Mit drastischen Worten kritisiert er Rechtsbrüche und Grausamkeit der Juristen: "O Ihr Richter, was macht Ihr doch? dass ihr schuldig seid an dem schrecklichen Tod Eurer Gefangenen? Ihr seid Totschläger! Gott schreibt es auf einen Denkzettel! Welche Richter zu der Ungerechtigkeit Lust haben und unschuldiges Blut vergießen, werden in Gottes Hand zur Rache verfallen und sich selbst in die unterste Hölle hinabstürzen!"
Wer so gegen Hexenprozesse wettert, macht sich verdächtig, selbst ein Freund der Hexen zu sein, und läuft Gefahr, vor ein Hexengericht gestellt zu werden. Die Menschen rätseln, wer der Verfasser dieser brisanten Streitschrift ist, welches in Lich (bei Gießen) gedruckt wird.
Große Nachfrage führt dazu, dass die Exemplare des Buches schon bald verkauft sind. Vier Jahre später erscheint die zweite Auflage, und nun bekennt sich der frühere Kamener Theologe Anton Praetorius als Verfasser. Dieser ist 1560 in Lippstadt als Sohn von Matthes Schulze geboren worden, hat eine Ausbildung als Lehrer absolviert und tritt 1580 in der Hansestadt Kamen eine Stelle in der Lateinschule an.
Der Mode der Zeit entsprechend passt er seinen Namen der damaligen Weltsprache Latein an und nennt sich fortan Praetorius. Um 1584 heiratet er, und im Frühjahr 1585 bringt seine Frau Maria in Kamen den Sohn Johannes zur Welt.
1586 stiften wohlhabende Kamener Bürger eine größere Summe Geldes für Zwecke der besseren Schulausbildung in Kamen. Stadtarchivar Kistner hat eine Urkunde im Kamener Stadtarchiv gefunden, dass Anton Praetorius 1586 zum Rektor der Lateinschule ernannt wird.
Die Spender erklären in diesem Dokument (Stadtarchiv Kamen, Pergament-Urkunde 300a), dass eine gute Schule jeder Stadt zu Nutzen und der geistlichen und weltlichen Obrigkeit nützlich und heilbringend sei. Die Schule der Stadt Kamen sei aber seit längeren Jahren nicht gut verwaltet. Die Jugend würde übel erzogen und wachse als wilde Rangen auf. Dies habe hauptsächlich seinen Grund, weil die Mittel der Unterhaltung der Schuldiener zu gering seien und Kirche und Stadt wegen eigener Bedürftigkeit nicht zulegen können. Deshalb wollen sie zur Vermehrung der Schulrenten beisteuern.
Von diesen 14 Bürgern, die sich an der Stiftung von insgesamt 1520 Thalern und 72 Thl. Rente pro Jahr beteiligen, sind in diesem Zusammenhang zwei Kamener besonders zu erwähnen, denn sie unterstützen das Wirken von Anton Praetorius 27 Jahre später noch einmal in einem dramatischen Augenblick:
* Hermann Reinermann, Bürgermeister, schenkt: 100 Thaler, 6 Thl. Rente, * Johann Bodde, späterer Richter zu Camen, 30 Thaler, 2 Thl. Rente.
„Die Schenker verpflichten sich, die Summen anzuweisen oder die Zinsen aus ihren Gütern halb-jährlich auf Ostern und Michaelis zu entrichten. Aus den Renten sollen die Schuldiener besoldet werden und zwar soll der Primarjus M. Anton Praetorius 45 Daler, der zweite M. Lambert Ulentorpius 45 Daler haben pro Jahr. Der Dritte M Jost Tifmann hat eine genügende Competenz (Zugeteiltes) von der Stadt.
