Jüngel/Mostert: Schon jetzt – und dann erst recht!

Mit Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag gilt der November als der "Todesmonat". Auch weil das Jahr sich seinem Ende nähert, hat man auch Endzeitgedanken. Damit betritt man das weite Feld der Eschatologie. In der jüngsten Theologiegeschichte (vgl. S. 101-110) erlebte es ein rauf und runter. So konstatierte Ernst Troeltsch im Jahre 1900 nüchtern: „Das eschatologische Bureau ist geschlossen.“ Insgesamt wurde das 20.Jh. jedoch dann von der „eschatologischen Bedingtheit des christlichen Glaubens fast überschwemmt“ (TRE 10,334), so dass Hans Urs von Balthasar konträr zu Troeltsch bemerkte: „jetzt macht es im Gegenteil Überstunden.“ Einer, der ganz dicke zu den Überstunden beitrug, war Jürgen Moltmann. Schon im Vorwort seiner 1964 veröffentlichten, epochemachenden „Theologie der Hoffnung“ heißt es ganz grundsätzlich: „Das Christentum ist ganz und gar und nicht nur im Anhang Eschatologie, ist Hoffnung, Aussicht und Ausrichtung nach vorne…“

Da hinein gehört das hier anzuzeigende inhaltsreiche, sehr preiswerte Buch mit seinen insgesamt zwölf sehr verschiedenen, sehr gut dokumentierten Beiträgen zweier evangelischer Theologen. Der längste Text ist die Eschatologie-Vorlesung des 1995 verstorbenen Mostert. Dazu treten viele kleinere Beiträge Jüngels. Seine zehn „Thesen zur Vorlesung Eschatologie´“ im Sommersemester 1982 stehen in inhaltlicher Verbindung zu Mosterts ausgeführter Vorlesung im Wintersemester 1989/90. Mit am wichtigsten sind mMn drei Predigten Jüngels (1.Korinther 13,10-12, Offenbarung 21,24 und 22,20).

Insgesamt verhilft das Buch zur christlichen Rede an gesichts von Sterben, Tod und dem Danach. Es denkt und redet „´gegen das theologische Schweigen vom ewigen Leben´“ (S. 9). Man ist dem Verlag und den Herausgebern dankbar für dieses kostbare Buch. (gm)

Eberhard Jüngel | Walter Mostert
Christian Möller | Christian Schad (Hrsg.)
Schon jetzt – und dann erst recht!
Beiträge zur Eschatologie. Vorlesungen – Vorträge – Predigten

2024
ca. 228 Seiten | 14 x 21 cm
Paperback
WGS 2542
ISBN 978-3-374-07685-7
18,00 EUR

Evangelische Verlagsanstalt Leipzig


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