Maio, G.: Medizin ohne Maß?

Kein durchschnittlicher Mediziner oder Ethiker, der sich hier zu Wort meldet. Es ist Prof. Maio, seines Zeichens Medizinethiker in Freiburg. Er schreibt, wie er ist und redet, ruhig-gelassen und gründlich, deshalb überzeugend. Bei aller Wertschätzung des medizinischen Fortschrittes geht es ihm darum, Gefahren auszumachen und Grenzen anzuerkennen. Er „kritisiert die Machbarkeitsvorstellungen einer technisierten Medizin und tritt für eine Ethik der Besonnenheit ein“ (S. 2). Deshalb wird er sicherlich von einem großen Teil der Ärzteschaft als Querdenker angesehen.

In den ersten beiden Kapiteln geht es um den Beginn des Lebens, nämlich um die Reproduktionsmedizin und die Pränataldiagnostik, im letzten (achten) Kapitel um das Lebensende, um das „Loslassenkönnen. Für eine neue Kultur des Sterbens“. Dazwischen behandelt Maio Themen der Lebensmitte: „Schöner, besser, leistungsfähiger?“ und „Gesundheit als Pflicht?“ Darin nennt er gegenüber den Methoden des Enhancements die Offenheit für das Leben und den Sinn für das Gegebene als Bedingungen eines guten Lebens. Im Kapitel zu Organspenden problematisiert er die gängige Hirntodtheorie. Es sei nämlich „der gesamte Körper, der das Leben aufrechterhält – und nicht das Gehirn allein. Vieles deutet darauf hin,dass die zentrale Integrationsleistung des Körpers überhaupt nicht an einer bestimmten Stelle im Körper lokalisiert ist, sondern dass es immer eine Leistung des gesamten Organismus bleibt.“ (S. 134) Dann folgen Kapitel über das Alter und die Patientenverfügung.

So ist dieses Buch nicht nur für die eigene Lektüre zu empfehlen, sondern hilfreich auch für manches seelsorgerliche Gespräch und außerdem ein gutes Medium für die Erwachsenenbildung. Wer einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin ein anspruchsvolles Weihnachtsgeschenk machen will / muss, der greife zu diesem Buch. (gm)

Giovani Maio
Medizin ohne Maß?
Vom Diktat des Machbaren zu einer Ethik der Besonnenheit

224 S., 5 Abb., gebunden
ISBN: 9783830467496
17,99 €

Trias-Verlag



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