Übersicht
Elisabeth ist bis heute wegen ihrer
Hilfsbereitschaft für Arme und Kranke sehr populär. Sie ist Patronin von Thüringen
und Hessen, der Caritas, der Waisen und Witwen, Kranken, Notleidenden sowie der
Bäcker und Spitzenklöpplerinnen.
In der Kunst wird sie meistens mit einem Korb voller Rosen oder Brot
dargestellt, was auf die späte Legende des „Rosenwunders“ zurückgeht.
Beliebt sind auch Darstellungen Elisabeths mit einem Bettler, den sie mit
Kleidung, Nahrung oder Geld versorgt. Das angeblich früheste bekannte Bildwerk,
die Elisabeth-Statue des Naumburger Domes, ist nur zweifelhaft zu datieren.
Die Gestalt der Elisabeth erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun
Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des
Christentums.
Elisabeth war die Tochter des ungarischen Königs
Andreas II. und der Gertrud von Andechs (Schwester der Heiligen Hedwig von
Andechs). Bereits im Alter von 4 Jahren wurde sie nach Thüringen gebracht
(1211, heute liegt auf dieser Strecke der Bergwanderweg Eisenach-Budapest) und
mit Ludwig, dem Sohn Landgraf Hermann I., verlobt, nachdem der eigentlich
vorgesehene ältere Bruder Heinrich schon früh verstorben war. 1213 fiel ihre
leibliche Mutter, Gertrud von Andechs, bei einem ungarischen Adelsaufstand einem
Mordanschlag zum Opfer. Nach Reinhold Schneider wurde die gemeinsame Erziehung künftiger
Ehegatten damals oft gewählt, um frühzeitiges Einleben und die örtliche
Akzeptanz zu fördern. Für die geplante Heirat dürften machtpolitische Erwägungen
den Ausschlag gegeben haben. Der Thüringer Landgraf Hermann I. hatte bereits zu
Beginn des 13. Jahrhundert die Verbindung zu Bischof Egbert von Bamberg und
damit zu dem einflussreichen und weit verzweigten Haus von Andechs-Meranien
aufgenommen. Die beiden Familien waren das Zentrum der antiwelfischen
Opposition. So ist es wahrscheinlich, dass die Ehe zwischen Ludwig und Elisabeth
zur Bekräftigung der Beziehung des mit Macht emporstrebenden Thüringischen
Hauses mit dem von Andechs-Meranien verabredet wurde. Dass Elisabeth darüber
hinaus eine Königstochter war, erhöhte den Glanz dieser Verbindung.
1217 starb Landgraf Hermann I., und Ludwig übernahm im Alter von 17 Jahren die
Regentschaft. 1221 heirateten Elisabeth und der Thüringer Landgraf. Die Ehe, so
wird übereinstimmend berichtet, soll sehr glücklich gewesen sein.
1223/24 kamen die ersten Franziskaner nach Thüringen. Elisabeth kam durch den
Laienbruder Rodeger in Kontakt mit den Idealen des Franziskus. Diese fielen bei
der jungen Frau auf fruchtbaren Boden; Elisabeth begünstigte die Franziskaner
und ermöglichte ihre Ansiedlung in Eisenach.
Die gegenseitige Liebe des landgräflichen Paares scheint Wolfram von Eschenbach
zu einem Gedicht über die Minne angeregt zu haben. Elisabeths Gemahl Ludwig
stand zu ihr, als sie wegen ihres Vorgehens gegen höfische Verschwendung und tätiger
Hilfe für Bedürftige und Leprakranke vielfach kritisiert wurde. Elisabeth von
Thüringen schenkte drei Kindern das Leben, Hermann, Sophie und Gertrud. Sohn
und Erbnachfolger Hermann wurde im März 1222 auf der Creuzburg (unweit von
Eisenach und der Wartburg) geboren.
1226 legte Elisabeth im Beisein ihres Mannes gegenüber dem um 1224 an den Thüringer
Hof gekommenen Priester Konrad von Marburg, einem berühmten und berüchtigten
Ketzerprediger, das Gelübde ab, ihm Gehorsam zu leisten, wenn die Rechte des
Landgrafen dadurch nicht eingeschränkt würden, und darüber hinaus immerwährende
Keuschheit zu üben für den Fall, dass sie Ludwig überleben würde, und in
diesem Falle auch unbedingten, durch nichts mehr eingeschränkten Gehorsam gegenüber
Konrad. Konrad von Marburg machte Elisabeth in der Folgezeit rigorose
Vorschriften. Diese waren teils sehr schwer zu erfüllen und nur selten mit der
Lebensweise und den Pflichten einer Landgräfin zu vereinbaren.
