ANGEDACHT: Betende Hände
Ob
Goethe, Wagner, Thomas Mann oder Rilke - man hat den Eindruck, dass alle
Deutsche mit Rang und Namen irgendwann einmal für längere Zeit in
Venedig und Venetien gewesen sind. Daher will ich euch von einem
erzählen, der vor über 500 Jahren zu Fuß von Nürnberg nach Venedig
marschierte und hier sehr geschätzt wurde: Albrecht Dürer. Er stammte
aus einem kleinen Dorf bei Nürnberg. Der Vater war aus Ungarn
eingewandert und hatte sich in eine Nürnbergerin verliebt. Sie gebar
innerhalb 25 Jahren 18 Kinder. Um das Essen für seine Familie zu
beschaffen, arbeitete der Vater sehr hart. Er und sein Freund Franz
Knigstein wollten Kunst studieren. Beide waren sehr begabt, aber arm.
Das Geld reichte nicht für das Studium und so gingen beide zusätzlich
arbeiten. Bald aber merkten sie, dass gleichzeitig studieren und
schuften nicht möglich war.
Schließlich trafen sie eine Vereinbarung: Einer der beiden sollte
arbeiten, während der andere studierte. Später sollte es umgekehrt sein.
Das Los entschied, dass Albrecht als erster studieren durfte, während
Franz schwer schuften musste, um die beiden über Wasser zu halten.
Albrecht machte sich also auf in die berühmten Städte Europas, um dort
zu studieren. Wie wir heute wissen, war er nicht nur begabt, sondern ein
echtes Genie. Im Jahr 1505 unternahm er seine Reise nach Venedig, wo
damals die größten Renaissancemaler der venezianischen Schule tätig
waren: Tizian, Giorgione, Palma il Vecchio. Vor allen aber beeindruckte
ihn Giovanni Bellini. Obwohl er in Venedig hohe Anerkennung fand und der
Rat von Venedig ihm ein Jahresgehalt von 200 Dukaten anbot, wenn er sich
in der Stadt dauerhaft niederlassen würde, trat er die Rückreise in
seine Vaterstadt an. Er wollte sein Versprechen einlösen, zurückkehren,
damit sein Freund studieren kann.
Zurück in Nürnberg freute er sich, seinen Freund zu treffen. Er begrüßte
ihn mit den Worten: „Nun löse ich mein Versprechen ein, - nun kannst
du studieren und ich arbeite für dein Wohlergehen!“
Franz Knigstein sah ihn an und weinte.
„Was
ist los?“, fragt Albrecht. Aber Franz schüttelte den Kopf, setzte
sich an den Tisch, faltete die Hände und betete still, wie er es jeden
Morgen und jeden Abend, während Albert weg gewesen war, gemacht hatte.
Tränen schossen aus den Augenwinkeln.
Als Albrecht das sah, erkannte er, welch gewaltigen Preis sein Freund
bezahlt hatte. Er hatte schwer körperlich gearbeitet, um ihn zu
unterstützen. Dabei waren seine Hände steif und schwielig geworden. Die
schlanken, sensiblen Hände waren ein und für allemal ruiniert. Sie
konnten keinen zarten Pinsel so präzise zu führen, wie es in der Malerei
nötig war. Somit waren dessen Träume als Künstler zunichte geworden. Der
Rücken gekrümmt, Arme und Beine schlaff von der schweren Arbeit, - fast
ein Krüppel. Aber Franz war nicht verbittert. Er betete für seinen
Freund Albrecht und dankte Gott für dessen gesunde Rückkehr.
Albrecht war so gerührt, dass er die betenden Hände schnell skizziert.
Und damit seinem Freund ein ewiges Andenken erschuf. Aus dieser Skizze
entstand später sein großartiges Meisterwerk. Der Frankfurter
Tuchhändler Jakob Heller beauftragte Albrecht Dürer mit der Anfertigung
eines Flügelaltars, von dem nur Vorstudien im Original erhalten sind,
nachdem der Altar im Jahr 1729 verbrannte. Zu diesen Vorstudien gehören
auch die „Betende Hände“, die zu den betenden Händen eines Apostels im
Altar wurden. Diese Hände sind das bekannteste Werk Dürers, - weltweit.
