Kirche kritisiert die Amtsenthebung in Paraguay

„Das Vorgehen ist sehr bedenklich und moralisch korrupt.“
Evangelische Kirche am La Plata kritisiert die Amtsenthebung Lugos in Paraguay

„Die Evangelische Kirche am La Plata (IERP) ist bestürzt und besorgt mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in Paraguay“, schreibt Pastor Carlos A. Duarte, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche am La Plata in einem offenen Brief. „Die Amtsenthebung des gewählten Präsidenten Fernando Lugo im parlamentarischen Schnellverfahren ist ein Schachzug einer politischen Klasse, die die wirtschaftliche Macht repräsentiert. Obwohl formal und legal korrekt, ist das Vorgehen sehr bedenklich und moralisch korrupt.“

In paraguayischen Ort Curuguaty nahe der brasilianischen Grenze kam es am 15. Juni zu heftigen Auseinandersetzungen mit 17 Toten. Unter den Opfern waren sowohl Landlose (Campesinos) als auch Polizisten. Damit eskalierte der schon lange schwelende Konflikt in der Region. Die sich radikalisierenden Landlosen verlangen eine Landreform, die ihnen den Zugang zu Boden verschaffen soll.

„Immer wieder wurde den Landlosen Land versprochen. Immer wieder haben sie ihr Recht auf Boden eingefordert. Immer wieder umsonst!“, verurteilt Kirchenpräsident Duarte in seinem Brief die Hinhaltetaktik der Politik. „Wir solidarisieren uns mit den Angehörigen der Opfer von Curuguaty und versprechen, uns als Kirche für eine Aufklärung stark zu machen. Gleichzeitig fordern wir alle auf, Botschafter des Friedens, des Lebens, der Gerechtigkeit und Wahrheit zu sein in einer Gesellschaft, die ihre Orientierung verloren hat. Schweigt nicht!“

In seinem Brief bezieht der evangelische Kirchenpräsident eine deutlich andere Position, als beispielsweise der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel, der zu den ersten Gratulanten des nachgerückten Präsidenten Federico Franco gehörte.

Die Konflikte um die Landverteilung betreffen die Evangelische Kirche am La Plata ganz direkt. Gerade in Paraguay verfügen einige Mitglieder dieser Kirche über große Landflächen. Zahlreiche Deutschstämmige in der Grenzregion Paraguays stammen aus Brasilien. Sie sind in den 60er und 70er Jahren nach Paraguay gezogen, weil der Staat ihnen günstig Land angeboten hat. Die Kirche bemüht sich immer wieder, in ihren Gemeinden ein Bewusstsein für eine gerechte Landverteilung zu erwecken.

Quelle: Pressemitteilung des Gustav-Adolf-Werk e. V. vom 26.06.2012

Das Gustav-Adolf-Werk e. V. ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland. Es wurde 1832 in Leipzig gegründet. Heute wird die Arbeit von bundesweit 24 Hauptgruppen und 20 Frauengruppen getragen. Das GAW hilft seinen Partnerkirchen in Europa, Lateinamerika und Nordasien beim Gemeindeaufbau, bei der Renovierung, beim Kauf und beim Neubau von Kirchen und Gemeinderäumen, bei sozialdiakonischen und missionarischen Aufgaben, bei der Aus- und Weiterbildung von kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern u. a. Jährlich werden verschiedene Projekte mit mehr als zwei Millionen Euro unterstützt.

Weitere Informationen:
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