Als Ludwig 1227 auf einem Kreuzzug bereits kurz nach der Einschiffung im
italienischen Otranto an einer Seuche starb, zersprang der Legende nach der
Stein ihres Ringes (heute im Schloss Braunfels). Zu dieser Zeit war der Älteste
ihrer drei Kinder, Landgraf Hermann II., erst 5 Jahre alt. Daher wurde Heinrich
Raspe IV. neuer Regent. Er soll Elisabeth von der Wartburg vertrieben haben mit
der Begründung, sie gäbe zu viele Almosen. Andere Quellen berichten, sie habe
wegen Missgunst freiwillig die Burg verlassen. Am wahrscheinlichsten erscheint,
dass Elisabeth auf Veranlassung des Konrad von Marburg mit diesem von der
Wartburg wegzog, nachdem er für sie in Auseinandersetzung mit der Familie des
Landgrafen die Herausgabe beträchtlicher Witwengüter erkämpft hatte.
Jedenfalls verließ Elisabeth im Spätherbst 1227 die Wartburg und ließ, wie
die Quellen berichten, noch in der gleichen Nacht von „ihren“ Franziskanern
ein te deum laudamus singen.
Daraufhin geriet die junge Elisabeth zusehends unter den Einfluss ihres strengen
Beichtvaters, Konrad von Marburg. Es liegt daher nahe, dass sie Schutz und
Zuflucht bei ihren Verwandten, Heinrich III. und Mechthild in Sayn suchte.
Mechthilds Mutter war eine Cousine von Elisabeths verstorbenem Mann. Heinrich
wurde daraufhin durch Konrad von Marburg der Ketzerei angeklagt. Erst durch die
Einflussnahme von Papst und König konnte diese Beschuldigung fallen gelassen
werden. Heinrichs Mannen erschlugen Konrad von Marburg 1233. Im Schloss der Fürsten
zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in Sayn bei Koblenz wird eine kostbare Armreliquie der
Heiligen Elisabeth von Thüringen aufbewahrt.
Da Elisabeth in Eisenach keine Bleibe fand, wohnte sie zeitweilig, vom einfachen
Volk bald verachtet, in einem Schweinestall. Konrad von Marburg verbot ihr
jedoch zu betteln und untersagte ihr auch unter Hinweis auf den geschuldeten
Gehorsam, ein radikales Armutsgelübde abzulegen. Es ist nicht genau geklärt,
wie lange Elisabeth noch in Eisenach blieb. Am Karfreitag 1228 entsagte sie in
der Eisenacher Franziskanerkirche allem weltlichen Besitz, ihren Kindern und
ihrem eigenen Willen.
Als die Familien ihrer Eltern von Elisabeths Schicksal erfuhren, ließ ihre
Tante, die Äbtissin Mechthild von Kitzingen, sie zu sich holen und schickte sie
bald zu ihrem Onkel, Bischof Ekbert von Bamberg. Dieser ließ sie auf die Burg
Pottenstein in Oberfranken bringen. Er empfahl ihr zu ihrem Besten dringend eine
neuerliche Vermählung (der verwitwete Kaiser Friedrich warb um sie), doch sie
weigerte sich angesichts ihres Gelübdes standhaft.
Zur Beisetzung der Gebeine ihres Gemahls (es wurde nach Dietrich v. Apolda nur
das Skelett ohne Fleisch begraben) im Mai 1228 im Kloster Reinhardsbrunn kehrte
Elisabeth nach Thüringen zurück. In der Folge begab sie sich nach Marburg. Als
Elisabeth nach Bemühungen durch Konrad von Marburg 2000 Mark als Ersatz für
das ihr zustehende Wittum erhielt, ließ sie 1229 in Marburg ein Hospital
errichten. Sie benannte es nach Franziskus und arbeitete dort selbst als
Pflegerin. Sie selbst lebte in ärmlichsten Verhältnissen.
Vermutlich aufgrund Elisabeths Entschlusses, ihr Leben den Armen und Kranken zu
widmen, kam ihre Tochter Gertrud schon im Alter von zwei Jahren ins hessische Prämonstratenserinnenkloster
Altenberg, wo sie bereits im Alter von 21 Jahren an die Spitze des Konvents
berufen wurde und als Äbtissin wirkte. Gertrud wurde 1348 von Papst Clemens Vl.
selig gesprochen.
