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Eckhart von Hochheim, bekannt als Meister Eckhart (* um 1260 bei Gotha - Hochheim, Tambach oder Wangenheim; † vor 30. April 1328 in Avignon oder Köln) war ein bedeutender Theologe und Philosoph des christlichen Mittelalters. Seine Zuordnung als Mystiker ist umstritten.
Bei der Schreibweise seines Namens weisen die Handschriften die unterschiedlichsten Varianten auf (wie Aycardus, Ekhartus oder Hechard).[1] Ein Bildnis oder Autograf Eckharts ist nicht überliefert, doch lässt sowohl die deutsche wie auch die lateinische Überlieferung seine Redaktion erkennen.
Von guten Gaben
Ich pflege oft ein Wörtlein zu sprechen und es ist auch wahr: Wir rufen alle Tage und schreien im Paternoster: Herr, dein Wille geschehe! Wenn aber dann sein Wille geschieht, so wollen wir zürnen und ergeben uns nicht in seinem Willen. Was er auch tut, dass müsste uns das Beste dünken und am allerbesten gefallen. Die es so zum besten nehmen, die bleiben allewege in ganzem Frieden. Ihr aber sprecht manchmal: Ach, wäre es anders gekommen, so wäre es besser, oder wäre es nicht so gekommen, so wäre es vielleicht besser gekommen. Solange dich das dünkt, gewinnst du nimmer Frieden. Du sollst es zum allerbesten nehmen.
Ich sprach einst: Was eigentlich gewortet werden kann, das muss von innen herauskommen und von seiner Form ausgehen und darf nicht von aussen hineingehen. Das lebt eigentlich im Innigsten der Seele. Da sind dir alle Dinge gegenwärtig und innerlich lebend und suchend und sind im Besten und im Höchsten. Warum empfindest du das nicht? Da bist du nicht heimisch. Je höher im Rang ein Ding ist, um so allgemeiner ist es. Den Sinn habe ich gemein mit den Tieren und das Leben mit den Bäumen. Das Sein ist mir noch tiefer innen, das habe ich gemein mit allen Kreaturen. Der Himmel ist mehr als alles, was daneben ist, darum ist er auch höher im Range. Die Liebe steht hoch im Rang, weil sie allgemein ist. Es scheint schwer, dass unser Herr geboten hat, man solle den Mitchristen lieben wie sich selbst. Dies fasst der gemeine Mann gewöhnlich so auf, man solle sie in demselben Sinne lieben, in dem man sich selber liebt. Nein, so soll es nicht sein. Man soll sie ebensosehr lieben wie sich selbst, und das ist nicht schwer. Wollt ihr's gut merken, so ist es mehr Lohnes wert als ein Gebot. Das Gebot scheint schwer, und der Lohn ist begehrenswert. Wer Gott liebt, wie er ihn lieben soll und muss (ob er will oder nicht), und wie ihn alle Kreaturen lieben, der muss seinen Mitmenschen lieben wie sich selbst und sich seiner Freuden und Ehren freuen und danach trachten wie nach seiner eigenen Ehre, und nach dem Fremden wie nach dem Seinen. Und so ist der Mensch allezeit in Freuden, in Ehren und in Nutzen, so ist er ganz wie im Himmelreich und so hat er stärkere Freuden, als wenn er sich allein seines Gutes freute.
Und wisse in Wahrheit, ist dir mehr an deiner eigenen Ehre als an der eines andern gelegen, so ist es unrecht. Wisse, wenn du das deine suchst, da findest du Gott nimmer, wenn du nicht rein Gott suchst. Du suchst etwas mit Gott, Lind tust gerade so wie wenn einer aus Gott eine Kerze machte, mit der man etwas sucht, und wenn man das Ding findet, so wirft man die Kerze weg. So tust du: was du mit Gott suchst, das ist nichts, Nutzen, Lohn, Innerlichkeit oder was es auch sei; du suchst nichts, darum findest du auch nichts. Alle Kreaturen sind lauter Nichts. Ich sage nicht, dass sie gering sind oder wenig sind: sie sind gar nichts. Wer kein Sein hat, ist nichts. Alle Kreaturen haben kein Sein, denn ihr Sein hängt an der Gegenwart Gottes. Kehrte sich Gott einen Augenblick ab, sie würden zunichte. Ich sprach manchmal und so ist es auch: Wer die ganze Welt nähme und Gott dazu, der hätte nicht mehr als wenn er Gott allein hätte. Alle Kreaturen haben nicht mehr ohne Gott, als wer eine Mücke hätte ohne Gott, ganz ebenso, nicht weniger und nicht mehr. Fürwahr, nun achtet auf ein wahres Wort.
Gäbe ein Mensch tausend Pfund Goldes, auf dass man damit Kirchen und Klöster baute, so wäre das ein grosses Ding. Aber doch hätte der viel mehr gegeben, der tausend Pfund für nichts achten könnte: der hätte viel mehr getan als jener. Als Gott alle Kreaturen schuf, da waren sie so erbärmlich und so eng, dass er sich nicht darin bewegen konnte. Jedoch die Seele machte er so sich gleich und so eben das Nämliche, damit er sich der Seele hingeben könnte: denn was er ihr sonst geben könnte, das achtet sie nicht. Gott muss mir sich selbst zu eigen geben, so wie er sich selbst gehört, oder es wird mir nichts und es schmeckt mir nichts. Wer ihn so ganz empfangen will, der muss sich selbst ganz ergeben haben und aus sich selbst herausgegangen sein.
Ich ward einst gefragt, was der Vater im Himmel täte? Da sprach ich: Er gebiert seinen Sohn, und dies Werk ist ihm so reizend und gefällt ihm so gut, dass er nichts anderes mehr tut, und aus ihnen beiden erblüht der heilige Geist. Wenn der Vater seinen Sohn in mir gebiert, so bin ich dieser Sohn und kein anderer; unter Menschen gibt es da einen und dort einen, aber da bin ich derselbe und kein anderer.
Gottes Natur ist, dass er gibt, und sein Wesen hängt daran, dass er uns gibt, wenn wir demütig sind. Sind wir das nicht, so empfangen wir auch nichts und tun ihm Gewalt an und töten ihn. Wenn die Seele der Zeit und des Raumes ledig ist, so sendet der Vater seinen Sohn in die Seele. Es spricht ein Wörtlein: »Die beste Gabe kommt von oben herab, vom Vater der Lichter.« Dass wir bereitet seien, die beste Gabe zu empfangen, dazu verhelfe uns Gott, der Vater der Lichter. Amen.
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