Der 1958 geborene, preisgekrönte Verfasser (siehe Alois_Prinz) dieser Biographie des Apostels Paulus schrieb unter anderem schon Biographien zu Jesus von Nazaret, Hermann Hesse, Joseph Goebbels und Teresa von Avila. Zuvor hatte Prinz unter anderem Literaturwissenschaft studiert und eine journalistische Ausbildung erhalten.
Gleich im Prolog („Liebesgrüße aus Korinth“) geht es auf der ersten Seite 7 im zweiten Satz mitten hinein: „An der Westküste Griechenlands ist eine Gruppe Männer unterwegs.“ Also, keine Reflexionen dazu, wie es zugehen soll, jemanden zu beschreiben, von dem es nur sieben unbestritten echte Briefe mit wenigen autobiographischen Informationen gibt und wie der Autor Prinz mit dem Autor Lukas und dessen Apostelgeschichte umzugehen gedenkt. Überhaupt zitiert Prinz biblische Belegstellen einmal mit wissenschaftlicher Nomenklatur, ein andermal gar nicht.
In 14 Kapiteln beschreibt Prinz dann das Leben und Wirken von Paulus, das heißt: die paulinische Theologie bleibt außen vor. Wenn sich Prinz theologisch äußert, dann schießt er oft zu kurz. Zum Beispiel schreibt er S. 120f zu Paulus´ „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“: „Diese Stärke meint Paulus, wenn er vom Gott in mir redet.“ Ohne Bezug zu Jesus (Karfreitag/Ostern) bleibt diese Äußerung bei Paulus so nebulös, wie sie bei Prinz ist. Und Prinz überhöht Paulus, manchmal fast heroenhaft. Zum Beispiel behauptet er S. 163: „hat Paulus sozusagen den antiken Zeitsinn revolutioniert.“ Prinz sieht wohl die Verbindung Paulus´ zur alttestamentlichen Tradition, unterschätzt jedoch die Bedeutung Jesu Christi. Die Liste leichter und schwererer Fehler ist (sehr) lang. Exemplarisch einige wenige Beispiele. Da sind falsch geschriebene Namen (Hänchen statt Haenchen, Schelke statt Schelkle) oder eine falsche Übersetzung (Bar Mizwa „Sohn Gottes“, statt Sohn des Gebotes). Und S. 74 wird behauptet, dass sich Paulus und Petrus gut verstanden. Mitnichten!
Also: viele Gründe, die Daumen nach unten zeigen zu lassen. Aber auch ein guter Grund für Prinz´ Paulus-Buch. Er erzählt nämlich sehr lebendig; und er schreibt leicht, teilweise auch recht spannend. Kein mehr oder weniger trockenes, theologisches Buch, sondern pralles Leben. Insofern ist Prinz eine Hilfe in der unterrichtlichen Vermittlung von Paulus oder auch bei der Predigt von Paulustexten. Alles will und muss jedoch sehr kritisch an den Quellen und mithilfe anerkannter Fachliteratur geprüft werden. Gemäß Paulus: „Alles (aber) prüfet, das Gute behaltet.“ (1.Thess 5,21) (gm)
Alois Prinz Der erste Christ - Die Lebensgeschichte des Apostels Paulus
insel taschenbuch 4491 Broschur, 250 Seiten ISBN: 978-3-458-36191-6 D: 10,00 € A: 10,30 € CH: 14,90 sFr
Suhrkamp
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