Außerdem erhalten die Schuldiener das Schulgeld, welches pro Person auf 4 ß pro Halbjahr gesetzt ist, und zwar bekommt der Rector die Hälfte und die zweite Hälfte die beiden anderen. Die Donation soll nur so lange Gültigkeit haben, als die Augsburger Confession in Kamen in Übung ist; sollte Kamen durch die Obrigkeit oder von selbst zum leidigen Papstthum und dessen verführerischer abgöttischer Lehre zurückkehren, so sollen die Donatoren [Spender] oder deren Erben alles zurücknehmen können.“
Das Bedürfnis dieser Kamener Bürger nach gehobener Bildung geht einher mit dem Aufblühen der Stadt, dem Ausbau ihrer Handelsbeziehungen und einem Aufschwung des Wirtschaftslebens. Im Mittelpunkt des Unterrichts steht die religiöse Unterweisung. Der Vermittlung von gelehrter Bildung dient vor allem das Lateinische. Es ist die Sprache der Gelehrten. Wer Latein kann, ist ein angesehener Mann. So soll auch die Fähigkeit erworben werden, sich auf Latein zu unterhalten. Dabei wechseln Auswendiglernen und Abhören einander ab. Erstaunlich ist das Engagement dieser Bürger, die durch Humanismus und Reformation beeinflusst, der Bildung durch ihre Spende einen so hohen Stellenwert zumessen.
Schon bald jedoch verlässt Anton Praetorius mit seiner Familie die Stadt Kamen und zieht ins heutige Hessen. Die Gründe für den Ortswechsel sind uns unbekannt - möglicherweise haben wiederholte Fehlgeburten seiner Frau den Ausschlag gegeben, Kamen zu verlassen. 1596 stirbt seine Frau Maria an der Pest, während Praetorius und sein Sohn Johannes überleben.
1587 verwaltet Praetorius als Diakon in Worms den Kirchenkasten für soziale Belange. 1592 wird er Pfarrer in Dittelsheim und besucht 1593 das nahe gelegene Herrnsheim in Worms mit dem großen Schloss der Dalberger. Dabei wird er Zeuge des Dalberger Hexenprozesses. Unter schrecklichen Foltern haben Hesslocher Frauen gestanden, Hexen zu sein. Praetorius schreibt, dass "Männer und Weiber verbrannt worden. Für deren Endurteil wurden vom Rathaus aus einem Fenster solche schändliche, närrische und greiflich lügenhafte Dinge von teuflischer Gemeinschaft und Wettermachen öffentlich vorgelesen, dass mir das Zuhören wehe täte und ich mich für keuschen Ohren schämen müsste, dieselben zu erzählen."
1594 reist Praetorius von Dittelsheim über Worms nach Heidelberg, dem Zentrum reformierter Theologie. Praetorius ist von der Universitätsstadt am Neckar tief beeindruckt. Nach seiner Rückkehr befragen ihn die Dittelsheimer Gemeindeglieder ausführlich nach dem Großen Fass, so dass er im Pfarrhaus von Dittelsheim im Oktober 1595 in lateinischer Sprache die älteste Nachricht von dem großen Wein-Fass in Heidelberg schreibt – schon damals eine touristische Attraktion. Darin preist er das Fass als gottgefälligen Beweis für die Überlegenheit seines reformierten Glaubens.
1597 avanciert Praetorius als reformierter Pfarrer zum fürstlichen Hofprediger in Birstein (bei Frankfurt/M). Bald ernennt ihn der Graf zum Mitglied des fürstlichen Gerichts gegen vier Frauen, die als Hexen angeklagt sind.
In Zeiten von Pestepidemien und unvorstellbaren Klimakatastrophen führen die Menschen in ihrer abergläubischen Weise alle Schicksalsschläge auf Schadenszauber zurück. So fordern im benachbarten Büdingen die besorgten Bürger die Obrigkeit mit heftigen Protesten auf, das "Hexengeschmeiß" aufzuspüren und auf den Scheiterhaufen zu bringen.
