Sie sind hier: Christlich-Jüdischer Dialog
Weiter zu: Ökumene
Allgemein:
Sitemap
NEWSletter
LINK-Hinweis
Disclaimer
Datenschutzerklärung
Impressum
Kontakt
Über uns
Der Wortlaut der Erklärung von Benedikt XVI. hier.
Papst: Piusbruderschaft muss Autorität des Papstes anerkennen
Ungewöhnlicher Schritt von Papst Benedikt XVI. - Bei der Generalaudienz fordert er die Piusbruderschaft auf, die Autorität des Papstes und das II. Vatikanum anzuerkennen - Distanzierung von Williamson
Vatikan (kath.net/RV)
Benedikt XVI. hat die Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft des Heiligen Pius X. dazu ermahnt, die Lehren des II. Vatikanischen Konzils anzuerkennen. Er tat dies in einem ungewöhnlichen Schritt, nämlich mit der Verlesung einer kurzen öffentlichen Erklärung gegen Ende der Generalaudienz.
"Ich habe vor einigen Tagen den Nachlass der Exkommunikation für die vier Bischöfe entschieden, die 1988 von Erzbischof Lefebvre ohne päpstlichen Auftrag geweiht worden waren. Ich habe diesen Akt der väterlichen Barmherzigkeit gesetzt, weil diese Prälaten mir wiederholt ihr tiefes Leiden an der Situation bekundeten, in der sie sich befanden.
Ich wünsche, dass auf diese meine Geste das umgehende Bemühen von ihrer Seite folgt, die weiteren notwendigen Schritte zu setzen, um die volle Einheit mit der Kirche zu realisieren. Auf diese Art sollen sie echte Treue und echtes Anerkennen des Lehramtes und der Autorität des Papstes und des II. Vatikanischen Konzils bezeugen."...
Quelle: Kath.net (28.01.2009)
Der Papst hat die Exkommunikation von vier ultrakonservativen Bischöfen aufgehoben. Darunter ist auch ein Holocaust-Leugner. Was bezweckt Benedikt XVI. mit dieser umstrittenen Entscheidung?
Nach seinen Provokationen gegenüber dem Islam, den Protestanten und den Juden hat Papst Benedikt XVI. nun auch die Kirchenreformer gegen sich aufgebracht. Der Termin für die brisante Angelegenheit, das unterstreicht die offizielle Vatikanzeitung „Osservatore Romano“, war bewusst gewählt. Auf den Tag genau 50 Jahre nachdem Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil ausgerufen hat, um die katholische Kirche „auf die Höhe der Zeit“ zu bringen, hat Benedikt jene Traditionalisten rehabilitiert, die genau dieses Konzil bis heute ablehnen. Er hat die Exkommunikation von vier ultrakonservativen Bischöfen aufgehoben. Unter ihnen ist auch einer, der den Holocaust leugnet. ...
Quelle: Der Tagesspiegel, 26.01.2009
Papst überging zuständigen Kardinal
Darf ein Holocaust-Leugner zur Wahrung der Kircheneinheit rehabilitiert werden? Die Entscheidung Benedikts XVI. sorgt für immer mehr Unmut - gerade bei Katholiken.
Mit seiner Entscheidung, den Holocaust-Leugner Richard Williamson, den britischen Bischof der Piusbruderschaft, wieder in die katholische Kirche aufzunehmen, hat Papst Benedikt XVI. für ungewöhnlichen Aufruhr in den eigenen Reihen gesorgt.
Benedikt XVI. hatte die Exkommunikation der vier Männer am Samstag nach mehr als zwei Jahrzehnten aufgehoben - mit dem Ziel eine Spaltung zu überwinden. Erst tags zuvor war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Regensburg gegen Bischof Williamson ermittelt. ...
An der katholischen Basis rief die Entscheidung des Papstes Kritik aus. Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) in einem Schreiben bestürzt über das Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der traditionalistischen Vereinigung: "Wir sind entsetzt, dass Sie unter den vier Bischöfen auch einen erklärten Holocaust-Leugner, Bischof Richard Williamson aus Großbritannien, gegen den Zivilprozesse angestrengt wurden, rehabilitiert haben."
Christlich-jüdischer Dialog "schwer belastet"
Die Anhänger der Piusbruderschaft und die vier Bischöfe lehnten weiter Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, hieß es. Darunter seien auch die Erklärung "Nostra aetate" mit den "wichtigen Entscheidungen" zu einem erneuerten Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden.
