Lang, B.: Himmel, Hölle, Paradies

Paradies, Himmel oder Hölle, das war im Mittelalter die alles entscheidende Frage. Seit der Aufklärung aber verschoben sich die Gewichte vom Jenseits ins Diesseits. Rainer Maria Rilke sagte es in seinem „Stunden-Buch“ so: „kein Jenseitswarten und kein Schaun nach drüben“. (S. 115) Thomas Großbölting, Professor für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Uni Münster veröffentlichte 2013 eine viel beachtete Studie zum „Glaube[n] in Deutschland seit 1945“. Ihr Haupttitel ist „Der verlorene Himmel“.

Bernhard Lang, bis 2011 Professor für Altes Testament und Religionswissenschaft in Paderborn, behandelt in dieser kleinen, aber feinen, ursprünglich 2003 erschienenen (jetzt aber neu bearbeiteten) Schrift kulturanthropologisch orientiert einen viel weiteren Zeitraum. Interessierte sind dankbar für die S. 124-127 genannte Literatur.

Lang beginnt in den ersten beiden Kapiteln mit der Antike. Und inhaltlich widmet er sich im dritten Kapitel dem Islam („Der eine Gott und die vielen Himmel“), im vierten dann dem Christentum und dem oben skizzierten neuzeitlichen Umbruch. Im fünften und letzten Kapitel fragt er: „Abschied vom Jenseits?“ Salomonisch, fast tröstlich klingt der letzte Satz: „Wir haben das Jenseits, damit wir am Diesseits nicht zugrunde gehen.“ Dazu passt die letzte der 21 Abbildungen: „Eine Familie feiert ihr Wiedersehen im Himmel“. (gm)


Bernhard Lang
Himmel, Hölle, Paradies
Jenseitswelten von der Antike bis heute

Taschenbuch
128 S.
9,95 €

C.H.Beck


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