Christliche Konfessionen im Überblick

 

Evangelische Kirchen

Römisch-Katholische Kirche

Orthodoxe

Begriff

Evangelion (griech.) = Frohe Botschaft

katholikos (griechisch) = allgemein, umfassend

- órthos (griech.) = wahr, richtig

- dókeo (griech.) = glauben

- doxázo (griech.)= verehren, rühmen

Andere Konfessionsbezeichnung

man unterscheidet

Lutheraner (Augsburger Bekenntnis)

Reformierte oder Calvinisten (Helvetisches Bekenntnis)

-.-

"Kirche der sieben Konzilien

Trennung

31.Oktober 1517 Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg;

1521: Exkommunikation (Bannbulle)

1530: Reichstag zu Augsburg: Vorlage der Bekenntnisschriften:
"Augsburger Bekenntnis" (Melanchthon), "ratio fidei" (Zwingli), die dann allgemein "Helvetisches Bekenntnis" benannt wird.

von den Altorientalen: 451

von den Orthodoxen: 1054

von den Evangelischen: 1517/1530

von den Anglikanern: 1535

von den Altkatholiken: 1871

offizielles Datum: 16.Juli 1054: gegenseitiger Bann des päpstlichen Gesandten Kardinal Humbert von Silvacandida und Patriarch Michael Kerullarios

 

7.Dezember 1965 durch Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras - einen Tag vor Beendigung des 2.Vaticanischen Konzils.

Gründe für die Trennung

Missstände in der Kirche (u.a. Missbrauch des Ablasses)

Bewusstsein bei vielen Christen für die Notwendigkeit einer Reform der Kirche

Neubesinnung auf die Hl. Schrift (Einfluss des Humanismus!)

Ø Unverständnis für andere Mentalitäten und andere Entwicklungen - die Verwechslung von Einheit mit Uniformität

Ø Machtstreben

Ø Treue zur eigenen, gewachsenen Tradition

Ø Angst vor einer anderen (neuen) Art zu denken

Ø Angst, vertraut Gewordenes aufgeben zu müssen

- Unverständnis für das griechische (östliche) bzw. lateinisch-römische (westliche) Christentum

- die selbstständige Auseinanderentwicklung

- die Verwechslung von Einheit mit Uniformität

- Machtstreben auf beiden Seiten.

 

Hindernisse zur Wiedervereinigung

Unterschiede in der Lehre

Kirchenverständnis

Amtsverständnis

Abendmahlslehre

- Mentalitätsunterschiede und daraus resultierende Arroganz (Katholiken sind die einzig wahre Kirche Jesu Christi: alle anderen müssen sich zu ihr bekehren. Die Schuld der Trennung liegt nur bei den anderen!)

- Mentalitätsunterschiede und daraus resultierende Arroganz (vor allem das Überlegenheitsgefühl des Westens gegenüber dem Osten)

- Politisch-kriegerische Greueltaten, die zwischen beiden Konfessionen in der Geschichte immer wieder vorgekommen sind
- 1204: Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (4.Kreuzzug;)
- 1453: Hilfe gegen Osmanen kommt zu spät; Konstantinopel wird erobert;
- bis heute: Kroaten-Serben-Problematik usw.
- Unierte Christen

Einigungsversuche

Reichstage,

Konzil von Trient (1545-1563) und Gegenreformation

Ökumenische Bewegung

Offizieller Dialog mit der Orthodoxen und der Katholischen Kirche

Weltkirchenrat

1274 (2.Konzil von Lyon)

1431-1437 (Konzil von Basel-Ferrara -Florenz) mit den Altorientalen und Orthodoxen Christen

- 1962-1965 (2.Vaticanum) verstehende vorsichtige Annäherung zu den getrennten Christen.

- Seit 1950 starke ökumenische Bewegung und Aufnahme der offiziellen Dialoge.

1274: 2.Konzil von Lyon

1431-1437: Konzil von Basel-Ferrara-Florenz (hier werden vor allem theologische Probleme geklärt. Eine Folge war die Union von Brest-Litowsk.