Praetorius ist erschüttert, mit welcher Grausamkeit der Richter die Angeklagten verhören lässt. Unter schrecklichen Foltern sollen die Frauen zu dem Geständnis gezwungen werden, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und als Hexen Schadenszauber an Menschen, Tieren und der Ernte verübt haben. Solch ein Geständnis ist nach der kaiserlichen Halsgerichtsordnung wichtig, denn nur dann kann die Todesstrafe verhängt werden.
Doch Praetorius macht nicht mit. Er ist Christ, und sein Maßstab ist die Bibel. Als fürstlicher Hofprediger wettert er derart heftig gegen die Folter, dass der Prozess beendet und die noch lebende Gefangene freigelassen wird. Dies ist der einzige überlieferte Fall, dass ein Geistlicher während eines Hexenprozesses die Beendigung der unmenschlichen Folter verlangt - und Erfolg hat. Der Schreiber der gräflichen Kanzlei hält diesen ungewöhnlichen Vorfall fest: „Weil der Pfarrer alhie heftig dawieder gewesen, als man die Weiber peinigte, also ist es diesmal deßhalben unterlassen worden.“
Praetorius erreicht, dass die letzte noch lebende Frau aus der Folterkammer freigelassen wird. Der Graf entlässt seinen Hofprediger umgehend. Praetorius hat Glück, dass er nicht selbst auf dem Scheiterhaufen landet - als Freund der Hexen.
In Laudenbach/ Bergstrasse in der Nähe von Heidelberg findet Praetorius eine neue Pfarrstelle. Dort schreibt er 1598 ein Buch gegen die unchristlichen Hexenprozesse. Aus Angst vor möglicher Verfolgung veröffentlicht er den „Gründlichen Bericht über Zauberey und Zauberer“ zunächst unter dem Pseudonym "Joannem Scultetum Westphalo camensem" - dem Namen seines in Kamen geborenen Sohnes Johannes. 1602 wagt er, die zweite Auflage unter seinem eigenen Namen zu publizieren.
Er widerlegt von der Bibel und von der Vernunft her alle Vorwürfe gegen Zauberei (= Hexerei) und fordert, dass das Vergebungshandeln Christi auch für Angeklagte in Hexenprozessen gelten müsse. Die Justiz und Obrigkeit attackiert er heftig wegen ungesetzlicher Anwendung der Folter. Er beschreibt die unmenschlichen Haftbedingungen und Foltermethoden, die zum Teil heute noch in vielen Ländern der Welt angewendet werden. Deswegen ist Praetorius von einer niederländischen Schriftstellerin als Vorläufer von "amnesty international" bezeichnet worden.
Gegen die Hexenverfolgung erheben sich vereinzelte Stimmen von Christen, oft unter dem Risiko selbst verfolgt zu werden. Das Wissen über evangelische Gegner der Hexenverfolgung ist aber im Dunkel der Vergangenheit fast völlig untergegangen. Dieses Schicksal widerfährt auch Anton Praetorius. In Lehrbüchern der Kirchengeschichte wird heutzutage Praetorius oft nicht erwähnt.
Um 1600 beginnt sich in der evangelischen Kirche überkonfessionelle Opposition gegen die Hexenverfolgung zu formieren. Der reformierte Pfarrer Anton Praetorius hat viele Jahre die theologische Position der Lutheraner als "wider-christlich" bekämpft. Als 1613 neue Hexenverfolgungen ausbrechen, gibt Praetorius sein Buch in dritter Auflage heraus. Es überrascht, dass er der dritten Neuauflage seines Berichtes über "Zauberey" ein kritisches Gutachten lutherischer (!) Theologen aus Nürnberg aus dem Jahr 1602 anfügt. So wird sein "Bericht" von 1613 ein überkonfessioneller Appell gegen Folter und Hexenprozesse.
In seinem Kampf gegen Hexenprozesse und Folter erhält Anton Praetorius Unterstützung und Förderung von Gesinnungsgenossen in ganz Deutschland. Die lange Liste der Widmungen in seinem Buch von 1613 zeigt, dass es in der Kurpfalz und in ganz Deutschland unter Theologen und angesehenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens etliche Kritiker der Hexenprozesse gibt.
