Kinderbibeln sind sehr bekannt und haben ihren festen Platz auf dem Büchermarkt. Googelt man Krankenbibel, so herrschte bisher weitgehend Leere. Jetzt aber gibt es eine brandneue, große und über ein Kilo schwere Krankenbibel. Der Untertitel beansprucht allerdings eine größere Allgemeinheit. Beide Aspekte versucht die Verfasserin im ersten Satz ihrer Einführung zu vereinen: „Die Bibel schreibt über Suchende und für Suchende: Kranke, Gebrechliche, Verletzte, aber auch für viele jüngere Menschen, die sich nach Gottverbundenheit und Frieden, nach Intaktheit und Ganzsein sehnen.“ (S. 9) In den folgenden sieben Punkten möchte ich ihre Verfasserin und ihr ambitiöses Werk vorstellen:
1. Auf der allerletzten S. 512 wird die pädagogisch und theologisch vielfach (aus-)gebildete Autorin ausführlich vorgestellt; vergleiche auch ihre Homepage Monika Renz :: Home.
2. Renz´ Bibel ist eine Bibel in Auswahl; S. 23 nennt Renz drei inhaltliche Kriterien a) Erzählungen mit innerseelischen Vorgängen, b) für Gottesbilder relevante Texte und c) besonders bekannte, unsere religiöse Kultur oder persönliche Frömmigkeit geprägt habende Stellen.
3. Der zu Grunde gelegte Bibeltext ist größtenteils katholischer Provenienz und wird in blau widergegeben; Martin Luthers geniale Bibelübersetzung scheint gar nicht zu existieren. Dies ist ein eklatanter ökumenischer Mangel.
4. Neben dem Text sieht man aus zwei italienischen Kathedralen 16 eindrückliche Bilder zum AT und 13 zum NT. Leider fehlen Übersetzungen der griechischen oder lateinischen Bildüberschriften.
5. Renz´ Bibel ist als solche viel mehr als eine normale Bibel. Denn sie erläutert die ausgewählten Texte. Was ich jedoch vermisste, ist ein Extrakapitel mit direkten biblischen Aussagen zum Themenbereich kranksein, Befreiung / Heilung von Krankheit. - Diskutieren kann und muss man Renz´ Verständnis von Mystik und ihre Wertschätzung und Gewichtung sogenannter Nahtoderfahrungen.
6. Vor den neutestamentlichen Texten liest man S. 296-303 Informationen zu Jesus. yascha ist dabei eine sehr ungewöhnliche Umschrift, „4. Jh. v. Chr.“ ein Flüchtigkeitsfehler, dass Jesus „auch Schäfer, Bauer oder Fischer hätte sein können“ schlichtweg falsch. Renz interpretiert das Reich Gottes ausschließlich mystisch-individuell; sozial-politische Dimensionen werden dabei unterschlagen. Nicht nur Lukas „schrieb aus nachösterlicher Perspektive“ (S. 312). Sehr gut gefielen mir Renz´ Gedanken zu Dämonen und bösen Mächten auf S. 321 und der schlichte Satz „Wunder entziehen sich uns im Letzten“ (S. 324).
7. Für die zweite Auflage wäre eventuell ein Register der wichtigsten und ausführlicher behandelten Bibelstellen erwägenswert. Korrigiert werden muss auf S. 508 „Origines“. (gm)
Monika Renz Krankenbibel Sich selbst und Gott finden
2022 gebunden 512 S. 32,-- €
Herder-Verlag Freiburg i.Br.
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