Ökumenische Bewegung

Weltkirchenrat

offizieller Dialog

Glaubensbekenntnis

Apostolisches und Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis

Apostolisches und Nicäno-Konstantinopolitanisches (großes) Glaubensbekenntnis

Nicäno-Konstantinopolitanisches ("großes") Glaubensbekenntnis

Anerkannte Konzilien

Anerkennung von achtzehn Konzilien unter dem Vorbehalt der Autorität der Bibel ("auch Konzilien haben geirrt" - Luther)

einundzwanzig Konzilien werden anerkannt

sieben Konzilien werden anerkannt

Theologische Unterschiede

zur Orthodoxen und Katholischen Kirche

- in der Lehre,

- im Amtsverständnis

- Kirchenverständnis,

- in der Sakramentenlehre

- zu den orthodoxen Gläubigen: keine

- zu den evangelischen Gläubigen:

- Verwirklichung des christlichen Ideals, der Nachfolge und Nachahmung Christi im Laufe der Geschichte.

è Demgegenüber steht bei den evangelischen Christen die viel stärkere Konzentration auf den historischen Jesus, seinen Tod und sein Erlösungswerk.

è In der Abendmahlslehre bestreiten die evangelischen Christen die Transsubstantiation, an der die Katholiken und Orthodoxe festhalten.

è Es bedarf nicht nur des Glaubens und der Gnade (sola fides, sola gratia) um gerettet zu werden, sondern der Mensch soll dazu noch das Gute tun, zudem er befähigt ist. (Luther meinte, dass der Mensch durch den Sündenfall ganz verderbt ist und daher keine guten Werke mehr vollbringen kann.) Der Glaube muss sich aber in Werken der Liebe erweisen.

Die Kirche ist in der Tradition sichtbar und erfahrbar.

è Evangelische Christen sind der Überzeugung, dass die Kirche unsichtbar ist.

- Dem besonderen Priestertum der Katholiken und Orthodoxen

è setzen die Evangelischen Christen das allgemeine Priestertum entgegen.

- zu Katholiken: keine

- zu Evangelischen: in der Lehre

Weltbild

Es ist das im ganzen Abendland verbreitete aristotelische Weltbild: Es ist induktiv, es geht von der direkten Erfahrung aus: von der erfahrbaren Wirklichkeit wird zurückgeschlossen auf eine transzendente Wirklichkeit.

Es ist das im ganzen Abendland verbreitete aristotelische Weltbild: Es ist induktiv, es geht von der direkten Erfahrung aus: von der erfahrbaren Wirklichkeit wird zurückgeschlossen auf eine transzendente Wirklichkeit.

Die Theologie der Orthodoxen Kirchen ist nur verständlich vor dem Hintergrund des platonischen Denkens: Die Philosophie Platons ist deduktiv. Sie geht aus von der Existenz ewiger Ideen, deren Abbild die erfahrbare Wirklichkeit ist. Für den Menschen bedeutet das, dass das, was er hier erfährt, nur ein schwacher Abglanz der Ewigkeit ist. vgl. Höhlengleichnis.

Lehre

- basiert nur auf der Hl. Schrift (schriftkonform)

- mündliche Überlieferung und Tradition werden bis zu einem gewissen Grad abgelehnt

basiert auf der Heiligen Schrift, der mündlichen Überlieferung und der Tradition

basiert auf der schriftlichen (Bibel: AT und NT) und mündlichen Überlieferung und der Tradition

Große Wertschätzung der Kirchenväter
(= große Theologen des 1.Jahrtausends)

Sakramente

es gibt zwei Sakramente, die auf Jesus zurückgehen:

- Taufe und Abendmahl

- Die Ehe wird in der Kirche gesegnet. Sie kann geschieden werden.

- Der Seelsorger (ausgebildeter Theologe) wird von der Gemeinde gewählt.

 

es gibt sieben Sakramente

- Zusammen mit der Taufe wird die Firmung und Kommunion gespendet

- Prinzipiell gilt die Unauflöslichkeit der Ehe. Die Ehe kann aber geschieden werden; die kirchliche Wiederverheiratung ist nach einem Bußakt möglich

- Priesteramtskandidaten können vor der Weihe zum Diakon heiraten.

Ideal

Leben nach dem Vorbild Jesu,

Frömmigkeit aus dem Geist der Hl. Schrift. Der Gläubige soll sich möglichst an Hand von theologisch fundierten Predigten eine vertiefte Kenntnis der Hl. Schrift erwerben.

aktiver Einsatz für das Reich Gottes, aber doch genau den Buchstaben der Gesetze erfüllend (Codex Iuris Canonici!). Die Frage nach der "actio" gilt für Laien und Mönche (daran wurde und wird - im Bewusstsein der Gläubigen - die Sinnhaftigkeit eines Ordens gemessen!)

