Documenta 2022 & Antisemitismus

Eine Schweinerei auf Bildern - Die Documenta 15

Ein riesiges Gemälde wurde auf der größten Kunstschau in Kassel wegen antisemitischer Motive abgebaut. „People’s Justice“ des indonesischen Kollektivs Taring Padi zeigte einen Zigarre rauchenden Geschäftsmann mit Wolfszähnen, blutunterlaufene Augen, Hakennase, Brille und Schläfenlocken. Auf dem Melonenhut sind die Doppelrunen der SS. Auf einem Kanonenrohr wird eine Person in Uniform und Schweinsnase gezeigt, auf dem roten Halstuch der Davidstern, auf dem Helm der Name des israelischen Geheimdienstes Mossad. Auch wenn das Riesengemäldte bereits etwa zwanzig Jahre alt ist und sich mit der freien Meinungsäußerung der lange unterdrückten indonesischen Gesellschaft befasst: Es verwendet antisemitische Motive wie das Verschwörungsnarrativ des Juden als Strippenzieher und Finanzjongleur hinter der Macht. Es werden Juden mit Nazis gleichgesetzt.

Trotz vieler Hinweise im Vorfeld der Ausstellung und Beteuerungen der künstlerische Leitung der documenta fifteen dafür zu sorgen, dass Antisemitismus, Rassismus sowie jede Art von Diskriminierung keinen Raum hat. Die internationale Kunstausstellung documenta war am Samstag, 18.06.2022 eröffnet worden, dabei hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verantwortlichen für ihren Umgang mit seit Monaten erhobenen Antisemitismus-Vorwürfen kritisiert.

Das indonesische Künstlerkollektiv „Taring Padi“ versicherte, das Werk „steht in keiner Weise mit Antisemitismus in Verbindung“. Als Zeichen des Respekts und mit großem Bedauern wurde die Arbeit zunächst abgedeckt und dann abgebaut. Der Berliner Antisemitismusforscher Klaus Holz sagte, es handele sich um „eindeutig antisemitische Bilder“. Da hilft es auch nicht, das offensichtlich Problem herunterzuspiel: "Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck", entschuldigt sich das Künstlerkollektiv Taring Padi. Die "Details" sind eindeutig antisemitische Motive. Auch der Versuch, die Akteure miteinander ins Gespräch zu bringen, gelingt nicht, - denn keine israelischen und/oder jüdischen Künstler sind auf der documenta vertreten. Warum eigentlich?

„Kunstfreiheit endet dort, wo Menschenfeindlichkeit beginnt“, sagte der Zentralratpräsident Josef Schuster. Auf der documenta sei diese rote Linie überschritten worden. Zudem reflektierte man die Symbolik der ersten Verhüllung auch nicht vor dem Hintergrund einer über Jahrzehnte verhüllten documenta-Geschichte rund um die Nazivergangenheit ihres Gründervaters Werner Haftmann. Denn in gewisser Weise wurde sie ja einst von den Haftmann und Co. zur Verdeckung des deutschen mörderischen Antisemitismus erfunden. Darum waren die Leinwände der amerikanischen abstrakten Expressionisten auf den ersten documentas so überproportional groß. Weil es so viel zu verbergen gab! - Damals wie heute.


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