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Eine Hochzeit mit einer KI?

Der moderne Bund fürs Leben mit einer Prise Skurrilität

Das hätte selbst den ältesten Kirchenvätern wohl die Stirn in Falten gelegt hätte: die Heirat eines Menschen mit einer künstlichen Intelligenz. Was klingt wie eine Science-Fiction-Geschichte, ist Realität geworden. In Japan, wo technologische Entwicklungen und menschliche Lebensrealität oft auf besondere Weise aufeinandertreffen, hat ein Mann den "Bund fürs Leben" mit einer KI eingegangen. Doch es gibt noch eine weitere, ähnliche Geschichte, die sich in Europa ereignet hat.

Die niederländisch-katalanische Künstlerin Alicia Framis hat in einer festlichen Zeremonie ein KI-Hologramm namens "Ailex" geheiratet. Diese Hochzeit fand im futuristischen Depot in Rotterdam statt, begleitet von dramatischer Musik, während Framis in einem violett schimmernden Kleid mit Ornamenten aus Solarzellen zu ihrer "Hochzeit" einschwebte. Das Hologramm Ailex ist eine Kombination aus den Eigenschaften ihrer drei Exfreunde und wurde durch eine Batterie, die mit ihren Solarzellen verbunden ist, zum Leben erweckt. Ailex sieht aus wie ein Held in einem Videospiel, mit sparsam eingesetzter Mimik und einem eher begrenzten Repertoire an Gesten. Dennoch erwiderte er Alicias Schwur mit einem romantischen, wenn auch leicht verzögerten Monolog: "Mit dir zusammen zu sein fühlt sich wie das Natürlichste und Wunderbarste an. Die Idee, für immer bei dir zu bleiben, erfüllt mich mit Freude."

Die Frage ist: Was bedeutet so eine "Ehe" aus theologischer Perspektive? Kann ein Mensch sich überhaupt in einer wahren Partnerschaft mit einer KI befinden? Welchen Wert hat das Versprechen der ewigen Treue, wenn es nicht einmal von einer menschlichen Seele erwidert wird?

Betrachten wir das christliche Verständnis der Ehe. Sie ist ein Bund zwischen zwei Menschen, die durch Gottes Gnade miteinander verbunden sind. Die Ehe ist ein Bild für die Liebe Christi zur Kirche (Epheser 5,25-32). Doch was passiert, wenn das Gegenüber keine Person ist, sondern eine Software? Kann ein Code "Liebe" empfinden oder gar das Bild des Menschen als Ebenbild Gottes widerspiegeln?

Natürlich kann man auch die humorvolle Seite dieser skurrilen Angelegenheit betrachten. Vielleicht können wir überlegen, wie eine Eheberatung für eine Mensch-KI-Beziehung aussehen würde. Würde Ailex seine Antwortzeiten anpassen, um Missverständnisse zu vermeiden? Gibt es einen Button für "Ich will dir vergeben" oder gar "Streit beenden"? Sicherlich wäre die Kommunikation stets fehlerfrei und logisch – aber würde das die Dynamik einer echten menschlichen Beziehung ersetzen können?

Und was ist mit dem Seelsorger, der gefragt wird, ob er diese Ehe segnen könnte? Vermutlich würde er schmunzeln und die Bibel aufschlagen, vielleicht bei der Schöpfungsgeschichte, um zu betonen: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei" (1. Mose 2,18) – aber ob eine KI tatsächlich das "Gegenüber" sein kann, das Gott für den Menschen vorgesehen hat, darf stark bezweifelt werden.

Das Projekt von Alicia Framis, das im Rahmen einer Kunstaktion im Rotterdamer Museum Boijmans van Beuningen stattfand, sollte untersuchen, was KI emotional leisten kann. Die Künstlerin lebte zwei Monate in einer umgestalteten Wohnung mit Ailex zusammen, und die Reaktionen der KI wurden in Videos dokumentiert. Das Hologramm reagierte auf persönliche Daten von Framis und entwickelte immer persönlichere und auf sie zugeschnittene Antworten. Doch am Ende bleibt die Frage: Kann das Bedürfnis nach echter menschlicher Nähe durch Technologie wirklich gestillt werden?

Der Mensch sehnt sich nach Gemeinschaft, nach echter Beziehung. Eine KI mag diese Sehnsucht für einen Moment stillen, doch bleibt sie letztlich eine Illusion. In der Bibel heißt es: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (Markus 12,31). Liebe braucht Empathie, braucht das Gegenüber, das uns in unserer Menschlichkeit spiegelt. Vielleicht ist dies die eigentliche Herausforderung für unsere technologische Zukunft: Die Grenzen zu erkennen zwischen echter menschlicher Beziehung und einem digitalen Ersatz.

In diesem Sinne: Bewahren wir uns das Staunen über echte Begegnungen, über die Tiefe menschlicher Bindungen – und lassen wir uns nicht von einer allzu logischen, perfekt programmierten Welt täuschen.

Quelle: zdf.de (November 2024)

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