Mönchtum

Klostergottesdienste (Vesper = kirchliches Abendgebet und Matutin = Morgengebet) werden wenn möglich in der Pfarre gebetet.

Gottesdienste

Gemeindegottesdienst am Sonntag, der aber nicht immer Abendmahlsgottesdienst ist.

Im Zentrum stehen Schriftlesungen und Predigt.

Bei den Reformierten Christen gibt es keinen Altar und keinen Bilderschmuck in der Kirche

Die Eucharistiefeier ("Messe") wird seit der Liturgiereform 1969 in der Muttersprache gefeiert. Seither ist auch der Altar näher zum Volk gerückt und der Priester steht mit dem Gesicht zum Volk.

Viele andere Gottesdienstformen (Segen, Andachten, Kreuzweg usw.) sind weitgehend verschwunden. Durch den zunehmenden Priestermangel kommt es aber verstärkt wieder zu

Wortgottesdiensten mit Kommunionfeier. Auch Jugendliche suchen nach anderen Gottesdienstformen, bei denen sie sich und ihr Anliegen in ihrer Sprache und Ausdrucksweise einbringen können - z.B. Jugendvespern.

Die Predigt ist wichtig und steht an relativ zentraler Stelle.

è Es gehört zu den Pflichten eines katholischen Christen, an der ganzen Sonntagsmesse  teilzunehmen. Gemäß dem "alten" (vorkonziliären) Katechismus ist die Sonntagspflicht nicht erfüllt, wenn man erst nach dem "Gloria" in die Kirche kommt. (Die Messe ist in erster Linie "heilige Christenpflicht" und wird auch so von machen absolviert)

- neben der Liturgie ("Messe") haben Gottesdienste aus dem klösterlichen Stundengebet besondere Bedeutung

- Wortgottesdienste werden oft gefeiert (Totenfeier, Lobfeier = Te Deum, bei den Serben die Namenspatrone = Slava...)

- die Predigt hat geringeren Stellenwert. Es gibt genug Texte, in denen Schriftstellen meditiert und aktualisiert werden.

- es werden nicht nur Gehör (Texte und Lieder), sondern auch die Augen (Ikonen = Bilder) und der Geruchssinn (aromatisierter Weihrauch) angesprochen.

Heilige

Heiligenkult wird abgelehnt, aber die Kirche kennt hervorragende Persönlichkeiten.

Es gibt Heiligenverehrung.

An der Spitze der Heiligen steht Maria, die Mutter Jesu. Jedes Jahr werden einige Christen vom Papst heiliggesprochen.

Es gibt Heiligenverehrung;

Heilige sind Menschen, die die Vollendung erreicht haben und durch die bereits während des irdischen Lebens Gott erfahrbar wurde.

Dogmen

Christologische Dogmen anerkannt (schriftkonform)

sind Glaubenssätze;

sie sind in Sprache gefasste Richtschnur christlichen Glaubens. Sie müssen in der Tradition verankert sein.

sind Bekenntnisse der Großtaten Gottes, die in der Hl. Schrift festgehalten und deshalb nicht diskutierbar sind

Organisation

Landeskirchensystem:

Es gibt keine zentrale Instanz. Es gibt aber Zusammenschlüsse auf staatlicher Ebene; es gibt auch den lutherischen und den reformierten Weltbund.

hierarchisch-synodal:

Die Gläubigen sind in Pfarren zusammengefasst, die Pfarren in Diözesen und die Diözesen unterstehen dem Papst.

Dem Papst, den Bischöfen und Pfarrern stehen Beratungsgremien zur Seite, die nicht nur Anhörungsrecht sondern auch Mitspracherecht haben.

synodale (demokratischere) Ordnung:

- Landeskirchensystem; es gibt 15 autokephale (eigenständige) und 3 autonome (teilweise eigenständige) Kirchen.

- Die Eigenständigkeit bezieht sich auf pastorale Fragen und Fragen der Verwaltung. In Glaubensfragen geschehen Entscheidungen nach Übereinkunft mit den anderen Kirchen.

- Den Ehrenvorrang (Ehrenprimat) unter den Kirchenoberhäuptern der Landeskirchen hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel.

