Apostelgeschichte für heute, Band 1 & 2
Beginnen biblische Kommentare üblicherweise mit einer meist ausführlichen Einleitung zu Fragen nach der Verfasserschaft, den Quellen, dem Inhalt und Stil eines biblischen Buches, der Forschungsgeschichte und dem Hinweis auf andere Kommentare, so sucht man all´ das bei dieser 2008 ursprünglich auf englisch erschienenen Auslegung der Apostelgeschichte in zwei Bänden (I, II) vergeblich. Ihr 1948 geborener Verfasser ist zwar – so erfährt man auf der Umschlagseite - „einer der führenden neutestamentlichen Theologen im englischen Sprachraum und Autor zahlreicher populärer und wissenschaftlicher Bücher“. In seiner kurzen, in beiden Bänden identischen „Einleitung“ stellt er klar, dass er auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Kommentare rekurriert. Aber Wright ist das Heute der Apostelgeschichte wichtiger als ein wissenschaftlicher Apparat. Darauf verzichtet er komplett.
Wright versteht die Bibel nicht als (historisches) Geschichtsbuch. Im Hintergrund seines story-Verständnisses steht die literaturwissenschaftliche Kategorie der narratio (vergleiche I/II, S. 9, Anm. 1). Dem entsprechend heißt es in der Auslegung der Eingangsverse der Apostelgeschichte: „Die Story geht weiter und wir sind ein Teil davon!“ (I, S. 18; vergleiche den Schlussgedanken in II, S. 327 mit demselben Inhalt) Im letzten Satz seiner textgleichen „Einleitung“ in I und II schreibt Wright: „Die Apostelgeschichte [ist] für alle Menschen – und für heute!“ (S. 11) Deshalb schreibt Wright im besten Sinne volkstümlich, mit sehr vielen gegenwartsnahen, praktischen Beispielen. Dies muss keinen Mangel an Theologie bedeuten. Ein Beispiel dafür ist Wrights Auslegung von 1,1-5. Es sei „Lukas wichtig, dass wir zwei Dinge verstehen, die grundlegend für sein ganzes Buch und sogar seine ganze Weltsicht sind. Erstens basiert alles auf der Auferstehung von Jesus... Die zweite Sache … ist die Gegenwart und Vollmacht des Heiligen Geistes.“ (I, S. 18f)
Vielfach kann und muss dagegen das Glossar kritisiert werden. Es ist in I und II wortgleich. Häufig, aber nicht immer ist das in Ordnung. Die Himmelfahrt zum Beispiel kommt in II gar nicht mehr vor, kann also im Glossar von II entfallen! Ein zweites Beispiel: Beim Eintrag ´Jünger´ wird man auf ´Apostel´ verwiesen – und damit weitgehend fehl geleitet. In einer zweiten Auflage möge man dies und vieles andere mehr anpassen beziehungsweise korrigieren. Sinnvoll wäre es auch, bei jedem Eintrag wenigstens die Belegstellen aus der Apostelgeschichte aufzunehmen.
Den Gesamt-Leseeindruck möchte ich kurz so formulieren: Wrights Auslegung ersetzt andere Kommentare nicht. Sie ist eine tolle Ergänzung im Chor der Zeugen. Wrights Begeisterung für die Apostelgeschichte begeistert die LeserInnen. (gm)
Nicholas Thomas Wright Apostelgeschichte für heute
Band 1 272 Seiten, Paperback 13,8 x 20,8 cm ISBN: 978-3-7655-0617-8 1. Auflage 15,- Euro
Band 2 350 Seiten, Paperback 13,8 c 20,8 cm ISBN: 978-3-76550-6185 1. Auflage 15,- Euro
Brunnen Verlag
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