Nolte, J.: Hölderlin und Leonardo |
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Es gehört zu den kaum erklärbaren Ungereimtheiten der Hölderlin-Forschung, dass ein so groß angelegtes Gedichtvorhaben wie Hölderlins Hymnenentwurf an die Madonna so gut wie unbeachtet geblieben ist. Dem Text ist eine Erratik und Fremdheit eigen, die unter anderem auf seine Bildhaftigkeit zurückzuführen ist. Hölderlin hatte offenbar ein bestimmtes Bild tatsächlich vor Augen: Seine Hymne wurde von Leonardos „Felsgrottenmadonna“ dem Sinn und der Form nach inspiriert. Die Konsonanz zwischen Bild und Text lässt einen Zusammenhang zwischen Hölderlins und Leonardos Weltansicht erkennen, der über die einzelnen Werke hinausgeht: Gleichmut am Abgrund in beinahe apokalyptischer Erwartung. |
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