Interessiert hatte ich Christoph Markschies´ „Aufbruch oder Katerstimmung? Zur Lage nach dem Reformationsjubiläum“ gelesen und gedacht. Das war´s dann. Jetzt auch noch dies, war mein erster Gedanke, als ich dieses Buch sah. Es ist in großem A-4-Format und in der Signalfarbe rot gehalten. Herausgegeben ist es vom Kulturbüro der EKD (Claussen) und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Rhein).
Schaut man rein, so erschrickt man fast vor der Bilderflut. Ganze Seiten werden davon bedeckt; kein Beitrag ohne nicht mindestens ein Foto, in der Regel sind es mehrere. Extreme Beispiele sind die beiden Seiten 50f: links ein Foto von Markus Dröge, dem Bischof der EKBO und ein „Auszug aus der Originalpredigt“ zur Eröffnung des Jubiläumsjahres am 31.10.2016, rechts ein Foto des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und ein „Auszug aus der Originalrede“ beim Festakt zur Eröffnung des Reformationsjubiläums am 31.10.2016. Warum verzichtete man nicht auf einige Fotos und druckte Predigt und Eröffnungsrede vollständig ab?
Und warum erscheinen Margot Käßmann und Heinrich Bedford-Strohm nurmehr als Randfiguren des Reformationsjubiläums? Kein einziger der ungefähr 25 Beiträge stammt von ihnen; man sieht sie nur auf Bildern. Am Ende der Minusliste noch zwei Dinge: Am schwerwiegendsten ist der zu frühe Redaktionsschluss. Kein einziger Beitrag behandelt den Höhepunkt des Luther-Reformations-Gedenkens am 31.10.2017. Im Bilde gesagt und ein Titelwort aufgreifend: da zieht ein Betrieb vor Ende des Geschäftsjahres Bilanz. Nicht ganz so wichtig, aber doch sehr bedenklich finde ich, dass der Blick zu sehr auf die großen, nationalen Ereignisse gerichtet ist, kaum auf die Ökumene und so gut wie nicht auf die vielen, vielen Veranstaltungen auf regionaler und lokaler Ebene.
Endlich nun – wenigstens stichwortartig - einige Pluspunkte, die diese „Bilanz“ unersetzlich machen und deren Wert ausmachen: - die vielen außerkirchlichen Perspektiven - Rhein: „Innenansichten. Aus dem Maschinenraum des Reformationsjubiläums“ (S. 144-149) - tolle Bilder - die Themenschwerpunkte „Ausstellungen“ (S. 151-167) und „Musik und Bühne“ (S. 168-185) - theologisch am interessantesten fand ich Claussen: „Das Jubiläum auf dem Büchermarkt“ (S. 54-61) und Clemens W. Bethge: „Reformation neu denken? Ein theologisches Dilemma“ (S. 62-67). (gm)
Johann Hinrich Claussen / Stefan Rhein Reformation 2017. Eine Bilanz
ISBN 978-3-96038-082-5 2017 192 Seiten | 23 x 29 cm Flexcover WGS 1926 ISBN 978-3-96038-082-5 24,00 EUR
edition chrismon
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