Ein sehr umfangreiches, gewichtiges und nicht billiges Buch, das von der Sache her direkt oder indirekt um die ersten beiden Gebote des Dekaloges kreist. Im ersten Teil finden sich die 13 Hauptvorträge; Teil II enthält die 42 Vorträge der Fachgruppenveranstaltungen. Insgesamt äußern sich 55 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zuallermeist männliche, etablierte Theologen, aber auch einige jüngere, auch Frauen und sogar eine Islamwissenschaftlerin.
Es können hier natürlich nicht alle beteiligten Personen und ihre Vorträge vorgestellt werden. Fast sechs Seiten umfasst allein schon das Inhaltsverzeichnis! So möchte ich beispielhaft nur folgende drei Punkte markieren, beziehungsweise einzelne Leseeindrücke mitteilen - und damit Lust wecken, diesen dicken Band aufzuschlagen und sich reinzulesen:
Drei sich aufeinander beziehende Beiträge (zwei davon auf englisch) widmen sich der muslimischen Gottes- und Offenbarungslehre. Als erste referierte die in Edinburg lehrende Mona Siddiqui über „Muslim and Christian Perspectives on Divine Unity in Revelation“; der deutsche Rabbiner und Hochschullehrer Walter Homolka aus Potsdam respondierte mit „Jewish Perspective in the Context of Christianity and Islam“ und der emeritierte Tübinger katholische Dogmatiker Peter Hünermann gibt seine Antworten im Rekurs auf Thomas von Aquin. Denn dieser repräsentiere „mit seiner Gotteslehre eine durchreflektierte philosophisch-theologische Antwort ...“ (S. 177)
Wie eine leise, m.E. nicht ganz unberechtigter Kritik am Gesamtthema klingen die Worte der Religionspädagogin Freudenberger-Lötz: „Mindestens ebenso herausfordernd wie die Frage nach dem Verhältnis von Gott und Göttern ist die Tendenz, dass die Frage nach Gott aus dem Bewusstsein vieler Menschen verschwindet, auch aus dem Bewusstsein vieler Kinder und Jugendlichen...Wie sollen Kinder und Jugendliche, die in ihrer Lebenswelt immer weniger religiöse Lebensbezüge erfahren, Gott als bedeutsam für ihr Leben wahrnehmen?“ (S. 892)
Dem gegenüber schlussfolgert Jörg Herrmann (Hamburg) auf der allerletzten Textseite (918) nach der Analyse von sechs aktuellen Kinofilmen: „Auch im Kino zeigt sich Religiöses heterogen und vielfältig.“
Die beiden zuletzt genannten Autoren repräsentieren meines Erachtens treffend die religiöse Gesamtlage: die Gottesrede wurde in unserer westlichen Kultur leise und seltener, verstummt ist sie jedoch nicht. Theologische, aktuelle Rede über Gott bietet dieser Berichtsband auf jeden Fall. Und zwar in Hülle und Fülle. (gm)
Christoph Schwöbel (Hg.) Gott – Götter – Götzen
XIV. Europäischer Kongress für Theologie 11.-15. September 2011 in Zürich (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie Bd. 38), Leipzig 2013 960 Seiten | 15,5 x 23 cm Hardcover | Fadenheftung ISBN 978-3-374-03047-7 68,-- €
Evangelische Verlagsanstalt
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