Amtseid der muslimischen Ministerin Özkan

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den religiös gefassten Amtseid der neuen niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) begrüßt. "Die Situation in unserer religiös pluralen Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass wir bei allen Differenzen zwischen Christen und Muslimen gemeinsame Überzeugungen und Schnittmengen haben", sagte der Präsident des EKD-Kirchenamtes, Hermann Barth, am Mittwoch in Hannover dem epd. "Wir sollten sie pfleglich behandeln."

Özkan hatte ihren Eid mit der Formel "So wahr mir Gott helfe" beschlossen. Sie war am 27.04.2010 als erste muslimische Ministerin in Deutschland im Landtag in Hannover vereidigt worden. In einer persönlichen Erklärung hatte sie erläutert, dass sie sich als gläubige Muslimin auf den einen und einzigen Gott berufe, der dem Judentum, dem Christentum und dem Islam bei allen Unterschieden in den dogmatischen Lehren gemeinsam sei.

Barth sagte, zwischen Christen und Muslimen gebe es erhebliche Unterschiede beim Gottesbild und im Verständnis von Jesus Christus. Doch sei der Bezug auf Gott in der Eidesformel wie auch in der Präambel des Grundgesetzes nicht exklusiv an das christliche Gottesverständnis gebunden. Die Ministerin habe damit zum Ausdruck gebracht, "dass sie ihre Verantwortung in einem Horizont sieht, der über wechselnde und partikulare menschliche Interessen hinaus geht".

Auch der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, sagte, die muslimische Ministerin habe sich bei ihrem Amtseid selbstverständlich auf Gott berufen dürfen. Sie habe sich damit als Muslimin zu ihrem Glauben bekannt, was von der evangelischen Kirche natürlich respektiert werde.

Für problematisch halte er aber ihre Gleichsetzung, wenn sie von einem Gott von Christen, Juden und Muslime spreche. "Christinnen und Christen können von Gott nur reden, indem sie Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen. In ihm hat Gott sich den Menschen gezeigt", sagte de Vries. Darin liege eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Christentum und Islam.

Quelle: EKD


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