So gut wie täglich werden in den gewohnten und noch mehr in den modernen Medien Heiraten, Scheidungen und besonders Liebesaffären publik gemacht; in der Welt am Sonntag vom 24.4.2016 wurden zum Beispiel unter der Überschrift „Liebt er sie oder tut er nur so?“ neun prominente Liebespaare vorgestellt.
In diesem zweiten Band einer „Kulturgeschichte der Liebe“ aber geht es um geschichtlich bedeutende Liebesgeschichten, und deshalb – vielleicht hie und da etwas idealisiert - „Unsterbliche Paare“. Teilweise sind diese historisch verbürgt (wie zum Beispiel Martin Luther und sein „Herr Käthe“; S. 24-32), teilweise sind es literarische Figuren (wie beispielsweise Shakespeares „Romeo und Julia“; S. 52f oder Don Quijote und Dulcinea; S. 53-55). Manchmal fühlt man sich bei der Lektüre an den Deutschunterricht in der Mittel- oder Oberstufe des Gymnasiums erinnert. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein.
Der 1944 geborene Autor (er ist seit 1974 in verschiedenen Funktionen katholischer Priester) durchschreitet die Zeitalter der Reformation, der Renaissance, des Barock, der Aufklärungszeit und den Übergang von der Romantik zum Realismus. Es sind die Zeiträume, in denen „Menschen … sich nach einer Bewahrung, einer Verewigung ihrer einmaligen Liebe zu einem einzigartigen menschlichen Du sehnten.“ (S. 197f umgestellt) Also durchaus modern. Und wie heutzutage gelang dies in der Geschichte. Es wird jedoch auch von hochproblematischen Beziehungen berichtet.
Mit am interessantesten fand ich Kapitel XVI (S. 171-196: Liebesgeschichten des J.W. Goethe. Diesem Kapitel daneben stellte ich Kapitel XVIII (S. 229-258: Liebestod und Jenseitsglaube). In jedem der zehn Kapitel erfährt man etwas von einem oder mehreren Liebespaaren oder aber etwas über eine bestimmte Zeitepoche, öfter beides gut miteinanderverbunden.
Am Ende stehen auf den Seiten 373-383 ein umfangreiche Personenregister und 411 Anmerkungen. Diese belegen die vielen Zitate und Fakten. Leider wurde bei Nachschlagewerken nicht immer auf die neueste Auflage zurück gegriffen. Und: Luther betreffend stimmen S. 27f nicht alle genannten Daten; außerdem war nicht Römer 1,17 die zentrale Stelle Luthers in diesem neutestamentlichen Brief (das wird S. 33 gesagt). Es war Römer 3,28.
Wohlgschaft ist kein antiquierter Theologe, sondern durchaus reformorientiert; S. 29 steht beispielsweise: „Es gibt sehr gute – praktische wie auch theologische – Gründe, die für eine Aufhebung des gesetzlichen Zölibats sprechen.“ Insgesamt spricht er sich für ein biblisch begründetes Verständnis von Ehe und Partnerschaft aus und ist deshalb ein guter ökumenischer Gesprächspartner.
Hermann Wohlgschaft Unsterbliche Paare Eine Kulturgeschichte der Liebe Band 2: Reformation — Barock — Aufklärung — Klassik — Romantik
384 Seiten 14 × 22,5 cm, Broschur 1. Auflage 2016 € 29,90 (D) / € 30,80 (A) Subskriptionspreis bis zum Erscheinen des letzten Bandes: € 23,90 (D) / € 24,60 (A) ISBN 978-3-429-03925-7
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