Vor dem Inhaltsverzeichnis liest man den folgenden Satz des jüdisch-englisch-amerikanischen Schriftstellers Neil Gaiman: You get what anybody gets, you get a lifetime. Schon im ersten Satz geht es dann - wie in so gut wie allen Folgesätzen - um die Gegenspieler des Lebens: um Sterben und Tod.
Wie aber geht es dem 1970 im Ruhrpott geborenen Palliativmediziner Gockel (abgekürzt: G.) darum? Meinem Leseeindruck nach: Sehr offen und ehrlich (siehe zum Beispiel S. 105), realistisch und ungeschönt, aber trotzdem: so positiv als möglich und - wenn es angebracht ist – durchaus auch hoffnungsvoll.
G. nimmt seine Leser*innen im ersten (der insgesamt neun) Kapitel mit auf seinen eigenen Weg zur Medizin, schlussendlich zur Palliativmedizin, zuerst in München, dann in Berlin. Sehr direkt werden Personen und Situationen dieses hochsensiblen Bereiches der Medizin geschildert, auch die Schwächen und Fehler der darin tätigen Menschen.
Deshalb, auch wenn dieses Wort hier nicht zu passen scheint: Glücklich, wer das Sterben Angehöriger in G.s Wirkungsbereich in München oder Berlin erleben durfte. Und glücklich, wer dort seine / ihre letzten Monate, Tage und Stunden erleben darf. Und jetzt schon glücklich, wer G.s Erfahrungen liest und mit Hilfe des letzten Kapitels („Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“) und der sich daran anschließenden „Tipps für Patientinnen und Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung“ (S. 259-264) vorbereitet.
Aufs kürzeste gesagt: das (medizinische) Vademecum für die letalen Lebensstadien. (gm)
Matthias Gockel Sterben Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen
2019 gebunden 269 S. 22,-- €
Berlin Verlag
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