Wenn man Urlaubserinnerungen mit Abstand betrachtet,
dann fallen einem neue Dinge auf. Mir fiel eine Kleinigkeit auf Fotos auf: ein
Strich. Es war der Strich auf den Grabsteinen zwischen Geburtsjahr und
Sterbejahr. Vier Zahlen davor, vier Zahlen danach. Dazwischen nur ein kleiner
Strich. Dabei ist dieser kleine Strich in der Mitte das Entscheidende, denn der
ist unser Leben, er bezeichnet das, was wir aus unserem Leben machen, was
zwischen Geburt und Tod passiert.
Normalerweise macht man sich wenig Gedanken darüber, man
lebt einfach, einfach dahin. Aber manchmal rütteln einen Erlebnisse auf, sich
doch Gedanken zu machen. Was ist wertvoll genug, dass wir unsere Zeit, unsere
begrenzte Lebenszeit, dafür einsetzen? Aufgerüttelt hat mich ein Gespräch vor
ein paar Wochen. Eine junge Frau, die körperlich gehandicapt ist, erzählte mir,
dass sie am Wochenende mit ihrem Freund auf ein Rockkonzert nach Berlin fahren
würde, auf das sie monatelang gespart hatten. Als ich sie erstaunt ansah,
erklärte sie mir: „Weißt Du, das steht auf unserer Löffel-Liste!“ Noch
erstaunter fragte ich: „Was ist eine Löffel-Liste?“. Sie antwortete: „Na, ja,
das ist eine Liste auf der steht, was du noch machen oder erleben möchtest,
bevor du den Löffel abgibst … ähm bevor du stirbst!“
Und dann erzählte sie mir von dem Kinofilm mit Jack
Nicholson und Morgan Freeman: „Das Beste kommt zum Schluss“
(Originaltitel: The Bucket List). Zwei todkranke Männer – Carter und Edward – überlegen sich, was
sie mit den letzten Monaten ihres Lebens anfangen können. Im Krankhaus fällt
Carter die Löffel-Liste ein, die anzulegen ihm sein Professor einst geraten
hatte: Er solle aufschreiben, was er noch tun und erfahren möchte, bevor er „den
Löffel abgibt“. Und eine solche Liste stellen die beiden nun zusammen: lachen,
bis einem die Tränen kommen; das hübscheste Mädchen der Welt küssen oder einen
Camarro mit full speed fahren. Auf der Liste steht aber auch: Versöhnung mit
Menschen, mit denen man sich verstritten hat, und etwas Majestätisches erfahren.
Und so gehen sie ... Fal lschirmspringen.
Dabei stellt sich auch die Frage, warum etwas auf die Löffel-Liste
kommt. Carter erzählt: Die alten Ägypter hatten eine sehr schöne Vorstellung vom
Tod. Wenn ihre Seelen an die Himmelspforte kamen, stellten ihnen die Götter zwei
Fragen. Die Antworten entschieden, ob sie eingelassen wurden oder nicht. Die
eine Frage lautet: „Ist es dir gelungen, Freude im
Leben zu finden?“ Und die zweite: „Hat dein Leben anderen Freude gebracht?“
Gute Fragen für ein gutes Leben, die entscheidenden
Fragen für Glück und Glückseligkeit. Nicht wichtig ist Herkunft. Nicht wichtig
ist das Bankkonto. Nicht wichtig ist beruflicher Erfolg! Wichtig ist:
„Ist es dir gelungen, Freude im Leben zu
finden?“ Und: „Hat
dein Leben anderen Freude gebracht?“
Das sind auch gute Fragen für Ihre Löffel-Liste. Was ist
für Sie wichtig? Was gibt Ihrem Leben Sinn und Freude? Carter und Edward
schenken Glaube, Hoffnung und Liebe (1. Korinther 13), sie finden Freude und schenken Freude. Das
wünsche ich auch Ihnen, - damit das Beste nicht nur am Schluss
kommt.
Amen.
Zwergereise
2014