Kirchliche Ämter

Es gibt keinen speziellen Priesterstand, trotzdem erfordert die Organisation eine Gliederung:

Pfarrseelsorge, Pfarrer, Superintendent, Landesbischof.
Auch Frauen sind zum kirchlichen Amt zugelassen! Sie können alle Ämter bekleiden

Diakon, Priester und Bischöfe;

"ständige" Diakone („viri probati") sind normalerweise verheiratet.

Bischöfe, Priester, Diakone

Diakon und Priester sind entweder verheiratet (die Ehe muss vor der Diakonatsweihe geschlossen werden) oder gehören einem Kloster an.

Bischöfe sind immer Mönche (ehelos); es können auch jene Priester Bischöfe werden, die verwitwet sind (sie schließen sich einem Kloster an);
Bischofskandidaten sollten aber über eine gute Hochschulausbildung verfügen.

Stellung in der Ökumene

Sie gehören zur lateinischen Christenheit und sind aus der abendländischen Geistesentwicklung zu verstehen.

Die katholische Kirche repräsentiert die römische Christenheit. Noch prägt römisches Denken die Katholiken. Allerdings liegt bereits die nahe Zukunft der katholischen Kirche in den Ländern Afrikas und Lateinamerikas.

Die orthodoxe Kirche repräsentiert in der Kirche Jesu Christi die griechische Christenheit. Sie hat sich wie die lateinische (=römisch-katholische) Christenheit aus dem frühen Christentum entwickelt.

Verbreitung

In der ganzen Welt; Schwerpunkt: nördliches Europa und angelsächsische Welt

auf der ganzen Welt

Im 1.Jahrtausend: Verbreitung im Oströmischen Reich; Ausbreitung nach Russland... daher die Bezeichnung "Ostkirche"

heute: durch Auswanderung, Flucht und Gastarbeiter: Ausbreitung auf der ganzen Welt.

Anzahl

10% der Christen (etwa 3,6% der Weltbevölkerung) sind evangelisch. Das sind etwa 120 Millionen Menschen

58% der Christen (etwa 23% der Weltbevölkerung) sind Katholiken. Das sind etwa 700 Millionen Menschen.

12,5% der Christen (etwa 4% der Weltbevölkerung) sind orthodox – das sind etwa 150 Millionen Menschen

Gottesverständnis

Für Luther galt das Gottesbild:

- Gott ist ein strenger Richter, den man fürchtet; er ist aber auch der gute Hirte, wie er im Psalm besungen wird.

- In Jesus sind die, die das gläubig annehmen, gerechtfertigt worden.

Es setzte sich dann aber ein Wandel im Gottesverständnis durch: Gott ist der liebende und sorgende Vater, der das Heil der Menschen will.

Seit dem 2.Vaticanum ist ein starker Verständniswandel zu bemerken: Die Menschlichkeit Jesu, dass er der Bruder aller Menschen ist, alle aber Kinder Gottes sind, wird viel stärker betont.

Gott ist ein liebevoller Vater (gegenüber der Aussage, dass Gott "ein gerechter Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft").

Obwohl Christus (=Gottesbild) als der Weltenrichter (Pantokrator) dargestellt wird, der den Menschen am Ende der Zeiten zur Rechenschaft ziehen wird, wird Gott immer als der verstanden, der das Heil der Menschen will.

"Denn ein gütiger und menschenliebender Gott bist Du, und Dir senden wir Lobpreis empor: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Selbstverständnis

Der an der Hl. Schrift orientierte Gläubige versteht sich als befreiter Mensch - der sich auch befreit weiß von jeder Bevormundung durch kirchliche und weltliche Autoritäten. Er hält fest an der von jeder späteren Überwucherung gereinigten Lehre Jesu, an seinem ursprünglichen Wort.

Die katholische Kirche sieht sich als Gemeinschaft, in der die Kirche Jesu Christi verwirklicht ist. Sie sieht im Bischof von Rom den Garanten für die unverfälschte Bewahrung des christlichen Glaubens und der Einheit der Kirche.

Gemäß dem Gottesverständnis hat die Kirche nicht strafende sondern heilende Aufgaben und soll dem Menschen auf seinem Weg zu Gott in seiner Schwäche entgegenkommen.

(c) Maria Duffner / theology.de



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