Sie hängen in vielen Wohn- und Schlafzimmer. Der Popart-Künstler Andy
Warhol hat sie sich auf seinen Grabstein meißeln lassen.
Das Meisterwerk erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und
Aufopferungsbereitschaft, von Fleiß und von Dankbarkeit. Es erinnert
viele Menschen auf der ganzen Welt daran, wie auch sie Trost, Mut und
Kraft finden im Gebet. Es ist den Händen von Franz Knigstein zu
verdanken, dass Albrecht Dürer studieren und zum großen Künstler werden
konnte. Hände die gearbeitet hatten, bis sie nicht mehr konnten. Und es
sind die Hände, die nun zum Gebet für den Freund zusammengelegt sind und
Gott um seinen Beistand bitten.
So
erzählt es die Legende. Die Frage, ob sie tatsächlich so geschehen ist,
verblasst vor den zwei Erkenntnissen:
Erstens: Menschen arbeiten, studieren und beten für andere und
selbstverständlich auch für sich selbst. Ora et labora – Bete und
arbeite! Man kennt den Satz als Lebensmotto der Benediktiner-Mönche.
Was ist wichtiger? Eine Antwort gibt der ehemalige Augustiner-Mönch
Martin Luther: „Beten, als ob alles Handeln nichts nützt - und
handeln, als ob alles Beten nichts nützt.“ Beides ist wichtig!
Und zweitens: Auch erinnert die Geschichte, dass wir unseren Erfolg oft
auch anderen verdanken. So steht oft hinter einem erfolgreichen Mann
eine aufopfernde Frau und hinter einer erfolgreichen Frau ein stets
hilfreicher Mann. Selbst talentlos können wir anderen zu großen Talenten
verhelfen. Dank der Hilfe des Freundes wurde Albrecht Dürer zum
berühmten Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker. Mit seinen
Gemälden, Zeichnungen, Kupferstichen und Holzschnitten zählt er zu den
herausragenden Vertretern der Renaissance.
Wenn Krüppel solche Künstler schaffen, - was könnten dann erst wir mit
Gottes Hilfe erreichen?
Amen.
In dankbarer Erinnerung an die ZWERGE-Reise 2019
Otto Ziegelmeier
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NEU IM JULI
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BIBEL: Ausstellung ...
zum Ausleihen
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ImDialog,
der Evangelische Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in
Hessen und Nassau, hat seine Ausstellung über die Bibel inhaltlich
aktualisiert und technisch modernisiert. Sie kann ab sofort auf zwölf
Rollups beim Arbeitskreis ausgeliehen werden. ...
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YOGA: Dürfen Christen
Yoga praktizieren?
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Inzwischen
werden in vielen Groß- und Kleinstädten Yoga-Kurse angeboten. Auch
Kirchengemeinden bieten Yoga an. Da stellt sich die Fragen: Eignen
sich die indischen Dehn- und Atemübungen auch für Christinnen und
Christen ohne Bezug zum Hinduismus? Passt das zum Christentum? ...
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#MissionInklusion:
Workshops, Inputs, Diskussionen
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Die Aktion
Mensch hat im Mai mit Jugendlichen darüber nachgedacht, wie eine
gerechte und vielfältige Gesellschaft für alle aussehen kann. Hier
werden Personen vorgestellt, die durch die Workshops geführt, Inputs
gegeben und Diskussionen angeregt haben. ...
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EKD: Langzeitseelsorge -
Aufgabe im Ruhestand
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Das
Kirchenamt der EKD sucht für überwiegend in Tourismusregionen
liegende mit der EKD verbundene internationale deutschsprachige
Gemeinden und Pfarrämter Pfarrer und Pfarrerinnen ...
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VIDEOS: Kirchentag 2019
in Dortmund
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Alle zwei
Jahre wird der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) in einer
anderen Stadt eröffnet. An fünf Tagen erleben die Besucher ein prall
gefülltes Programm. Vom 19. bis 23. Juni 2019 bot der 37. Deutsche
Evangelische Kirchentag in Dortmund tausende Veranstaltungen, - hier
dazu die Videos ...
