Seit Anfang 2020 kämpfen wir in Deutschland mit dem Coronavirus. Zigtausende erkrankten. Nicht alle starben. Aber sehr viele. Mit den ersten Corona-Schutzimpfungen Ende 2020 wurden Hoffnungen geweckt. Der Tod als menschlicher Urfeind aber blieb und bleibt, mitten unter uns. Und damit auch die Angst davor. Etwa vor einem unzeitigen Tod oder einem sehr schmerzhaften, sich lange hinziehenden Sterben.
„Der Tod ist radikal, messerscharf.“ So notierte es eine 51jährige Palliativpatientin, die S. 112 von der Autorin (vergleiche; abgekürzt K.-R.) des hier anzuzeigenden Buches zitiert wird. Wohl deshalb sind wir Meister im Verdrängen.
Unter Mithilfe ihres Ehemannes und Wolfgang Langers, eines soziologischen wissenschaftlichen Mitarbeiters in Halle/Wittenberg kommt K.-R. den Verdrängungen auf die Spur und setzt im Rekurs auf sehr viel Literatur (sie wird S. 155-170 genannt, taucht aber Gott sei Dank nur sparsam und im Fließtext auf) und in Kontakt mit ihren Patient*innen und Klient*innen den Todesängsten heilsame (Sprach-)Bilder entgegen. Methodisch hilfreich empfinde ich unter anderem Max Frischs 25 Fragen zu Leben, Sterben und Tod (S. 83f) und die Todesmeditation (S. 113-115).
Was ich vermisste sind biblische Impulse, Ausblicke auf andere Kulturen und wenigstens einen Hinweis auf Luthers „Sermon von der Bereitung zum Sterben“. Insgesamt legt K.-R. jedoch ein theoretisch gut begründetes und praktisch vielfältig nutzbares Buch vor. Dafür ist ihr sehr zu danken. (gm)
Jutta Kranich-Rittweger Vom Umgang mit der Todesangst Empirische Untersuchungen und ihre praktische Relevanz. Unter Mitarbeit von Sebastian Kranich und Wolfgang Langer
2020 188 Seiten | 15,5 x 23 cm Paperback WGS 2543 ISBN 978-3-374-06645-2 38,00 EUR
Evang. Verlagsanstalt Leipzig
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