Dieser Sammelband geht zurück auf ein Symposium an der tendenziell konservativen IHL (= Internationalen Hochschule Liebenzell) im März 2022. Das etwas spitz formulierte Thema lautete: „Wie viel Moral verträgt der Mensch?“ Denn – das schreiben die Herausgeber in ihrer Einleitung auf S. 8 ganz offen – sind nicht in unserer Gesellschaft viele Debatten davon durchtränkt, dass sie „in wachsendem Maße moralisiert werden“? Es geht also „letztlich um die Frage nach dem Maß von Moral und Moralisierung..., das Mensch und Gesellschaft (noch) guttut.“ Dass diese Frage in dem gegenwärtigen Zustand nicht nur der deutschen Gesellschaft gestellt werden darf, ja muss, ist keine Frage.
Die ersten beiden der insgesamt acht Beiträge (S. 211f sind die Beitragenden gelistet) stammen aus der Feder der beiden Herausgeber. Straß klärt die Begriffe Ethik, (Über-)Moral, Moralismus und Morphologie. Am Ende verweist er auf S. 41 auf das Pfund von Theologie und Kirche, „´die Tradition der Gnade´“ - und bestätigt damit den eingangs zitierten Nietzsche: „Wer Gott fahren ließ; hält umso strenger am Glauben an die Moral fest.“
Auf drei Beiträge möchte ich besonders hinweisen: (1) Henning Wrogemann behandelt die Diskurse um Kirche, Islam und Gesellschaft. (2) Christoph Raedel bedenkt das Zentralproblem: „Zur Moralisierung gesellschaftlicher Diskurse. Ein Debattenphänomen n theologisch-ethischer Perspektive“ (3) Kai Funkenschmidt fragt: „Wer rettet die Welt? Heilsversprechen in der Umwelt- und Klimabewegung“. (gm)
Detlef Hiller / Daniel Straß (Hg.) Morphologie der Übermoral Zum Moralismus in gesellschaftlichen und theologischen Debatten
kartoniert 212 S. 29,-- €
eva Leipzig
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