Es ist eine Provokation, die an Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" erinnert: Der Künstler Christoph Büchel funktioniert in Venedig eine Kirche zur Moschee um – und wird zum Favoriten der Biennale 2015.
Es ist überrascht, dass gerade Venedig keine Moschee hat. Denn schließlich ist keine Stadt Italiens so sehr von der arabischen Welt beeinflusst. Der Handel mit dem Orient brachte den Künstlern Bellini und Tizian die leuchtenden Farbpigmente. Tintorettos Bilder sind ohne seine Turbanträgern nicht denkbar. Und der Markusdom sieht doch aus wie ein Gebetshaus aus dem Orient. Aber Schein ist nicht sein.
Doch zumindest für die sieben Monate der 56. Kunstbiennale 2015 hat dies Christoph Büchel geändert, er hat eine kleine Kirche aus dem zehnten Jahrhundert – Santa Maria della Misericordia im Stadtteil Cannaregio – in eine Moschee verwandelt: Statt Weihwasserbecken gibt es nun Schuhregale, Palmentöpfe und Getränkeautomaten mit Mecca-Cola. Männer mit Takke und weiten Gewändern, Frauen mit Kopftüchern. Die christliche Ornamentik kann man nur noch erahnen, - denn es hängt nun ein Tondi mit arabischen Schriftzeichen an den Wänden. In der Sakristei billig gedruckte Heftchen und Poster über die fünf goldenen Regeln des Islam und Ratgeber, wie man ein guter Moslem werden kann.
Eindrücke von einem provozierenden Kunstprojekt: http://www.welt.de/kultur/kunst-und-architektur/article140797487/Stell-dir-vor-deine-Kirche-wird-zur-Moschee.html
Quelle: welt.de (Mai 2015)
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