"Papa Paok" - Pöbeln im Namen des Herrn
So kennt man ihn in der Kirche und auf dem Fußballplatz. In der traditionellen schwarzen Soutane, meist mit der zugehörigen Kopfbedeckung - aber um den Hals den Fanschal des Fußballvereins Paok Thessaloniki: So ist Priester Christos bei fast jedem Spiel seines Vereins durchs Stadion gezogen. Um ihn herum oft eine Horde grölender Fans, für die "Papa Paok" wie sie ihn nennen, schon fast zum Vereinsmaskottchen wurde.
So ging das seit Jahren, denn der etwa sechzigjährige Priester Christos ist ein glühender Anhänger der Paok-Mannschaft. Einziges Problem: Die Anhänger des Clubs sind für ihre Gewaltbereitschaft bekannt und beleidigen da auch gerne mal die gegnerische Mannschaft. Und mitten drin war fast immer auch der fußballbegeisterte Priester. Christos Anhänger singen: "Der Priester ist ein Gott".
Für die Anhänger von Paok Thessaloniki hätte das trotzdem so weiter gehen können, doch das Internet macht auch vor Kirchendienern nicht Halt: Zu viele der Fußballfans wurden zu seinen Fans - und stellten Videos von "Papa Paok" auf Youtube und Co. Immer neue Bilder tauchten dort von Priester Christos auf: mal grölend mit Fans auf der Straße, mal im Stadion heftig auf die gegnerische Mannschaft schimpfend. Doch spätestens als die Massen um den Priester herum anfingen zu singen, "der Priester ist ein Gott" - da reichte es den Kirchenoberen.
Das Bistum von Thessaloniki schloss Pfarrer Christos wegen seines wenig angemessenen Verhaltens auf dem Fußballplatz von der Leitung des Kirchengemeinderats aus. Gleichzeitig wurde ihm jede weitere Teilnahme an Fantreffen untersagt, die zu "pöbelhaftem Betragen" animierten.
Die Fußball- und "Papa Paok"-Fans reagierten auf ihre Weise: Im Internet-Netzwerk Facebook tauchte sogleich eine Seite mit dem Titel "Befreit Priester Paok" auf. Schon am ersten Tag schrieben sich rund 7500 Mitglieder ein. Die Begründung der Fans: Christos helfe der Kirche doch nur, ihr "soziales und geistliches Werk" unter das Volk zu bringen.
theology.de fragt: Welches "soziale und geistliche Werk?"
Quelle: tagesschau.de (Juni 2010)