Elisabeth starb mit 24 Jahren und wurde schon vier Jahre später heilig
gesprochen. Wegen der sich ausbreitenden Wunderbezeugungen wurde die Stadt
Marburg bald darauf zu einem sehr wichtigen Wallfahrtsort. Der Strom der Pilger
zu ihrem Grabmal unter der Elisabethkirche machte die Stadt reich und bedeutend,
vorübergehend sogar zur Landeshauptstadt Hessens.
Der Deutsche Orden, dem Konrad von Thüringen, der Schwager Elisabeths, angehörte,
erweiterte ihr Spital und errichtete 1235 bis 1283 die ihr geweihte Kirche. Sie
gilt - zusammen mit der Trierer Liebfrauenkirche, die möglicherweise sogar ein
paar Jahre älter ist - als erster gotischer Bau Deutschlands. Die
Elisabethkirche ist bis heute Zentrum einer lebendigen Pfarrgemeinde und enthält
viele Kunstwerke sowie das seit der Reformation leere Grab Elisabeths.
Bereits kurz nach ihrem Tod sollen sich an
Elisabeths Grab zahlreiche Wunder ereignet haben. Kranke sollen gesund geworden
sein, weshalb schnell ein großer Strom von Pilgern einsetzte. Ihre Dienerin
Irmgard berichtete, dass viele Leute während der dreitägigen Aufbahrung der
Landgräfin Stücke von den Tüchern, die ihr Gesicht bedeckten, abrissen, ihr
Haupthaar, Nägel und sogar einen ihrer Finger abschnitten. Diese wollten wohl
bereits vorausschauend Reliquien sammeln.
Auf Konrad von Marburgs Betreiben wurde schon 1232 vom Papst eine erste
Kommission eingesetzt, die sich mit den Wundern zu Elisabeths Lebzeiten und an
ihrem Grab befassen sollte. Durch Konrads Ermordung im Jahre 1233 geriet der
Prozess allerdings ins Stocken, wurde jedoch durch Betreiben von Elisabeths
Schwager Konrad von Thüringen, der inzwischen in den Deutschen Orden
eingetreten war, durch eine zweite Kommission bald wieder aufgenommen. Zu
Pfingsten des Jahres 1235 wurde Elisabeth in Perugia von Papst Gregor IX. schließlich
in aller Form heiliggesprochen.
Nach einem Bericht über die Erhebung ihrer Gebeine im Jahre 1236 trennte man
ihrem Leichnam den Kopf ab, um diesen als gesonderte Reliquie zu gewinnen. Dabei
war Kaiser Friedrich II. selbst anwesend, der diese Zeremonie entsprechend zur
Festigung seiner Machtposition nutzte. Friedrich betonte in einem Brief, den er
kurz darauf verfasste, dass er die Heilige, die ihm wegen ihrer hohen, königlichen
Geburt und ihres fürstlichen Standes besonders nahe stehe, mit aufrichtiger
Zuneigung geliebt habe. Nach den Quellen (Caesarius von Heisterbach) soll
Friedrich während der Zeremonie barfuß und mit einer grauen Tunika bekleidet
gewesen sein. Den abgetrennten Kopf legte man in einen Becher, und Kaiser
Friedrich setzte eigenhändig eine Krone darauf, die er stiftete. Becher und
Krone zusammen bildeten ein Reliquiar, in dessen Inneren man den Kopf der
Heiligen erblicken konnte. Heute befindet sich das wertvolle Stück, allerdings
ohne Inhalt, im Historischen Museum in Stockholm. Über den Verbleib der
Reliquie kann nur spekuliert werden. Ihr Haupt wird in der Klosterkirche zur Hl.
Elisabeth in Wien aufbewahrt.
Während der Reformation ließ der zum Protestantismus übergetretene Philipp I.
von Hessen Elisabeths Gebeine, die als Reliquien verehrt wurden, 1539 aus dem
Sarg entfernen, um ihre religiöse Anziehungskraft zu beenden. Dennoch tragen
hunderte Kirchen und viele Ordens- und Krankenhäuser ihren Namen; besondere
Formen der Verehrung finden sich in Wien (Kloster der Elisabethinnen) und nahe
ihrem Geburtsort in Kaschau (Košice, Slowakei). Im Fuldaer Dom steht eine große
Holzstatue. Auch in der evangelischen Kirche wird dieser großen Frau gedacht;
viele Einrichtungen der Diakonie tragen ihren Namen. Auch die Elisabethschule in
Marburg sowie das Kölner Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium sind nach ihr
benannt.
2007 wird aus Anlass des 800. Geburtstages von Elisabeth von Thüringen das
„Elisabeth-Jahr“ begangen.
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