Zumstein, J.: Das Unservater heute lesen

Mit Tertullian begann die lange Reihe der Ausleger des Vaterunsers, das seit Kyrill von Jerusalem (+ 386) Bestandteil christlicher Liturgien ist. (nur in Klammern gesagt: Luther legte das Vaterunser mehrfach aus und nahm es sowohl in den Kleinen, als auch in den Großen Katechismus auf.) In die unendlich lange Liste der Vaterunser-Auslegungen gehört auch dieses neue kleine Büchlein des seit 2010 emeritierten Züricher Neutestamentlers.

Einige infos und Eindrücke sind wie folgt:
1 Statt des bei uns gewohnten Namen Vaterunser, nennt es Zumstein Unservater. Daran kann man sich gewöhnen, aber auch z.B. an „blosse Litanei“?

2 S. 12-15 vergleicht Zumstein die Matthäus- mit der Lukasfassung. Er stellt dazu fest: „Für den ältesten Text muss man (also) die kürzere Fassung des Lukas, aber die mehr ´jüdische´ Formulierung des Matthäus annehmen.“

3 In den nächsten acht Abschnitten betrachtet der Verfasser die acht Teile des Vaterunsers. Zumstein deutet darin zwar öfter Verbindungen zwischen dem Vaterunser und dem AT und der jüdischen Tradition an, führt dies jedoch recht wenig aus.

4 Im letzten Abschnitt steht der „Ausblick: Jesu Gebet mitten in unserem Leben“. Darin liest man viele tröstlich-positive Worte.

5 Unter „Weiterführende Literatur“ nennt Zumstein leider nur vier Titel. Ich vermisste insbesondere Werner Grimm: Lachmenu lajjom … (2022).

Zum Schluss dies: Mit Manfred Seitz (TRE 34,526 umgest.) muss man feststellen, „dass das Vaterunser im Begriff ist, aus dem Bewußtsein und den Seelen zu schwinden… Deshalb muß es den Menschen in einer Zeit des gewandelten Welt- und Wirklichkeitsverständnisses aufs Neue nahegebracht werden.“ Dazu möge Zumsteins Büchlein beitragen. (gm)


Jean Zumstein
Das Unservater heute lesen

bibel heute lesen
2023, 108 Seiten, Paperback mit Abbildungen
ISBN 978-3-290-18535-0
19,80 €

tvz


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