Grärtner u.a.: Kirchenkrise als Glaubenskrise? |
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Am Anfang des 20. Jahrhunderts verglich ein Pfarrer in einer Predigt zu Matth 21 den Menschenauflauf beim Einzug Jesu in Jerusalem („Hosiannah“) mit dem großen Interesse am Kommen des deutschen Kaisers. Dann: „Die Leute sind lebendig geworden … Es geht ein hörbar anwachsendes Gemurmel und Gewoge durch unsere Zeit. Wer ist Jesus? Was wollte Jesus? So wird von vielen Seiten gefragt…“ (Geyer/Rittelmeyer 1909, S. 2) Ob das zu Beginn des letzten Jahrhunderts tatsächlich so war? Auch das scheinbare Erwachen und Interesse an der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg erwies sich nachträglich bei Lichte besehen als fromme Illusion (siehe Thomas Großbölting: Der verlorene Himmel. Glaube in Deutschland seit 1945). Die nackten Kirchenmitgliedschaftszahlen sprechen eine unüberhörbare Sprache. Schon im zweiten Satz des Vorwortes des hier anzuzeigenden Sammelwerkes ist davon zum ersten Mal die Rede. Und dieses Faktum durchzieht das ganze Werk wie ein roter Faden. Im „Ausblick“ werden entscheidende Stichworte und Themenschwerpunkte genannt: Traditionsabbau, Glaubenskrise, -verlust und Transformation genannt. All´ dies beeinträchtigt hauptsächlich die Finanzkraft der Kirchen, beeinflusst jedoch auch die Stimmung unter Kirchengliedern und Mitarbeiter*innen. |
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