Ich ließ mir vor einigen Jahren aus vier Nägeln ein Kreuz zusammenschweißen. Es wurde / ist mir sehr wichtig, genau so, wie es für viele Leute wichtig, ja selbstverständlich ist, ein Kreuz zu tragen. Und auf so gut wie allen Berggipfeln stehen Gipfelkreuze. (Aber nur in Bayern hängen in allen öffentlichen Räumen Kreuze.) Das ist die eine Seite. Andererseits – und das betont der Verfasser dieses interessanten Kreuzesbuches gleich im ersten Abschnitt seines Vorwortes: „Kruzifixe provozieren Unbehagen, sie werden in öffentlichen Räumen als anstößig empfunden. Manchmal hängt man sie ab, ohne dass darüber gesprochen würde. Das hat mit den Säkularitätsschüben in modernen Gesellschaften zu tun, das hat mit Verschiebungen des religiösen Feldes zu tun, das hat gewiss auch mit der Bedeutung zu tun, die dem religiösen Symbol zugesprochen wird.“
Doch anstatt in diesen allgemeinen, eher negativen Tenor einzustimmen, geht Tück folgenden Weg: nach fünf mehr einführenden Kapiteln, betrachtet er in den Kapiteln VI-VIII das Leiden und Sterben, ja den toten Christus. In IX-XXIII lässt er sich durch unterschiedlichste, ältere und jüngere Werke aus Theologie, Philosophie, Kunst und Literatur anregen, um dem Phänomen Kreuz möglichst nahe zu kommen und ihm auf vielerlei Weise nachzudenken.
Im letzten Kapitel XXIV präsentiert Tück unter der Überschrift „Durchbruch zu neuem Leben“ seinen eigenen „Versuch über Auferstehung“ (= Untertitel). Dieser setzt meiner Einschätzung nach zu sehr „unten“, sprich bei den menschlichen Empfindungen, Erwartungen und Möglichkeiten an. Die Auferweckung (schon allein das Wort Auferstehung legt die Aktivität zu sehr auf den auferweckten toten Jesus von Nazareth) ist letztlich das absolute Wunder Gottes, das zwar in Welt und Geschichte geschah, aber deren Grenzen sprengt.
Trotz dieser Kritik verhilft dieses Werk zu einem vertieften Verständnis des Kreuzes Christi und befruchtet Passionsandachten. (gm)
Jan-Heiner Tück Crux Über die Anstößigkeit des Kreuzes
2. Auflage 2023 Gebunden mit Schutzumschlag 376 Seiten ISBN: 978-3-451-39197-2 Bestellnummer: P391979 Gebundene Ausgabe 28,00 € eBook (PDF) 28,00 €
Verlag Herder
|
|
|