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Margot Käßmann neu Vorsitzende des Rats der EKD

Erstmals steht eine Frau an der Spitze der deutschen Protestanten. Die Landesbischöfin Margot Käßmann (51) aus Hannover wurde am 28.11.2009 in Ulm zur Vorsitzenden des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt.

Käßmann erhielt bei der Wahl in der Synode 132 von 142 abgegebenen Stimmen. Zu den ersten Gratulanten zählte der bisherige Ratschef Bischof Wolfgang Huber (67), der in den Ruhestand geht. Im Kirchenparlament gab es langen und herzlichen Applaus für Käßmann, die für den Vertrauensbeweis dankte. Zu ihrem Stellvertreter wurde der rheinische Präses Nikolaus Schneider (62) bestimmt.

Der bisherige Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber sagte an seine Nachfolgerin Margot Käßmann gewandt, auf ihr ruhten die Erwartungen vieler Menschen: "Die Gesellschaft hofft auf klärende, wegweisende Worte, die Kirchenmitglieder hoffen auf gute, ermutigende Führung, und man selbst hofft auf Unterstützung und Ratschläge."

Margot Käßmann wurde am 3. Juni 1958 in Marburg an der Lahn geboren. Nach dem Theologiestudium folgte 1985 die Ordination zur Pfarrerin. Vier Jahre später wurde sie von Konrad Raiser in Bochum mit einer Arbeit über "Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche“ promoviert. 1994 bis 1999 war Käßmann Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, ehe sie zur Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt wurde. Sie ist Mutter von vier Töchtern.

Die neugewählte EKD-Ratschefin zeigte sich "sehr berührt" durch das Votum. Sie fühle sich davon berufen und getragen. Sie habe vor der Aufgabe, die sie in den kommenden sechs Jahren vor sich habe, "größten Respekt", so die Bischöfin. Sie werde das Amt "mit meinen Gaben ausfüllen, so gut ich es vermag". Nach den Worten von Käßmann kann die "Sehnsucht der Menschen nach Glauben und Sinn" bei der Kirche eine Antwort finden. Die EKD solle sich nicht durch enge Finanzen und steigende Austrittszahlen entmutigen lassen. Die Bischöfin zitierte ein Pauluswort: "Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet".

Profil der Evangelischen Kirche
Käßmann tritt für eine größere Betonung des Christentums in der evangelischen Kirche ein, als dies in den vergangenen Jahrzehnten üblich gewesen sei. Im Konfirmandenunterricht habe man ihrer Meinung nach mehr über Sekten und Drogen gesprochen als über die Bibel. Sie plädiert für ein klares geistliches Profil kirchlicher Einrichtungen, in evangelischen Kindertagesstätten könne man nicht nur fröhliche Herbstlieder singen, sondern es müssten die biblischen Geschichten erzählt werden. Kinder und Erwachsene sollten wieder mehr beten und Kirchen sollten wie Kirchen aussehen und nicht wie unverbindliche Gemeindezentren. Sie setzt sich auch kritisch mit einzelnen Positionen der römisch-katholischen Kirche auseinander. So kritisiert Käßmann unter anderem bestimmte sexualethische Positionen (Homosexualität, Aufklärungsarbeit zur Verhinderung von AIDS) der katholischen Kirche, fordert die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und die Aufhebung des Zölibats.

Käßmann sagte zur Weiternutzung von Kirchen als Moscheen im Januar 2009: „Wenn eine Kirchengemeinde sagt, sie sei überzeugt, dass eine Nutzung als Moschee in tiefstem Frieden geschehen kann, bin ich einverstanden“, sagte Käßmann. „Im Moment sehe ich aber nicht, dass das möglich ist.“

Ehrungen
Im Jahre 2001 wurde Margot Käßmann der Predigtpreis des Verlags für die Deutsche Wirtschaft für vorbildliche Leistungen auf dem Gebiet der evangelischen Verkündigung verliehen. 2002 erhielt sie die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Erziehungswissenschaften von der Universität Hannover. 2008 wurde sie mit dem großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

theology.de wünscht ihr für das verantwortungsvolle Amt viel Kraft, eine glückliche Hand, ein stets offenes Ohr, eine laute Stimme und Gottes Segen!

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