Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach
Ähnlich wie die Oberammergauer Passionsspiele (die nächsten finden ja 2020 statt) sich mit antisemitischen Textpassagen auseinander setzen mussten / müssen, erging / ergeht es Bachs Matthäuspassion. Der Autor dieser voluminösen Studie zur Matth.passion (die Literaturliste ist 21 Seiten lang!) stellt gleich zu Beginn seiner Einleitung auf S. 19 fest, dass es in aller Vielfalt ihrer Wahrnehmungen und Wirkunge „eine Konstante gibt: Judenfeindschaft“ (umgestellt). Ein brisantes Thema!
Im ersten Hauptteil (S. 81-430) verfolgt Schmidt akribisch den Weg und die Bedeutung der Matth.passion seit ihrer Wiederentdeckung 1829 in und für die deutsche Staats-, Kirchen- und Kulturgeschichte. Leider bricht er 1950 ab, so dass neuere und neueste Entwicklungen nicht in genügendem Maße in den Blick geraten, Schmidt auch überhaupt keine repräsentativen Umfragen heranzieht. Im zweiten Hauptteil (S. 431-653) widmet Schmidt sich den Textgrundlagen der Matth.passion. Neben die biblischen Grundlagen treten zweitens die theologischen und kirchlichen Voraussetzungen zur Zeit Bachs. Zuletzt spielen drittens dann „die zeitgeschichtlichen Bedingungen, unter denen das Werk aufgeführt, wahrgenommen und gewirkt hat“ (S. 433) eine Rolle. Im Schlussteil (S. 655-674) zieht Schmidt Schlussfolgerungen und zeigt Konsequenzen auf für das heutige Aufführen, Hören und Verstehen der Matth.passion.
In einem Satz zusammengefasst: Man hört und versteht die Matth.passion mit Hilfe von Schmidts wertvoller Untersuchung bewusster und sachgerechter. (gm)
Johann Michael Schmidt Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach Zur Geschichte ihrer religiösen und politischen Wahrnehmung und Wirkung Studien zu Kirche und Israel. Neue Folge (SKI.NF), Band 11
2018 698 Seiten | 15,5 × 23 cm Paperback WGS 2544 ISBN 978-3-374-05448-0 68,00 EUR
Evang. Verlagsanstalt Leipzig
|
|
|