Auf der Widmungsseite seines Buches hebt er die Unterstützung von vielen kirchlichen Mitarbeitern hervor: Menschen aus Danzig, aus der Gegend von Kreuznach, Oppenheim, Nierstein, Wachenheim, Bensheim, Sprendlingen und Sieffersheim, aus Unna, Kamen, Heidelberg und sogar aus Pommern. Ihnen widmet er sein Buch.
Diese Widmungen zeigen, dass Praetorius viele persönliche Beziehungen in ganz Deutschland hat, die ihm so wichtig sind, dass er sie in seiner Kampfschrift gegen Hexenprozesse und Folter an hervorgehobener Stelle ausdrücklich erwähnt. Dies sind die Menschen, von denen Praetorius sich unterstützt weiß und die ihm möglicherweise auch Geld für den Druck des Buches gegen Hexenprozesse und Folter geben.
In Rheinhessen sind dies:
Johannus Althusius, bis 1610 Hofdiakon in Heidelberg, dann Diakon und seit 1611 Pfarrer in Wachenheim. Seine beiden Brüder leben in Holland, der eine Pfarrer, der andere Arzt.
Johannus Meierus, Prediger zu Bensheim, wirkt seit 1610 als Diakon in Bensheim.
Wimarus Stipelius, Pfarrer zu Sprendlingen (bei Alzey), 1572 in Stypel bei Blankenstein in Westfalen geboren und vordem Hauslehrer der Edlen von Bodelschwingh. An seiner Seite wirkt als Schulmeister in seiner Gemeinde der getreue Johannes Cisnerus, der Anton Praetorius im Hexenprozess in Birstein beisteht.
Abelus à Creutzanus, Pfarrer zu Sieffersheim.
Philippus Phildius, seit 1604 in der Pfarrei Nierstein.
Valentinus Laupaeus Ingelheimensis wirkt als Pfarrer und Inspektor zu Oppenheim. Er ist dort schon vier Jahre Pfarrer, als Praetorius 1589 seinen Dienst an der Katharinenkirche in Oppenheim als Diakonus beginnt.
Pfarrer Johannes Hulsmannus wirkt als Inspektor (Superintendent) zu Kreuznach.
Daneben hebt Praetorius die Unterstützung von sieben Bürgern aus seiner früheren Heimat Kamen ("Camen") und Unna besonders hervor. Einige genannte Kamener Bürger fanden anfangs schon Erwähnung: Bürgermeister Hermann Reinermann, Richter Johann Bodde sowie Pfarrer Wilhelm Schulenius. Sie haben die Kamener Lateinschule finanziell unterstützt, als Praetorius 1585 Rektor derselben war. Möglicherweise haben sie später mit der reformierten Glaubensrichtung sympathisiert. Bürgermeister Reinermann entsendet 1595 seinen Sohn Hermann zum Studium an die reformierte Universität Heidelberg. Pfarrer Schulenius (Sohn des Bürgermeisters Jürgen Schule) führt 1611 das reformierte Bekenntnis in Kamen ein.
Daneben widmet Praetorius folgenden Unnaer Bürgern sein Buch: dem Richter Caspar Fabricius, dem Rektor Thomas Gephyrander Salicetus, dem Juristen Wilhelm Keltzerus und Heinrich Schultze, Bürger zu Unna.
Casparus Fabricius ist Richter zu Unna. In den Urkunden wird er meist Casper Schmitz genannt. Seine Familie ist in Konflikte um die Ratswahlen 1596 und die Familie seiner Frau (von Büren) an Auseinandersetzungen um den Bau von Solebrunnen und Salzwerken in Unna- Königsborn beteiligt. Diese erhitzen 1603 die Gemüter in Unna und führen zu Tumulten und Prozessen vor dem Reichskammergericht. Am 28. Mai 1593 legt Fabricius seinen Bürger- und Richtereid vor dem Rat der Stadt Unna ab, "dass er treu sein will dem Hern Johann Wilhelmen, Hertzoge zue Cleve (...), Graffen zue der Mark." Es wirbelt viel Staub auf, als er sich gleich im ersten Jahr mit Bürgermeister und Rat der Stadt Unna anlegt und einen Rechtsstreit um Kompetenzen bei Haussuchungsrechten führt.
