Der Autor dieses spannenden, inhalts-, lehr- und weitreichenden Sachbuches wurde 1983 geboren und lehrt in Utrecht Ethik und Politik. Mit seinem fulminanten Buch war er einer der acht für den deutschen Sachbuchpreis 2023 nominierten Schriftsteller*innen. Sicherlich mit deshalb, gewiss aber nicht nur deshalb wurde / wird er und sein Buch medial sehr wahrgenommen (siehe z.B. >>>).
Worum geht es? In einem Satz gesagt, legt Sauer eine Universalgeschichte der Moral in sieben großen Schritten vor. Er beginnt in der Zeit vor 5 Mill. Jahren; dann folgen Zeitabschnitte vor 500.000, 50000, 5000, 500, 50 und am Ende vor 5 Jahren, also unserer Gegenwart. Selbstredend meint Sauer diese Zahlen nicht im strengen Sinne als historische Daten.
In der Einleitung stellt er die entscheidenden moralischen Fragen: „Woran können wir uns orientieren? Wie wollen wir leben? Wie können wir miteinander auskommen? Wie ist es uns früher gelungen, und wie wird es in Zukunft möglich sein?“ (S.11) In seiner Geschichte zeichnet er die fundamentalen moralischen Transformationen der Menschheit nach, von unseren frühesten, noch nicht menschlichen Vorfahren in Ostafrika bis zu den jüngsten Konflikten um Identität, Ungleichheit, Unterdrückung und die Deutungshoheit über die Gegenwart. Das vorletzte Kapitel ist also eindeutig nicht mehr geschichtsphilosophisch, sondern gesellschaftspolitisch ausgerichtet.
Und im allerletzten Kapitel („Schluss- Die Zukunft von allem„) wagt er einen Ausblick, der mit einem „ganz großen Fest“ enden könnte. Wenn „vielleicht – wer weiß!„ - Zwietracht und Hass einmal zu Ende gegangen sein werden, dann - so beschließt Sauer auf S. 351 sein Buch- „wird es ein Fest der Gemeinschaft werden, entfesselt – und bezwungen auch – durch Vernunft.“ Ob der bekennende Nichtchrist Sauer („ich bin kein Gläubiger“) weiß, wie nahe er da biblisch-christlichem Gedankengut ist? (gm)
Hanno Sauer Moral Die Erfindung von Gut und Böse
2023 gebunden 390 S. 26,-- €
Piper-Verlag München
Moral Hanno Sauer Folgen
Die Erfindung von Gut und Böse
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