Nach dem Streit um die Karfreitagsfürbitte für die "Erleuchtung" der Juden und die geplante Seligsprechung von Papst Pius XII. sei der christlich-jüdische Dialog nun "erneut schwer belastet und beschädigt", hieß es weiter.
Quelle: sueddeutsche.de (27.01.2009)
Die Rücknahme der Exkommunikation von vier abtrünnigen Bischöfen der konzilfeindlichen Priesterbruderschaft Pius X. macht Ärger. Papst Benedikt XVI. hat sie vollzogen, um alte, belastende Fronten zu begradigen. Er wollte ein bestehendes Schisma entgegenkommend heilen. Dies fiel ihm deshalb leichter, weil einer der Konfliktpunkte – die Feier der Messe im tridentinischen Ritus – ohnehin schon konzessionsbereit entschärft war...
Drei Umstände bilden den Kern des Konflikts. Zum einen lehnen die Bischöfe und ihre Anhänger das Zweite Vatikanische Konzil, das die katholische Kirche in die Gegenwart hineingeführt hat, rundweg ab. Pater Franz Schmidberger, der der deutschen Pius-Bruderschaft vorsteht, nennt das zweite Vatikanum „das größte Unglück des 20. Jahrhunderts, … denn das II. Vatikanum hat nichts anderes getan, als diese gesamte Mentalität der Moderne, der Liberalität, der permissiven Moral ... zu kodifizieren, in den inneren Kirchenraum aufzunehmen“, manche Konzilsdokumente befänden sich mit ihren Inhalten „am Rande der Häresie“.
Das ist eine Ungeheuerlichkeit. Weder ihre dogmatischen Grundpositionen noch ihren seelsorgerlichen Kern hat die Kirche aufgegeben, als sie darum rang, mit veränderten Formen besser auf die Menschen in der Welt der Moderne zuzugehen. Die übergroße Mehrheit katholischer Christen erlebt die Konzilsbeschlüsse bis heute als befreiende und erfrischende Öffnung. Die Beschlüsse des II. Vatikanums sind Wesenskern der Kirche....
Ein weiterer Punkt kommt hinzu. In der frischen Erklärung der Bischöfe der Priesterbruderschaft heißt es: „Wir sind immer festen Willens entschlossen, katholisch zu bleiben und alle Kräfte in den Dienst der Kirche unseres Herrn Jesus Christus einzusetzen, welche die römisch-katholische Kirche ist.“ Auch das ist ein vorkonziliarer Sprachgebrauch. Das Zweite Vatikanum hatte die Auffassung von der Kirche neu formuliert. Die Pastoralkonstitution „Lumen gentium“ von 1964 sagte, die Kirche Christi sei in der katholischen „verwirklicht“ (subsistit), und betonte zugleich – und das ist neu –, dass „außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen“. Drei Jahre später führte die geänderte Formulierung zur Anerkennung der östlichen Orthodoxie als Kirche, und sie ermöglichte jene Ökumene, hinter die die Kirche jedenfalls in Deutschland nicht zurück kann und will.
Das dritte Problem: der Bischof Richard Williamson. Er behauptet, die historische Evidenz spräche gegen die Existenz von Gaskammern im Nazi-Deutschland und die Ermordung von sechs Millionen Juden. Die deutschen Bischöfe widersprechen diesem Holocaust-Leugner zu Recht „auf das Schärfste“, und die umgehende Rücknahme dieser dreisten Geschichtsfälschung durch ihren Autor wäre das allermindeste, was Papst Benedikt XVI., der neulich noch Auschwitz besuchte, angesichts seines großzügigen Versöhnungsangebotes erwarten kann – und mit ihm die ganze Gemeinschaft der Katholiken. Lieber noch würde man solche Bischöfe (und überzeugungsgleiche Anhänger) in der katholischen Kirche aber überhaupt nicht sehen....
Quelle: Michael Rutz, Rheinischer Merkur (27.01.2009)
Religion versus Irrsinn
Wie die Weltgeschichte wirklich verlief, dazu hat der von Lefebvre zum Bischof geweihte Konvertit Williamson exquisite Informationen. Nicht erst der 11.9. ist das Werk einer heimlichen atheistisch-jüdisch-freimaurerischen Weltregierung, deren Existenz für ihn glaubhaft durch die "Protokolle der Weisen von Zion" belegt ist. Die Weltkriege, Trotzki, Stalin, Hitler - hinter allem stecken "sie". Der brütende Irrsinn hat nun mit der offen bekundeten Holocaustleugnung den Siedepunkt erreicht.
