Ich glaube (oder: Wir glauben [1]) an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tag auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Und an den Heiligen Geist, der Herr ist und uns lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn [2]) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten. Und an die eine, heilige, katholische (oder: christliche [3]) und apostolische Kirche. Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Katholisches Gesangbuch "Gotteslob", Nr. 356 Evangelisches Gesangbuch, Nr. 805
Das Nicaenum stammt vom Konzil in Nizäa (325) und wurde auf dem Konzil in Konstantinopel (381) überarbeitet. Es ist das einzige Glaubensbekenntnis, das Christen fast aller Konfessionen verbindet. Allerdings gibt es einige Abweichungen zwischen den Traditionen:
[1] Die wörtliche Übersetzung lautet "Ich glaube". Die katholische Kirche beschloss jedoch auf dem 2. Vatikanischen Konzil, hier statt dessen "Wir glauben" zu übersetzen. Zum Teil haben sich die evangelischen Kirchen dem angeschlossen.
[2] Der Originaltext hat das "und dem Sohn" nicht. Es wurde später in den Text eingefügt. Weil nicht alle Christen mit dieser Ergänzung einverstanden waren, kam es 1054 zur Kirchenspaltung zwischen West- und Ostkirchen. Die katholische und die evangelischen Kirchen halten an dem Zusatz bis heute fest, während die orthodoxen Kirchen die Ergänzung bis heute ablehnen. In ökumenischen Gottesdiensten wird der Zusatz darum meistens weggelassen.
[3] Das Wort "katholisch" bedeutete ursprünglich so viel wie "allgemein", "allumfassend". Die römisch-katholische Kirche lehrt, dass sie mit der "einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche" identisch ist, oder (seit Vaticanum II) dass sie zumindest deren Mitte und Kern ist. Deshalb nennt sie sich "katholisch". Die anderen Kirchen betonen dagegen, dass Christen aller Konfessionen zu der im Glaubensbekenntnis genannten "katholischen" Kirche gehören. Evangelische Christen sagen darum oft lieber "christlich" oder "allgemein christlich" statt "katholisch".
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