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450 Jahre Heidelberger Katechismus (1563 - 2013)

Der Heidelberger Katechismus (Catechesis Palatina) ist der am weitesten verbreitete Katechismus der reformierten Kirche. Er wurde auf Initiative des Kurfürsten Friedrich III. hauptsächlich von Zacharias Ursinus erstellt und im Jahr 1563 in Heidelberg unter dem Titel "Catechismus oder christlicher Vnderricht, wie der in Kirchen vnd Schulen der Churfürstlichen Pfaltz getrieben wirdt" herausgegeben. Er wurde in der Folge in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und ist bis heute die bedeutendste Schrift der reformierten Kirche, an der sich mehr als 20 Millionen Menschen orientieren.

Der Katechismus ist zugleich Unterrichtsbuch für Kirche und Schule, Bekenntnisschrift, Trost- und Gebetbuch, sowie Vorlage für eine reiche Menge erbaulicher Literatur.

Der Heidelberger Katechismus war vom Ursprung her der Katechismus für die reformierte Landeskirche der Kurpfalz. Dort diente er als Lehr- und Unterrichtsbuch in Kirche und Schule.

Friedrich II. führte 1545/1546 die lutherische Reformation in der Kurpfalz ein, die aber schon bald vom Kaiser unterdrückt wurde. Durch den Augsburger Religionsfrieden hatte der neue Kurfürst Ottheinrich die Möglichkeit 1556 die Reformation erneut einzuführen. Doch er starb bereits 1559 und konnte so sein Reformationswerk nicht vollenden, wodurch kirchliche Unordnung, Streitigkeiten und Uneinigkeit entstanden. Daraufhin versuchte sein Nachfolger Friedrich III. – jedoch vergeblich – wenigstens in der Abendmahlslehre einen Mittelweg durchzusetzen, der von Philipp Melanchthon stammte. Im Juni 1560 überzeugte ihn eine Disputation in Heidelberg von der reformierten Abendmahlsauffassung. Eine genaue und einheitliche Lehrgrundlage in Kirche und Schule sowie die Einführung einer überarbeiteten Kirchenordnung wurden notwendig.

Um dies zu verwirklichen, berief Friedrich III. 1560/1561 mehrere Professoren nach Heidelberg. Darunter auch Zacharias Ursinus, ein Schüler Melanchthons und Calvins, sowie Caspar Olevian, ein Schüler Calvins und befreundet mit dem Sohn Friedrichs.

Im Auftrag des Kurfürsten begann Ursinus 1562 mit der Arbeit am Katechismus. Vermutlich waren auch weitere Professoren an der Arbeit beteiligt. Im Nachlass des Ursinus fanden sich zwei unterschiedlich umfangreiche lateinische Entwürfe zum Katechismus. Der kürzere Entwurf war wohl die Urfassung, die noch stark überarbeitet und erweitert wurde, auch mit Teilen des längeren Entwurfs, der für den akademischen Unterricht gedacht war. Zur Erstellung wurden mehrere Katechismen zu Rate gezogen, darunter auch Martin Luthers Kleiner Katechismus sowie Calvins Genfer Katechismus und ein Genfer Kirchengebet, das größtenteils die Auslegung des Vaterunsers lieferte. Eine Kommission aus Theologen der Heidelberger Universität, den Pfarrern der Stadt Heidelberg und dem Kurfürsten persönlich war für die Endfassung verantwortlich. Caspar Olevian war, obwohl lange angenommen, kein Mitverfasser des Katechismus, jedoch Kommissionsmitglied und an der Einführung maßgeblich beteiligt, da er seit 1562 in Heidelberg Pfarrer und leitender Theologe im Kirchenrat war.

Anfang 1563 berief Friedrich III. alle Superintendenten der Kurpfalz nach Heidelberg um die Endfassung zu besprechen und zu verabschieden. Am 19. Januar 1563 unterschrieb der Kurfürst sein Vorwort zum Katechismus. Die Erstausgabe mit 128 Fragen und Antworten erschien im März des gleichen Jahres. Anschließend veranlasste Olevian Friedrich III. zur Beigabe einer weiteren – der jetzigen 80. – Frage. Anfang April wurde die zweite Auflage, nun mit der zusätzlichen Frage, herausgegeben. Zwischenzeitlich erstellten Josua Lagus und Lambert Pithopoeus eine lateinische Übersetzung des Katechismus. In der dritten Auflage wurde er in zehn Lektionen und zugleich, um ihn in einem Jahr durchnehmen zu können, in 52 Sonntage eingeteilt.

Im August 1563 verabschiedete eine weitere Konferenz der Superintendenten die neue Kirchenordnung, deren Vorwort der Kurfürst am 15. November unterschrieb. In ihr fand auch der Katechismus vollständig Eingang.

1566 wurde Friedrich III. von mehreren lutherischen Herzögen bei Kaiser Maximilian II. angeklagt, vom Augsburger Bekenntnis abgewichen zu sein. Auf dem Reichstag in Augsburg drohte der Kaiser ihm mit der Reichsacht, falls er seine kirchlichen Änderungen nicht zurücknehme. Friedrich war standhaft und bekannte seinen Glauben. Da die Mehrheit der Fürsten auf dem Reichstag gegen seinen Ausschluss war, wurde der Kaiser in dieser Beziehung handlungsunfähig. Ein Grund, der überdies gegen eine Bestrafung sprach, war der Reichtum und die politische Bedeutung der Kurpfalz im Heiligen Römischen Reich. Durch das Absehen eines Ausschlusses konnte Friedrich sein Reformationswerk weiterführen.

Der Heidelberger Katechismus erfuhr eine schnelle und weite Verbreitung. Die niederländische Flüchtlingsgemeinde in Frankenthal nahm den Katechismus ebenso an und schlug dessen Verwendung in den Niederlanden 1568 auf dem Weseler Konvent vor. 1571 bestätigte dies die Synode von Emden. Da bei dieser Synode auch Reformierte des Niederrheins anwesend waren, wurde er ab 1571 nicht nur der Katechismus der Niederländer, sondern auch der Niederrheiner. 1567 nahm ihn die Reformierte Kirche in Ungarn auf der Synode von Debrecen an.

Der Heidelberger Katechismus, der 129 Fragen und Antworten umfasst, gliedert sich im Wesentlichen in drei große Teile:
I: Von des Menschen Elend (die Sündenerkenntnis)
II: Von des Menschen Erlösung (die Erkenntnis der Erlösung)
- Von Gott dem Vater
- Von Gott dem Sohn
- Von Gott dem Heiligen Geist
- Von den heiligen Sakramenten
- Von der heiligen Taufe
- Vom heiligen Abendmahl Jesu Christi
III: Von der Dankbarkeit (eine Ethik der Dankbarkeit)
- Vom Gebet

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Literatur:

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