Bestürzt sind sogar hartgesottene Pius-Brüder. Sie haben sich inzwischen in allen Instanzen von Williamson distanziert, ...
Warum tut sich Benedikt XVI. derlei an? Gewiss, weil er sich an beschlossene Tagesordnungen hält. In erster Linie aber, weil sich in dieser reaktionären musealen Subkultur ein Herzstück der kirchlichen Tradition klarer und besser erhalten hat als in den bestehenden Amtskirchen. Die vielen Hundert Priester, Ordensbrüder und Schwestern der Pius-Bruderschaft sind das, was man im politischen Zusammenhang eine Kaderorganisation nennt. Stetiger Zulauf und 600 000 eifrige Anhänger kontrastieren stark mit der amtskirchlichen Misere hinsichtlich Priestermangel und Niedergang des Kirchenbesuchs...
Da die überwiegende Mehrzahl der Angehörigen dieser traditionalistischen Subkultur an politischen Verschwörungstheorien desinteressiert ist, hatte sich seit der Wiederzulassung der lateinischen Messe durch Benedikt 2007 eine Annäherung vollzogen. Benedikt begegnete dem Wandel mit "väterlicher Einfühlsamkeit", um "bald eine volle und zufriedenstellende Lösung des zugrunde liegenden Problems" zu erlangen. Innerkirchlich macht der Versöhnungskurs Sinn, wenn der Befund richtig ist, der Kern des 39 Jahre währenden Konflikts sei die Liturgie und die Bedeutung des Priestertums. Aggressiven und närrischen Sektierern, die Religiosität mit antisemitischen paranoiden Wahngebilden gleichsetzen, muss Benedikt, will er die geistige Zurechnungsfähigkeit des Heiligen Stuhls nicht aufs Spiel setzen, entschieden Einhalt gebieten.
Quelle: Welt.de, Albert Christian Sellner, 30.01.2009
Eine Gruppe von Theologiestudierenden der Universität Luzern lancierte zur Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft durch Papst Benedikt XVI. einen Offenen Brief an die Schweizerische Bischofskonferenz.
Am 24. Januar wurde bekannt, dass der Papst die Exkommunikation für vier Bischöfe aus der Bruderschaft Pius X. aufhebt. Besonders die Aufhebung der Exkommunikation des britischen Holocaust-Leugners Richard Williamson (68) durch die katholische Kirche hat für hohe Wellen gesorgt. Für weiteren Zündstoff sorgte am (heutigen) Donnerstag (29.01.2009) ein neuer Fall einer Holocaust-Leugnung aus den Reihen der Bruderschaft Pius X durch Pater Floriano Abrahamowicz.
Laut einer Medienmitteilung der Katholischen Kirche Stadt Luzern haben nun innerhalb von zwei Tagen mehr als zweihundert Personen – mehrheitlich Theologen oder in der Pastoral tätige Personen – den Brief unterschrieben und damit ihren Protest und ihre Sorge gegenüber den jüngsten Ereignissen in der katholischen Kirche Ausdruck gegeben.
Zum Brief, der weiterhin unterschrieben werden kann.
PDF-Download. verfügbar.
Quelle: Neue Luzerner Zeitung online, 29.01.2009
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX, von lat. Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X.) ist eine 1970 gegründete traditionalistische Priestervereinigung mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde.
Die FSSPX wird seit 1975 durch die Römisch-katholische Kirche offiziell nicht mehr anerkannt und entzieht sich seitdem weitgehend der kirchlichen Jurisdiktion. Die Vereinigung lehnt die Ökumene, die Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bischöfe und die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. Gegründet von Erzbischof Marcel Lefebvre wird sie seit 1994 von dem von ihm geweihten Bischof Bernard Fellay geleitet. Der Bruderschaft gehören nach eigenen Angaben 493 Priester an (Stand 2009).
Die FSSPX sieht ihr Ziel in der Erneuerung des Priestertums und betreibt ohne Erlaubnis des Vatikans und der Diözesen Priesterseminare, Priorate und Kapellen. Theologisch nimmt sie einen traditionalistischen Standpunkt ein und lehnt einige Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils – wie die Ökumene in ihrer heutigen Form und Zielsetzung, die Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bischöfe und die Liturgiereform im Anschluss an das Konzil – ab, weil sie sie für mit der katholischen Lehre unvereinbar ansieht.
- Priesterbruderschaft St. Pius X. Deutschland - Eigene Webseite
- Priesterbruderschaft St. Pius X. – Wikipedia
Gehe zu: Christlich-Jüdischer Dialog