Brahmanismus

Als Brahmanismus wird der Vorläufer des Hinduismus bezeichnet, die Religion, die in Indien ca. 800 v.Chr. bis 500 v.Chr. dominierend war.

Als philosophische Basis des Brahmanismus ist die Lehre von Atman (Seele) und Brahman (Weltseele) anzusehen, die in den Upanishaden formuliert wurde. Atman und Brahman gelten hier als wesensgleich, der Mensch müsse diese Identität jedoch erst spirituell erkennen bevor er die Erlösung, Moksha, erreichen kann. Wesentliche Fundamente aller indischen Religionen wurden in dieser Zeit gelegt, wie etwa die Vorstellung von Samsara, dem sich wiederholenden Kreislauf von Geburt und Tod, sowie das Gesetz des Karma.

Die Lehre wurde von den Brahmanen formuliert, die in der hinduistischen Gesellschaft die Priester und Gelehrten stellten, und vom Lehrer an den Schüler weitertradiert. Textgeschichtlich bilden die Brahmanas die Ausgangsgrundlage, Opfer- und Ritualtexte, die die korrekte Ausführung des Opfers in den Mittelpunkt stellen. Sie enthalten in einzelnen Kapiteln die vedischen Upanishaden, die mechanistische Opfertechnik an vielen Stellen anzweifeln und philosophisch überwinden.

Im Brahmanismus spielten die Brahmanen als Opfer- und Ritualexperten eine zentrale Rolle. Sie waren die Mittler zwischen den Menschen und den Göttern. Bhakti, die Hingabe eines Gläubigen an seinen persönlichen Gott, wie sie später besonders im Vishnuismus praktiziert wird, spielte hier noch keine Rolle. Die Verehrung hinduistischer Götter wie Vishnu und Shiva entwickelte sich erst später.

Mit dem Aufkommen des Buddhismus im 5. Jh. v. Chr. trat die dominante Position der Brahmanen zeitweise in den Hintergrund und der Brahmanismus verlor an Bedeutung. Die Inhalte der großen indischen Epen Ramayana, Mahabharata und hier besonders der Bhagavadgita, gewannen in religiöser Hinsicht an Einfluss und erste Anzeichen der Bhakti-Bewegung sind wahrzunehmen.

Bahai
Buddhismus