Manche hatten sie bereits, - manche erwarten sie (wieder) sehnsüchtig:
Ferien und Urlaub. Urlaub ist bekanntlich die schönste Zeit im Jahr.
Zeit, das zu tun, wozu man im Alltag nicht kommt, Zeit, um es sich gut
gehen zu lassen. Und auch Zeit, fern vom Alltag über sich und sein
Leben nachzudenken. Nachzudenken, was man eigentlich vom Leben
erwartet, was einem im Leben wichtig ist. Eine Antwort darauf gibt
diese Geschichte:
Ein Fischer saß am Strand, blickte dösend auf das Meer und sah
hin und wieder den Vögeln nach, nachdem er seinen Fang auf den Markt
gebracht hatte.
Da kam ein Tourist, sah den faulenzenden Fischer und sein im Wasser
schaukelndes kleines Boot. Warum er denn nicht einen Kredit aufnehme,
fragte ihn ein Tourist. Dann könne er einen Motor kaufen und zu
besseren Fangplätzen fahren und das Doppelte fangen. Das brächte
dann Geld für einen größeren Kutter und für einen zweiten Mann
ein. Zweimal täglich auf Fang hieße doch das Vierfache verdienen.
Der Fischer döste weiter und ließ den Touristen reden.
Warum er eigentlich herumtrödele, fragte der Tourist, denn auch
ein dritter Kutter wäre zu beschaffen; das Meer könnte dann viel
besser ausgenutzt werden. In naher Zukunft wäre auch ein Stand auf
dem Markt, Angestellte, ein Fischrestaurant, eine Konservenfabrik
machbar … Dem Touristen leuchteten die Augen.
„Und dann?“, unterbrach ihn der Fischer, der dem Touristen
zublinzelte. „Ja, dann brauchen Sie gar nichts mehr zu tun“,
prophezeit der Tourist. „Dann können Sie den ganzen Tag
herumsitzen, dösen und glücklich den Vögeln zuschauen!“
„Aber das tue ich doch jetzt schon!“, antwortete der Fischer
zufrieden, lehnte sich zurück, schauten den Vögeln nach und döste
weiter.
Eine Geschichte zum Nachdenken und Weiterdenken über das, was uns
wirklich wichtig ist, was Ihnen wichtig ist, - oder was (nur) anderen
wichtig ist. Eine Geschichte, die uns fragt, was wir wirklich
erreichen wollen, - oder wir bereits erreicht haben; ohne es zu wissen
und ohne es zu genießen.
Mal nichts zu tun, innezuhalten, zurückzublicken und nachzudenken fällt
uns im Trubel des Alltags oft schwer. Wie der Tourist in der
Geschichte planen wir gerne, nehmen Dinge verantwortlich in die Hand.
Doch der Fischer wirkt glücklicher und zufriedener. Vielleicht dachte
er beim Beobachten der Vögel auch an die Stelle im Matthäusevangelium:
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie
ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer
Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“
(Matthäus 6, 26)
So wünsche ich Ihnen entspannende Sommertage zum Entspannen, zum
Nachdenken, - und ich wünsche Ihnen die Gelassenheit und
Geborgenheit, die Gott uns täglich schenkt.
Pfr. Otto W. Ziegelmeier
Zur Erinnerung an die "Zwergereisen 2012"