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FÖRDERFONDS: Netz des
Lebens in Gottes Schöpfung
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Viele Tier-
und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Um einen Beitrag zum
Erhalt der Artenvielfalt auf kircheneigenen Grundstücken zu leisten,
stellt das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung im Jahr 2019
Fördermittel für Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau bereit. ...
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VERANSTALTUNGEN
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Veranstaltungen,
Events, Programme etc. im Überblick
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DIE DAVID STORY,
8.6.-8.9.
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In 23
szenischen Darstellungen präsentiert die Bibelgalerie Meersburg vom
8. Juni bis 8. September 2019 die biblische Geschichte von König
David. Unter dem Titel „Die David-Story – wie sie die Bibel erzählt.
Vom Hirtenjungen zum Herrscher mit der Harfe“ zeigt die Sonderausstellung
im Keller des Dominikanerinnenklosters rund 300 Biblische
Erzählfiguren. ...
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44. IKW, 22.-29.9.
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In einem
Gemeinsamen Wort der Kirchen laden die Deutsche Bischofskonferenz
(DBK), die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Orthodoxe
Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) zur Teilnahme an der 44.
Interkulturellen Woche (IKW) ein. Sie findet vom 22. bis 29.
September 2019 statt und steht unter dem Leitthema: „Zusammen leben,
zusammen wachsen“. Geplant sind mehr als 5.000 Veranstaltungen an
über 500 Orten im gesamten Bundesgebiet. ...
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MEDIENPÄDAGOGIK,
11.-12.10.
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Künstliche
Intelligenz hat längst in unser Leben Einzug gehalten und wir kommen
nicht umhin, uns näher damit auseinanderzusetzen. Was bedeutet
künstliche Intelligenz und wie verändert sie vielleicht unser Leben
oder das zukünftiger Generationen? Zu diesem spannenden Thema lädt
die Fernstudienstelle zu einem Präsenzseminar ein, das am 11. und 12.
Oktober 2019 in Nürnberg stattfindet. ...
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FREEWARE: Meine Freundin
Anne Frank, App
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Am 12. Juni
2019 wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden. Ihr Tagebuch, weltweit in
70 Sprachen übersetzt, gilt als Inbegriff eines Zeitzeugnisses über
die traumatischen Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die
Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung. Der WDR hat zum 90.
Geburtstag des jüdischen Mädchens eine App herausgebracht, in der
zwei Zeitzeuginnen ihre Erinnerungen eindrucksvoll schildern. ...
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BUCH-Empfehlungen
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Hier finden
Sie unsere Buchempfehlungen jeden Monat neu ... und auch in unserem
Archiv: Buch & Bücher zu Theologie & Kirche
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GEWINNEN: Monatsrätsel
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Rätsel zum
Juli 2019: Was ist auf Andy Warhols Grabstein?
a) Da Vincis
Mona Lisa.
b) Dalis "Die zerrinnende Zeit".
c) Dürers "Betende Hände".
... einen Tipp finden Sie hier. Einsendeschluss ist der
20.07.2019.
Natürlich gibt es auch etwas zu gewinnen:
2 x je 1 Blue-Ray: AN INTERVIEW WITH GOD
AN INTERVIEW WITH GOD ist ein erfrischendes Mystery-Drama, das
Themen wie Glaube und Spiritualität aus einem neuen Blickwinkel
betrachtet. AN INTERVIEW WITH GOD stellt offen und provokant
Fragen und regt zum Nachdenken an: Kann man Hilfe von Gott
erwarten? Oder liegt die Antwort in uns selbst?.... >>>
Gesponsert von Entertainment Kombinat GmbH. Herzlichen Dank!
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SKURRILES: Alexa soll
Trost spenden
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Das Bistum
Essen will die Amazon-Sprachassistentin Alexa für die Seelsorgearbeit
einsetzen. Installiert man sich auf seinem Amazon-Gerät den
sogenannten Skill "Etwas Gutes", dann ist Alexa auf
Seelsorge programmiert. ...
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