Sie sind hier: Themen
Zurück zu: Startseite
Allgemein: Sitemap NEWSletter LINK-Hinweis Disclaimer Datenschutzerklärung Impressum Kontakt Über uns

SYRIEN: Aufruf zum Gewaltverzicht

Evang. Mittelostkommission zum Konflikt in Syrien

Die Evangelische Mittelostkommission (EMOK) hat angesichts der nicht nachlassenden Gewalt in Syrien die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen. An die Regierung Syriens und an die bewaffneten oppositionellen Gruppen appellierte die Kommission in der vergangenen Woche gleichermaßen, Gewaltverzicht zu üben und die Menschenrechte zu schützen. Die EMOK ist eine gemeinsame Kommission der EKD und des Evangelischen Missionswerkes aus evangelischen Kirchen und Organisationen, deren Vorsitz Landesbischof a.D. und Mitglied des Rates der EKD, Dr. Johannes Friedrich, inne hat.

Evangelische Mittelostkommission (EMOK) zum Konflikt in Syrien

Die Erklärung vom 18. Juli 2012 im Wortlaut:

Als Mitglieder der Evangelischen Mittelostkommission und ihres geschäftsführenden Ausschusses beobachten wir die Entwicklung des Konflikts in Syrien. Wir sind betroffen vom Leiden der Menschen dort. Wir haben besondere Verbindung und geschwisterliche Beziehung zu den Christen des Landes und der Region. Unsere Teilnahme und Solidarität gilt ihnen und allen Menschen Syriens, über die Grenzen der Religionen hinweg.
Auch für uns ist es schwer, Informationen aus Syrien zu beurteilen und uns ein Bild der Lage zu machen.

Unser Blick auf den Konflikt in Syrien

- Wir sehen uns in geschwisterlicher Verbundenheit mit den Kirchen und Christen in Syrien.

- Wir sehen und teilen die Besorgnis aus den Kirchen Syriens, dass die Freiheiten für Religionsausübung, Kultur- und Sozialarbeit, die sie bisher genossen, durch politische Umbrüche gefährdet werden könnten. Wir wissen, dass die Kirchen in Syrien Wirkungsräume haben, die sie in Nachbarländern nicht haben.

- Wir verstehen die Besorgnis hinsichtlich des Zustandes der Opposition. Sie kann keine gemeinsamen, verbindlichen Ziele nennen. Entscheidende Teile der Opposition scheinen derzeit eine militärische Lösung des Konflikts zu suchen. Den militärischen Kräften der Opposition werden – wie auch den staatlichen Sicherheitskräften – massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Plausible Nachrichten berichten von Drohungen und Gewalt radikaler Kräfte der Opposition gegen Christen, von Kirchenzerstörung und Massakern, besonders in Homs.

- Wir verstehen und akzeptieren, wenn aus Syrien - auch aus den Kirchen - Motive der aktuellen westlichen Politik gegenüber Syrien infrage gestellt werden. Worum geht es den westlichen Staaten, auch der Bundesrepublik: um das Wohl der Menschen in Syrien, oder doch um ein größeres geostrategisches Spiel, um Öl, den Konflikt mit dem Iran, die Unterstützung Israels, die Kooperation mit Saudi-Arabien und arabischen Golfstaaten? Worum geht es den beiden anderen Großmächten, Russland und China?

- Wir teilen die Besorgnis über Berichte von kontinuierlichen Waffenlieferungen an syrische Widerstandsgruppen, finanziert von Saudi-Arabien und Qatar, abgewickelt unter der Regie westlicher Geheimdienste über das Territorium des NATO-Partners Türkei. Wir teilen die Befürchtung, dass durch die Militarisierung des Konflikts von dieser Seite radikal-sunnitische Kräfte gefördert werden.

Ebenso wichtig ist uns:

- Als Christen gilt unsere Solidarität allen Opfern des Konflikts, ungeachtet ihrer Religion.

- Wir erinnern daran, dass zuerst und über längere Zeit hinweg die Gewalt in Syrien von staatlichen Organen gegen friedliche Demonstranten ausging. Durch die Verhinderung einer freien Berichterstattung wird solche Gewalt begünstigt und geschützt.

- Die willkürliche Gewalt von syrischen Sicherheitskräften gegen eigene Bürger verurteilen wir scharf.

- Wir halten ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber anderer Religion und Konfession, etwa gegenüber sunnitischen Muslimen und ihren Aktivitäten, für ungerecht und schädlich. Es verhindert Zusammenarbeit für eine friedvolle Zukunft des Landes.

- Berichte vom Frühjahr 2011 über Ausgabe von Waffen an Angehörige bestimmter religiöser Gruppen deuten darauf hin, dass das derzeitige Regime früh Weichen für einen Bürgerkrieg entlang religiöser Linien gestellt hat.

Wir stellen uns hinter die Ausführungen des Generalsekretärs des Ökumenischen Rats der Kirchen, Rev. Dr. Olav Fykse Tveit, in seinem „Statement on violence in Syria“ vom 29. Mai 2012 und seinem Brief vom 25.6.2012 an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. (Siehe unten)
Seinen Appell an die Regierung Syriens, von willkürlicher Gewalt gegen eigene Bürger abzulassen und ihrer Verantwortung nachzukommen, grundlegende Menschen- und Freiheitsrechte der Bürger zu schützen, unterstützen wir ebenso wie seinen Appell an die internationale Staatengemeinschaft, endlich ihre Verantwortung angesichts der untragbaren Gewalt wahrzunehmen.

Unsere Forderungen:

Wir wenden uns nachdrücklich gegen einen Missbrauch der Religion für Kriegszwecke.

Wir verurteilen es, wenn das jetzige Regime durch seine Politik nicht nur Alawiten, sondern auch Christen und andere Minderheiten zwangsweise zu seinen Verbündeten und damit auch zu seinen Geiseln macht.

Wir verwahren uns gegen antiislamische und antisunnitische Feindbilder.

Wir wenden wir uns gegen eine militärische Aufrüstung religiöser Gruppen von außen, auch mit Hilfe westlicher Staaten. Wir wenden uns insbesondere gegen eine Stärkung militanter, sunnitischer Gruppen mit der Unterstützung westlicher Staaten.

Wir erinnern mit dem Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Rev. Dr. Olav Fykse Tveit, unsere eigene Regierung und die Staaten der Weltgemeinschaft an ihre Verantwortung gegenüber den Menschen in Syrien. Diese können sie nur wahrnehmen, wenn sie dem Verdacht wehren, die Entwicklung in Syrien für eigene geostrategische Ziele zu missbrauchen.

Dr. Johannes Friedrich
Vorsitzender der Evangelischen Mittelostkommission (EMOK)


Quelle: ekd.de (25.07.2012)

Download:
- Rev. Dr. Olav Fykse Tveit: „Statement on violence in Syria“ vom 29. Mai 2012
- Rev. Dr. Olav Fykse Tveit:
Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vom 25.6.2012

Gehe zu: Wege zu einer zukunftsfähigen Mobilität Auf Märkte wird mehr gehört als auf Menschen!