Im Februar 2021 erschien Thea Dorns "Trost", im dunklen Monat November das hier anzuzeigende "Über den Trost" des kanadischen Historikers, Schriftstellers und Politikers (siehe Michael Ignatieff – Wikipedia; abgekürzt I.). Suchte Dorn nach dem durch Corona bedingten Tod ihrer Mutter im Briefkontakt mit ihrem ehemaligen Philosophieprofessor für sich selber (und indirekt für andere) Trost, so stellt I. im Durchgang durch die lange Menschheitsgeschichte Quellen des Trostes vor.
Nach Vorwort und Einleitung beginnt I. im ersten Kapitel mit Hiob und den Psalmen. Im zweiten Kapitel folgen die paulinischen Briefe. Das wars dann aber auch mit der christlichen Tradition. Jesus vergisst er vollkommen. Die restlichen 15 Kapitel verfolgt I. andere Spuren: Philosophen wie Cicero, Marc Aurel, Boethius oder David Hume kommen zu Wort, Künstler, Schriftsteller, völlig unerwartet auch Karl Marx und Max Weber. Das letzte Kapitel handelt dann von Cicely Saunders und der von ihr ins Leben gerufenen Hospizbewegung.
Dies alles trägt sicherlich der Tatsache Rechnung, dass es außerhalb des Christentums viele andere Lebensentwürfe gibt (I. selber bezeichnet sich selber S. 10 als ungläubig) und dass durchaus auch Nichtchristen etwas Hilfreiches und Sinnvolles vermitteln können.
Abschließend drei Bemerkungen: Toll, was I. da alles zusammenträgt. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Erstens wurden Luthers Seelsorgebriefe schon oft untersucht, 2015 zuletzt von Rolf Sons. Zweitens waren vermutlich sehr viele Fernsehzuschauer sehr davon beeindruckt, als die eingangs erwähnte Atheistin Thea Dorn erwähnte, dass sie auf der Fahrt ins Fernsehstudio (das war im Frühjahr 2020, der Corona-Schockphase) zufällig den Satz „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Tim 1,7) gelesen hätte – und der hätte sie aufgerichtet. (gm)
Michael Ignatieff Über den Trost in dunklen Zeiten
2021 gebunden 347 S. 24,-- €
Ullstein Berlin
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