Fromme Lügen?

Häufig wird behauptet, Christen hätten ein besonders glückliches, erfolgreiches und gesundes Leben, wenn sie nur darum reichlich beten und dafür spenden würden. Der ARD-Hauptstadtkorrespondent Markus Spieker räumt mit diesen frommen Lügen auf.

So predigt Joel Osteen, Hauptpastor der 45.000 Besucher zählenden Lakewood-Gemeinde in Houston (Texas), den „totalen Optimismus“. Er verspricht in seinen Büchern „garantiert zuverlässige Rezepte, wie man sieben Tage in der Woche glücklicher sein kann“. Die Charismatiker Hinn und Copeland beschreiben den Glauben gar als Transaktion: Wenn Christen mit finanziellen Spenden „säten“, könnten sie dafür Gesundheit, Wohlstand, und Ruhm „ernten“, - wer viel sät, kann also auch viel ernten.

Doch gegen solche Glücksverheißungen sprechen die realen Erfahrungen: Christen sind nicht oder nur unwesentlich gesünder, reicher, schöner und klüger als Nicht-Christen. Sie leben nicht länger, sie sterben nicht schmerzfreier, sie sind in den Listen der reichsten Menschen der Welt sogar unterproportional vertreten, ebenso unter den Oscar-Gewinnern und den Nobelpreisträgern. Das sind Fakten aus der Gegenwart.

Aber auch bedeutende Personen der Kirchengeschichte haben oft lebenslang unter Krankheiten gelitten – Martin Luther (1483-1546) unter Unterleibsschmerzen, der Schweizer Reformator Johannes Calvin (1509-1564) unter Kopfschmerzen, der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855) unter Depressionen sowie der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-1881) unter Sucht und Epilepsie.

Markus Spieker: „Die Liste der Christen, die in besonders engem Kontakt zu ihrem Schöpfer standen und dennoch von allerlei Wehleiden geplagt waren, ist endlos.“ Auch widerspreche die Bibel diesen modernen „Glückspropheten“. So seien Jesus und wahrscheinlich elf seiner zwölf Jünger eines eher unnatürlichen Todes gestorben. Für das Gesamtzeugnis der Bibel gelte: „Nicht der Erfolg ist die Regel, sondern das Scheitern.“

Quelle: idea.de (August 2013).

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