Not macht erfinderisch ... und "Weinhostien"

Der gemeinsame Kelch beim Abendmahl ist in Corona-Zeiten nicht empfehlenswert. Daher kamen die Hostienbäcker in fränkischen Neuendettelsau (Landkreis Ansbach) auf eine Idee: Die Weinhostie! Statt gemeinsam aus dem einen Kelch zu trinken, holt sich jeder eine Hostie incl. Wein/Blut ab.

Eigentlich war es ganz einfach: Man hat einen Teil des Wassers im Teig durch Wein zu ersetzt. "Für die neuen Weinhostien werden 25% des Wassers durch einen halbtrockenen Weißwein ersetzt. Das Aroma des Weißweins verflüchtigt sich nahezu vollständig durch den Backprozess. Dadurch dass der Teig um den Wein ergänzt wird, werden der Leib und das Blut Christi in einer Hostie vereint. Um den hygienischen Anforderungen gerecht zu werden, werden die Hostieneinzeln in Kunststofftütchen verpackt", - informiert der Werbeflyer.

Was in der Theorie so einfach klingt, ist in der Praxis aber schwieriger. Dem Hostienteig den Wein beizumischen sei diffiziel, weil der enthaltene Weinfruchtzucker beim Backen an den Hostienbackeisen festkleben kann. Nach einigen Versuchen ist man auf die ideale Mischung gekommen: 75 % Wasser, 25 % Wein.

Da für einen Protestanten Wein zum Abendmahl gehört, hat man diese Lösung gesucht und gefunden: All-in-One, - aber mit verdünntem Wein(geist). Noch werden die Weinhostien einzeln verpackt in Plastikbeutelchen angeboten. Zukünftig soll in kompostierbare Zellophanhüllen geliefert werden. Natürlich wird es auch die Weinhostie glutenfrei geben.

Die Hostienbäckerei der Neuendettelsauer Diakonissen besteht seit 160 Jahren. Sie ist die einzige evangelische Hostienbäckerei in Bayern. Die Hostien werden dort in Handarbeit hergestellt.

Vielleicht ist die Weinhostie auch etwas für die katholischen Christen und die Ökumene, - in der orthodoxen Kirche wird das Brot in den Wein getaucht und geschickt - All-in-One - in den geöffneten Mund bugsiert. In der römisch-katholischen Kirche wird ehedem davon ausgegangen, dass "der ganze Christus" in der Hostie sei (warum der Priester dann doch noch aus dem Kelch trinkt, wirkt dann widersprüchlich); aber in der Weinhostie ist dann wirklich alles.

Quelle: Flyer diakoneo.de, BR-Online.de (August 2020)

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