Interreligiöser Friedensgipfel in Assisi 2011

"Nie wieder Gewalt! Nie wieder Terrorismus!"

Der Interreligiöse Friedensgipfel in Assisi beschwört Abkehr vom Krieg

Papst Benedikt XVI. hat sich mit dem Ausruf "Nie wieder Krieg!" beim interreligiösen Treffen von Assisi am 27.10.2011 das Motto der Friedensbewegung zu eigen gemacht. Zum Abschluss der Begegnung mit 300 Religionsvertretern aus 50 Ländern fügte er hinzu: "Nie wieder Gewalt! Nie wieder Terrorismus!"

Vor der Basilika des Heiligen Franziskus erneuerten Vertreter mehrerer Weltreligionen das Versprechen, sich für ein Ende von Krieg und Gewalt einzusetzen (>>> Friedenserklärung im Wortlaut). Beide widersprächen einem "echten religiösen Geist", sagte der Präsident des Lutherischen Weltbundes, der palästinensische Bischof Munib Younan, auf Arabisch.

Ein Repräsentant der Sikh bekannte sich für seine Religion zu der Verpflichtung, "die Menschen zu gegenseitigem Respekt und Hochachtung zu erziehen, damit sich ein friedliches und solidarisches Zusammenleben zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Ethnien, Kulturen und Religionen realisieren lässt". Ein Jude, ein Muslim, ein Vertreter der erstmals eingeladenen Nichtgläubigen und andere Religionsvertreter gelobten ebenfalls feierlich, sich für Versöhnung und Frieden einzusetzen.

Der Papst hatte zuvor "voller Scham" die Anwendung von Gewalt im Namen des Christentums eingestanden. In der Basilika Santa Maria degli Angeli beklagte das Oberhaupt der katholischen Kirche eine "Entstellung" der Religion, die zu ihrer Zerstörung beitrage.

Kein Einsatz von Waffen im Namen der Religion
Am 25. Jahrestag des ersten Friedenstreffens von Assisi kritisierte Benedikt, dass noch immer der Einsatz von Waffen im Namen der Religion gerechtfertigt werde. Gleichzeitig habe das "Nein zu Gott" Grausamkeiten und eine Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht. "Die Schrecknisse der Konzentrationslager zeigen in aller Deutlichkeit die Folgen der Abwesenheit Gottes", mahnte der Papst.
Heute sei das Verlangen nach Glück zu einer "hemmungslosen, unmenschlichen Begierde" geworden. In diesem Klima sei Gewalt zur Selbstverständlichkeit geworden, die ganze Generationen von Jugendlichen zerstöre.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Erzbischof Rowan Williams, unterstrich die "leidenschaftliche Entschlossenheit" der Glaubensgemeinschaften zum Einsatz für Frieden. Die aktuellen Herausforderungen seien so umfassend, das keine Religion allein den Anspruch erheben könne, über die nötigen Mittel zu verfügen.

Das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, Patriarch Bartholomäus I., beklagte, die Umstürze in arabischen Ländern hätten nicht zu einem Ende der religiösen Spannungen geführt. Christen drohten im gesamten Nahen Osten immer weiter ausgegrenzt zu werden. Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, wies auf die weltweit hohe Jugendarbeitslosigkeit als eine der Ursachen für bewaffnete Konflikte hin.

Als Vertreter des Judentums bezeichnete der israelische Rabbiner David Rosen Frieden als religiöse Grundvoraussetzung für die von Juden und Christen gleichermaßen erhoffte Erlösung. Der Sprecher der auf die Yoruba zurückgehenden Glaubenstraditionen, Wande Abimbola, forderte die Anerkennung von Naturreligionen als Voraussetzung für Völkerversöhnung und Frieden.

Zum Abschluss des Treffens sagte der Papst, das Treffen unterstreiche die Schlüsselfunktion, die die "geistliche Dimension" bei der Schaffung des Friedens habe. Die Pilgerfahrt habe einen brüderlichen Dialog ermöglicht, die Freundschaft vertieft und die Teilnehmer im Schweigen und Gebet zusammengeführt: "Nachdem wir unser Versprechen für den Frieden erneuert und ein Zeichen des Friedens ausgetauscht haben, fühlen wir uns nun noch tiefer involviert und eins auf unserer gemeinsamen Reise als Mensch mit all den Männern und Frauen der Gemeinschaften, die wir repräsentieren."

Weiter sagte Benedikt XVI.: "Wir werden nicht getrennt, wir werden vereint auf diese Reise gehen und unseren Dialog fortführen, um tagtäglichen dem Frieden zu dienen und uns der Schaffung einer besseren Welt zu widmen, einer Welt, in der jeder Mann und jede Frau und jedes Volk im Einklang mit ihren ganz eigenen, legitimen Bestrebungen leben können."

ABER: Frieden ist nicht Scheu vor Konflikten
Ein Ziel des Weltfriedenstreffens war es, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Es fällt schwer zu erkennen, was genau dabei erreicht wurde, indem man ganz bewusst kein Gebet der verschiedenen Teilnehmer in Anwesenheit der anderen zugelassen hat! So hat man paradoxerweise wohl um des lieben Friedens willen auf das gemeinsame Gebet für den Frieden verzichtet!

Quelle: domradio.de (28.10.2011)



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