Schmid, W.: Das Leben verstehen

Der Verfasser dieses Buches ist der durch viele Vorträge (auch im Ausland), Vorlesungen in Berlin, Leipzig und Erfurt, Lesungen in vielen Städten und zahlreiche Bücher sehr bekannte freie Philosoph Wilhelm Schmid; S. 381f sind 20 Titel genannt, die alle im Insel-Verlag oder bei Suhrkamp erschienen sind. Schmids Habilitationsarbeit lautete „Grundlegung zu einer Philosophie der Lebenskunst“ (1997). Die Lebenskunst wurde zu seinem vielfach variierten Thema. In diesem im September 2016 erschienenen Buch lauten die Überschriften über die beiden letzten Kapitel „Was ist Lebenskunst? Themen und Diskussionen“ (IV und „Wie finden Theorie und Praxis zusammen? Werkstatt der Lebenskunst“. (V)

Diese und andere Fragen stellte Schmid (sich) im Kontext eines Züricher Hospitals, in dem er über zehn Jahre als Philosoph arbeitete. Er kommunizierte vor allem mit PatientInnen und Klienten, die direkt oder mehr indirekt ganz grundsätzlich fragten: „Was ist eigentlich Leben?“ So die erste Kapitelüberschrift (S. 15-85). Frau n.n. zum Beispiel will nichts von medizinischen „Begriffen wissen, sie will über das Leben sprechen. Immer fragt sie geradezu vorwurfsvoll: ´Das soll das Leben sein?´“(S. 34; vergleiche S. 175: „Wer nach dem Sinn des Lebens, Zusammenleben und Arbeiten fragt, ist meist nicht therapiebedürftig, sondern auf dem besten Weg zu einer Selbstvergewisserung, bei der der Philosoph als Gesprächspartner behilflich sein kann.“) In II (S. 86-160) berichtet und erzählt Schmid unter der Überschrift „Wie hängt das alles zusammen?“ von seinen Gesprächen „mit Ärzten und Mitarbeitenden“. Dabei geht es auch um die Essentials eines Krankenhauses: Ideen, neue, teure Behandlungsmethoden, die MitarbeiterInnen stehen unter Umständen kühlem Wirtschaftlichkeitsdenken entgegen (siehe S. 94f). Bis dahin (und auch in der Folge) liest man vieles Allgemeine und Bekannte, jedoch auch Schmid-Spezifisches.

In III (S. 161-236) entwickelt Schmid unter der Fragestellung „Was macht ein Philosoph?“ die „Grundzüge einer weltlichen Seelsorge“. Schmid versteht diese im Anschluss an Sokrates, den „Erfinder der Seelsorge“ (S. 162), dreifach:„Sie ist die Tätigkeit des Philosophen in Bezug auf Andere...Sie ist die Tätigkeit eines Menschen in Bezug auf sich selbst...

Sie ist die Tätigkeit des Seelsorgers in Bezug auf sich selbst.“ (ebenda)

Dieser dritte Teil dürfte für das Nachdenken über die christliche Seelsorge der interessanteste, aber auch umstrittenste sein.

Für eine eventuelle zweite Auflage mögen sich Verfasser und Verlag die Mühe machen, ein Sach- und Personenregister zu erstellen. (gm)


Wilhelm Schmid
Das Leben verstehen - Von den Erfahrungen eines philosophischen Seelsorgers
Philosophie als Lebenshilfe

Gebunden, 382 Seiten
ISBN: 978-3-518-42569-5
D: 22,00 €
A: 22,70 €
CH: 31,50 sFr

Suhrkamp



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