In der auch im Bundestag laufenden Debatte um die Frage der Sterbehilfe spielt das Anliegen der Autonomie eine wichtige Rolle. Es ist im Haupttitel diese neuen Buches aufgenommen, wird jedoch hinterfragt und präzisiert. Verfasst ist dieses verständliche und gut lesbare Buch (die 149 Anmerkungen sind vom Fließtext deutlich abgehoben) von einem der führenden Palliativmediziner Europas; Borasio hat einen Lehrstuhl für Palliativmedizin in Lausanne inne und ist außerdem Lehrbeauftragter in München, also ein ausgewiesener Fachmann. Der breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist er 2012 durch sein erstes Buch „Über das Sterben“. Gleich eingangs steckt Borasio Rahmen und Ziel ab: jenseits von talk show-Schlagworten will er Klarheit in die Diskussion um Sterbehilfe bringen. Dies ist der Inhalt des ersten Teiles, an dessen Ende (S. 106f) ein achtfach begründeter Vorschlag für eine gesetzliche Regelung steht. Im zweiten Teil geht es Borasio „unter anderem [um] die Frage nach der tieferen Bedeutung von ´Selbstbestimmung´, die Vorsorgeplanung, die Rolle der Familie und weiterer psychozialer, kultureller und spiritueller Faktoren sowie der weithin unterschätzte Einfluss der Gesundheitsindustrie auf unsere Optionen und auf unsere Entscheidungen für und in der letzten Lebensphase.“ (S. 11) Abschließend spricht Borasio sich für „Eine hörende Medizin“ aus und markiert als eines der größten Hindernisse für eine echte Selbstbestimmung am Lebensende „die mangelhafte Arzt-Patienten-Kommunikation, die ressourcenfressende Überdiagnostik und Übertherapie sowie die gleichzeitig unzureichende palliative und pflegerische Versorgung.“ (S. 176f)
So ist dieses Buch hilfreich in der Diskussion um die Sterbehilfezur Erstellung einer Betreuungsvollmacht, die ja unbedingt von jedermann gemacht werden sollte. (gm)
Borasio, Gian Domenico selbst bestimmt sterben Was es bedeutet. Was uns daran hindert. Wie wir es erreichen können.
2014. 206 S.: mit 6 Abbildungen und 2 Tabellen. Gebunden ISBN 978-3-406-66862-3 17,95 € inkl. MwSt.
C.H.Beck
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