Ein interessanter Beitrag zu Kirche und Neue bzw. Soziale Medien:
Kirche und Social Media - Jenseits der Parochie Das Internet verändert nicht nur unser Kommunikationsverhalten, sondern auch unsere Lebenswelt. Das »social web« bietet neue Vergemeinschaftungsformen. Hat das auch Relevanz für die pfarrdienstliche Tätigkeit? Und wie verändern diese Medien Verkündigung und Gemeindearbeit? Die Autoren des folgenden Beitrags plädieren dafür, »Facebook & Co« aktiv zu nutzen und das »soziale Netz« als Teil pfarrdienstlicher Aufgaben wahrzunehmen.
Im Sozialen Netz kommunizieren Menschen – nicht Institutionen Schon ein Blick ins NT zeigt, dass sich die Gemeinden der frühen Kirche als Netzwerk organisierten. Kontakt zwischen den Gemeinden wurde durch Reisetätigkeiten gehalten; die Kirche als Institution war noch nicht etabliert. Innerhalb der Gemeinden gab es profilierte Vertreter, die jeweils Anhänger um sich sammelten, wie es 1. Kor. 1,12 vermuten lässt. Außerdem waren die Gemeinden auf Wachstum und nicht auf Bestandssicherung ausgerichtet. Aus den freien und lose verbundenen Gemeinden der frühen Kirche entwickelte sich die Kirche als rechtlich verfasste Institution und geriet damit zu ihrem eigenen Wesen in Widerspruch – andererseits ist zur Sicherung der Existenz der Kirche eine rechtliche Verfasstheit notwendig. Dieses Paradox, das der Kirchenrechtler Rudolph Sohm in Bezug auf das Kirchenrecht beschrieben hat2, gilt auch für eine Social Media-Strategie der Kirche, allerdings in umgekehrter Weise. In Sozialen Netzwerken kommunizieren Personen miteinander, nicht Institutionen. Um die Präsenz der Kirche in Sozialen Netzwerken sichtbar werden zu lassen, muss sie auf Einzelpersonen setzen, die als Individuen für die Institution kommunizieren. Je profilierter diese werden, desto stärker treten sie als Vertreter einer Institution in den Hintergrund.
Bisher versucht Kirche als Institution im Internet zu kommunizieren: Es gibt offizielle Websites der EKD, der Landeskirchen, von Kirchenkreisen, Ämtern, Werken und Einrichtungen; diese Websites orientieren sich an Organisationseinheiten der Kirche und zeichnen sich durch Professionalität in der Erstellung aus. Dieser Absenderorientierung wollte die EKD bewusst mit dem Projekt »evangelisch.de« entgegenwirken und eine Plattform im Netz etablieren, die nahe bei den Menschen ist, nicht von ungefähr lautete ein Claim zunächst: »So viel Nähe wie Du brauchst«. Mit dem Launch von »evangelisch.de« und der anfänglichen Fokussierung auf eine eigene Community3 machte die EKD den Versuch, im Gegenüber zur institutionellen Internetseite ekd.de eine am Dialog orientierte plurale evangelische Plattform zu etablieren. Durch die Einstellung der Community mit dem Relaunch im April 2012 ist »evangelisch.de« zwar ein publizistisch unabhängiges protestantisches Portal, aber keine Community-Plattform mehr, auf der sich weitestgehend selbstorganisiert Christinnen und Christen sowie Interessierte treffen und austauschen könnten. ...>>>
Von: Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach / Ralf Peter Reimann / Alexander Ebel
Quelle & kompletter Text: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=3323
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