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“Wo war Gott in Japan?”

“Wo war Gott in Japan?” – Interview mit Robert Spaemann über die Theodizee-Frage

Diese Frage haben sich viele Menschen in den letzten Wochen gestellt. Von dieser Frage ausgehend hat Dr. Dominik Klenk mit dem Philosophen Robert Spaemann ein Interview gemacht, dass DIE ZEIT (13-2011) erstveröffentlicht hat. Warum kann man Gott selbst in der größten Katastrophe vertrauen und warum ertrug Jesus sein Leid nicht nur stoisch, sondern in Verbundenheit mit dem Willen des Vaters? Spaemanns Antworten sind klar, glaubensstärkend und wegweisend.

Interview mit Robert Spaemann von Dominik Klenk

Klenk: Japan wurde von Katastrophen heimgesucht, die das bisher Denkbare und Erklärbare übersteigen. Bei Ereignissen von solch schrecklichem Ausmaß kommt gewöhnlich die Frage nach Gott ins Spiel. Wo war Gott in Japan?

Spaemann: Die Frage wird immer wieder gestellt. Bei uns lautet bisher die klassische Frage: Wo war Gott in Auschwitz? Meine Antwort an den Spiegel, der die Frage stellte, lautete: Am Kreuz. In Auschwitz wirkte die teuflische Bosheit von Menschen. In Japan handelt es sich um ein ungeheuerliches Zusammentreffen von drei Katastrophen. Die Frage, wo Gott war, wird in solchen Situationen immer gestellt. Aber sie stellt sich auch ohne, dass ich etwas von Auschwitz oder Japan weiß, schon wenn ich zum Beispiel höre, dass ein kleines Kind von seinen Eltern auf bösartige Weise zu Tode gequält wurde. Nach Katastrophen entsteht eine gewisse Hysterie, die auf die Größenordnung schaut, da muss sich Gott speziell rechtfertigen. Bei kleineren Sachen ist man bereit, darüber hinwegzusehen. Gott hingegen sieht über gar keine Sache hinweg.

Klenk: Wie kann er es dann zulassen?

Spaemann: Darauf gibt es eine klare biblische Antwort im Buch Hiob. Hiob fragt sich, warum ihm so viel Unglück zustößt. Seine Freunde betreiben Theodizee und erklären ihm, dass Gott gerecht ist und die Schuld bei Hiob selbst liegt, weil Gott ja nicht schuld sein kann, dass so Schreckliches passiert. Dann tritt Gott selbst auf und weist die Freunde in ihre Schranken. Er sagt: Sie haben überhaupt keine Ahnung. Sie kennen Gottes Motive nicht. In Hiobs Protest ist immer noch mehr Wahrheit als in der Theodizee der Theologen.

Klenk: Und wie reagiert der bedrängte Hiob?

Spaemann: Gott redet mit Hiob am Ende selbst unter vier Augen und fragt ihn: Wo warst du denn, als ich die Sterne gemacht habe? Als ich das Krokodil gemacht habe, das Nilpferd und den Leviathan? Hast du mir dabei geholfen? Hast du irgendeine Ahnung über den Kosmos? Diese Antwort stößt Hiob nicht ab, sondern sie bringt ihn zur Besinnung:

Er vertraut auf Gott, trotz allem, was geschieht. Seine Frau sagt ihm: Verfluche Gott und stirb. Hiob aber sagt: Wir haben von ihm das Gute genommen, sollten wir dann nicht auch das Böse annehmen; der Name des Herrn sei gepriesen. Ein ermordeter Jude in Auschwitz schrieb in einem herausgeschmuggelten Testament: Gott, mach mit uns, was du willst. Du wirst es nicht schaffen, dass wir aufhören, dich zu loben. Dieses gewaltige Paradox versteht nur ein Gläubiger.

Klenk: Die Gnade des Glaubens liegt also darin, auch in der Not im Vertrauen bleiben zu können?

Spaemann: Vertrauen – das ist das A und O des Glaubens.

... weiter zum Interview hier.

Quelle: http://www.dominik-klenk.de/tag/robert-spaemann

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