Der 1964 geborene Verfasser dieses nicht sehr dicken, aber gehaltvollen Büchleins ist von Hause aus Rechtsanwalt und Strafverteidiger in Berlin. Im Erscheinungsjahr wurde es schon vier Mal aufgelegt!
Die 13 Essays erschienen ursprünglich zwischen Februar 2010 und September 2013 im SPIEGEL. Diese und weitere Bücher machten von Schirach zu einem erfolgreichen Schriftsteller, der sich – so S.46 für „unsere Welt heute“ interessiert. Deshalb schreibt er „über die Nachkriegsjustiz, über die Gerichte in der Bundesrepublik, die grausam urteilten, über die Richter, die für jeden Mord eines NS-Täters nur fünf Minuten Freiheitsstrafe verhängten. Es ist ein Buch über die Verbrechen in unserem Staate, über Rache, Schuld und die Dinge, an denen wir heute noch scheitern.“ Er tut dies als Enkel des Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Diesem widmet er ein Kapitel. Darin wehrt er sich im Rekurs auf den Bundesgerichtshof gegen Sippenhaft und Erbschuld. Schuld ist demnach, „was einem Menschen persönlich vorgeworfen werden könne.“
In zwei seiner Beiträge geht es um das Stichwort, das der Sammlung der Essays den Gesamttitel gab, nämlich die menschliche Würde. Diese ist – so der erste Satz unseres Grundgesetzes unantastbar. Von Schirach hält dagegen: „Die Würde ist antastbar“. Er belegt dies mit einigen Beispielen neuester Rechtsprechung. Hier und in fast jedem seiner Essays wird man als Leserin und Leser hinter die Kulissen der täglichen Fernsehnachrichten oder kurzer Zeitungsartikel geführt, und man erkennt indirekt die fundamentale Bedeutung des Rechtes und der Demokratie. Insofern erfährt man Staatsbürgerkunde im besten Sinne. (gm)
Ferdinand von Schirach Die Würde ist antastbar
Essays 144 Seiten, Laminierter Pappband ISBN: 978-3-492-05658-8 € 16,99 [D], € 17,50 [A], sFr 24,50
Piper
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