Unheiliger Streit um heilige Figuren

Wegen der Verfremdung von Playmobilfiguren für den religiösen Anschauungsunterricht im Internet liegen der Zirndorfer Spielzeughersteller geobra Brandstätter und ein Pfarrer in Hessen miteinander im Clinch. Ein unheiliger Streit um heilige Figuren.

Pfr. Markus Bomhard ist mit Playmobil groß geworden. Damals hatte er schon Geschichten aus seinem Umfeld nachgestellt. Mit dem Alter wanderte das Spielzeug erst auf den Dachboden. Seine drei Töchter haben das wieder entdeckt. Doch beim Spielen fehlte etwas Entscheidendes: Sie konnten nicht den Beruf des eigenen Vaters nachspielen. Zwar gab es Feuerwehrmann und Polizist, aber eben keinen Pfarrer. So bastelte Markus Bomhard kurzerhand aus einer Playmobilfigur einen Pfarrer.

Daher kam er auf die Idee, biblische Geschichten mit den Figuren nachzubauen. Nicht nur in der Kirche, auch in Kindergärten oder in der Familie erwiesen sich die Figuren als eine gute Idee, um Kindern die Bibelgeschichten zu verdeutlichen. So baute er biblische Geschichten nach, fotografierte sie und stellte sie auch ins Internet (wir hatten im April 2007 darüber berichtet).

Als er mit seiner "Playmobibel" 2007 an die Öffentlichkeit ging, sah es nicht so aus, als sollte er wegen seines Hobbys Ärger bekommen. Der Papst lobte das Projekt in einem Brief, die Landeskirche Hessen Nassau verlieh dem Pfarrer den Innovationspreis 2007 - und Playmobil schickte ihm ein großes Paket mit Figuren und Kunststoffpalmen. "Weiterhin kreative Ideen zur Umsetzung des Bibelprojekts", wünschte die Pressestelle.

Doch nun bekam Markus Bombard massive Probleme. Dass man bei der Firma Plymobil die Meinung inzwischen geändert hat, wird begründet mit folgender Szene: Es sind Figuren, wie Playmobil sie nicht schuf: sie sind nackt. Original-Playmobil Männer und Frauen sind aber immer angezogen. Pfr. Bomhard hat zwei Figuren beige angemalt und ihnen ein Blatt in den Schritt gesteckt - sie sollen Adam und Eva darstellen. Darunter hat er eine Playmobil-Figur ans Kreuz genagelt. Jesus mit Smiley-Gesicht, Löcher in den Füßen - und ausgebreiteten Armen. Das ist ein wichtiges Detail, denn die Arme von Playmobil-Männchen lassen sich normalerweise nur parallel zur Körperlängsachse bewegen. Bomhard hat sie so lange mit einem Föhn erhitzt, bis er sie verbiegen konnte.

Das Unternehmen fühlt sich verpflichtet, einen Missbrauch seiner Figuren rigoros abzuweisen. „Wenn Kinder irgendwann den Jesus mit dem Bunsenbrenner nachbauen wollen und sich dabei verletzen, werden wir zur Rechenschaft gezogen.” - Solche Veränderungen sind nicht ungewöhnlich. "Customizer" nennen sie sich selbst. Doch nur gegen Pfr. Bomhard geht Playmobil vor.

Nun wurde ihm eine Unterlassungserklärung zugestellt: Bomhard soll nicht länger Playmobilfiguren auf seiner Internetseite Klicky-bibel.de zeigen. Der Pastor will die Erklärung nicht unterzeichnen. Er soll keine Fotos von Playmobilfiguren - gleichgültig ob verändert oder nicht - ins Internet stellen, Frist bis zum 6. Mai. "Das ist Unsinn und wird von mir nicht unterschrieben", sagt Bomhard.

Quelle: Frankfurter Rundschau (25.04.2009):


Playmobil: Streit um Jesus

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