„Die evangelische Gestalt des christlichen Glaubens hat zu unternehmerischem Handeln ein positives Verhältnis. Verantwortungsbereitschaft, Weltgestaltung, Unternehmergeist und das Engagement für das Gemeinwohl sind als Tugenden in der evangelischen Tradition fest verankert,“ schreibt der Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort zur neuesten Denkschrift der EKD: „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“. Zusammen mit dem Vorsitzenden der Kammer für Soziale Ordnung, Professor Gert G. Wagner, hat der Ratsvorsitzende die Denkschrift vorgestellt.
Die Denkschrift nimmt sich ethischer Fragen des unternehmerischen Handelns an und benennt aus protestantischer Sicht Leitlinien und Maßstäbe. In der Zusammenschau mit der 2006 veröffentlichten Denkschrift „Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität“ zeigt sich die Vision einer Gesellschaft, die von der Beteiligung aller geprägt ist.
Leitbild sei dabei eine Gesellschaft, „die niemanden ausschließt, sondern alle befähigt und einlädt, ihre Talente zu nutzen“, stellt Wolfgang Huber im Vorwort fest. Die Denkschrift ermuntere zu unternehmerischem Handeln und betone die Bedeutung unternehmerischer Verantwortung „in einer Zeit, in der das Ansehen von Unternehmerinnen und Unternehmern aufgrund ethisch problematischer Verhaltensweisen Einzelner, medial veröffentlichter Skandale, vor allem aber aufgrund des immer stärker fühlbaren Auseinanderdriftens unserer Gesellschaft in Arme und Reiche, Erfolgreiche und Unterstützungsbedürftige auf dem Prüfstand steht“.
Angesichts der Herausforderungen der Globalisierung, die den Standort Deutschland und die Arbeitswelt immer deutlicher verändern, fordert die Denkschrift dazu auf, gemeinsam Verantwortung für die Weiterentwicklung einer Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft zu übernehmen. Sie thematisiert dabei die neue Rolle der Verbraucher ebenso wie die veränderte Situation der Arbeitnehmer und schließlich die Bedeutung von Bildung, Beteiligung und Kooperation.
Die Denkschrift ermutigt zu unternehmerischem Handeln als einer wesentlichen Quelle für gesellschaftlichen Wohlstand, ohne dabei prekäre Formen der Selbständigkeit aus den Augen zu verlieren. Sie unterstreicht, dass Wettbewerb disziplinierend wirkt und Auswüchse, wie etwa übertrieben hohe Managergehälter, verhindert werden sollen. Deshalb spricht sie sich für eine funktionierende Wettbewerbsaufsicht und die Regulierung der Finanzmärkte aus.
Die Denkschrift formuliert Maßstäbe für verantwortliches Handeln in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft; im Raum der Kirche werden dabei auch die eigenen Unternehmungen, vor allem im Bereich von Diakonie und Caritas, in den Blick genommen. Der Rat versteht die Denkschrift als ein Angebot zur Diskussion für alle, die am unternehmerischen Handeln beteiligt sind.
HINWEIS: Die Denkschrift ist unter dem Titel „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“ im Gütersloher Verlagshaus erschienen (ISBN: 978-3-579-05905). Sie ist zum Preis von 5,95 Euro im Buchhandel zu kaufen. Siehe hier.
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