Kahnemann/Sibony/Sunstein: Noise

Der 1744 verstorbene englische Dichter Alexander Pope sagte u.a.: „Mit unserem Urteil ist es wie mit unseren Uhren. Nicht zwei gehen genau gleich, und doch glaubt jeder der seinigen.“ Im Zeitalter der auf jedem handy abrufbaren Atomuhr-gesteuerten Zeitanzeige gibt es diesen Streit nicht mehr. Aber (sehr) verschiedene Wert- und Sachurteile gibt es immer noch und weiterhin.

Und damit ist man mittendrin in dem hier anzuzeigenden Buch. Denn „noise“ definieren die Autoren als „zufällige Streuung und Schwankung, Rauschen und Störgeräusche – kurz der Faktor Zufall bei der Urteilsbildung und Entscheidungsfindung.“ (S. 478) Diese Definition geht davon aus, dass es zu klaren, eindeutigen Urteilen oftmals ein langer und schwieriger Weg ist; in acht der insgesamt 28 Kapitel geht das Autorenteam unter der Ägide von Kahneman (siehe S. 434f) S. 245-358 sehr gründlich und Grund legend der Frage nach, „Wie sich die Urteilsbildung verbessern lässt“. Dies schließt den Ratschlag mit ein: „Widerstehen Sie voreiligen intuitiven Schlussfolgerungen.“ (S. 412)

Das Buch der drei Wissenschaftler gehört meiner Einschätzung nach zur Pflichtlektüre eines jeden Unternehmens, sei es wirtschaftlich-säkularer oder sozial-christlicher Provenienz. Es hilft aber auch bei wichtigen privaten Entscheidungen, z.B. mit dem einfachen Rat „Bemühen Sie sich um unabhängige Urteile von mehreren Beurteilern.“ (S . 413) (gm)


Daniel Kahnemann / Olivier Sibony / Cass R. Sunstein
Noise
Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können

2021
gebunden 480 S.
30,-- €

Siedler


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