. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Verzweckung des Festes (wie parallel des Reliquienkults) für die Gewinnung von Ablassgeldern ist es nicht verwunderlich, dass der vormalige Augustinermönch Martin Luther ein ausdrücklicher Gegner des Fronleichnamsfestes war; er bezeichnete es 1527 als das „schädlichste aller Feste“ und betrachtete die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Die katholische Kirche reagierte auf dem von 1545-1563 tagenden Konzil von Trient, bei dem das Fronleichnamsfest zu einer Art von gegenreformatorischer Machtdemonstration aufgewertet wurde.
Dieser Konflikt führte dazu, dass die Katholiken in bestimmten Gebieten wie z.B. Teilen der USA bis heute auf die Fronleichnamsprozession verzichten, da sie fürchten, dass die Prozession als Provokation aufgefasst werden könnte. Aber heute wirken nicht selten evangelische Pastoren in Amtstracht bei der Fronleichnamsfeier mit.

In der Orthodoxen Kirche ist die Zurschaustellung des eucharistischen Brotes unbekannt.

Wichtig wurde das Fest und die Prozession erst nach dem Konzil von Trient als eine antiprotestantische Demonstration der katholischen Auffassung, dass allein die römisch-katholische Kirche die Verfügung über die Eucharistie habe. Der Priester trägt bei der Prozession hoch erhoben die "Monstranz", die die Hostien beinhaltet, die Gemeinde geht hinterher. An vier im Freien aufgebauten Altären werden Fürbitten gebetet und gibt der Priester seinen Segen.
Das Konzil von Trient (1545–1563) bestätigte das Fronleichnamsfest und wertete es gleichsam zu einer gegenreformatorischen Machtdemonstration auf. Als Reaktion darauf wurde es in manchen gemischt-konfessionellen Gebieten (z.B. der Schweiz) üblich, dass die protestantischen Bauern als Provokation den Mist gerade an Fronleichnam auf die Felder ausbrachten. Andererseits verzichteten die Katholiken in den Vereinigten Staaten oft auf solche Prozessionen als demonstrative Zeichen des Katholizismus, um keine Kontroversen mit der mehrheitlich protestantischen Bevölkerung auszulösen.

Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des „wandernden Gottesvolks“ aus, dessen Mitte Christus, das „Brot des Lebens“, ist. Eine besondere Tradition kennt die Fronleichnamprozession auch als "Prozession zu Pferd" (Antlassritt).

Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie ausgewählten Gemeinden in Sachsen und Thüringen.

In Ungarn wird Fronleichnam – ähnlich wie in Italien – nicht an einem Donnerstag, sondern an dem darauffolgenden Sonntag gefeiert, jedoch mit Prozession und Stationen wie in den deutschsprachigen Ländern.

Fronleichnam ist außerdem ein gesetzlicher Feiertag in Bolivien, Brasilien, der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Osttimor, Saint Lucia und Trinidad und Tobago.


Termine:
Fronleichnam 2022: Donnerstag, 08.06.2023

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Fastenzeit Gänsebraten