Thomas Gephyrander Salicetus ist ein berühmter Wissenschaftler und wird wegen seiner Weltweisheit gepriesen. Große Fertigkeit hat er in der lateinischen Dichtkunst und betätigt sich in verschiedenen Wissenschaften. Gephyrander" ist wohl die Gräzisierung des Namens "Brückmann. Seinen Sohn Christoph schickt er 1610 zum Studium in die Hochburg des reformierten Glaubens in die Universität Heidelberg - ganz in die Nähe vom Wohnort von Praetorius in Laudenbach.
Der Jurist Wilhelmus Keltzerus ist Doktor des römisch- katholischen Kirchenrechts (J.U.D = Juris utriusque doctor).
Heinrich Schultze, ´Burgern zu Unna`, ist wohl ein Verwandter von Praetorius, dessen Familie ja auch Schulze heißt. In späteren Dokumenten im Kamener Stadtarchiv (Papier-Urkunde 50 von 1629) erscheint Heinrich Schultze als Kämmerer und Ratsverwandter in Unna. Die Schulzens (Scultetus) sind eine alte eingesessene Familie, welche nach der Westfälischen Geschichte von Johann D. von Steinen schon 1331 urkundlich erwähnt wird.
Jodocus Praetorius ist ab 1. März 1613 als Student an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Er stammt aus Unna und heißt mit vollem Namen Jodocus Praetorius Unnensis Westphalus. 1611 ist er Studierender des Pädagogiums in Herborn. (Zur Person des Jodocus vergleiche unten das Buch „Hexenbuhle“).
Diese Widmungen zeigen, dass Praetorius weiterhin viele persönliche Beziehungen zu den Hansestädten Kamen und Unna hat, die ihm so wichtig sind, dass er sie in seiner Kampfschrift gegen Hexenprozesse und Folter an hervorgehobener Stelle ausdrücklich erwähnt.
In Unna und Kamen tobt um die Jahrhundertwende 1600 eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Lutheranern und Reformierten. Da Praetorius und die in der Widmungsseite aufgeführten rheinhessischen Pfarrer und Inspektoren zur Avantgarde der reformierten Bewegung gehören, stehen möglicherweise auch die genannten Kamener und Unnaer Persönlichkeiten der reformierten Konfession nahe.
Viele Jahre kämpft Praetorius, dessen Leben eng mit Unna und Kamen verbunden bleibt, unter Einsatz seines Lebens gegen Folter und Hexenprozesse und trägt 30 Jahre vor dem bekannten katholischen Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld seinen Anteil zur späteren Überwindung der Hexenverfolgung bei.
Zum 400 jährigen Gedenken hat der kreiskirchliche Berufsschulpfarrer Hartmut Hegeler das Wirken dieses Kämpfers gegen den Hexenwahn in einer Biographie gewürdigt. Der Evangelische Kirchenkreis Unna, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst und evangelische Landeskirchen haben die Herausgabe dieses Buches gefördert.
Im Internet findet sich Näheres über die Publikation „Anton Praetorius - Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter“:www.anton-praetorius.de
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Praetorius
(von lat. „Praetor“ = Vorsteher, Oberrichter, Schulze). Er setzt
seinen Namen selber von "Schulze" ins lateinische "Praetorius".
1560
im westfälischen Lippstadt als Sohn von Matthes Schulze geboren, besucht
die Lateinschule in Lippstadt und studiert Theologie. Er erwirbt sehr gute
Bibelkenntnisse.
1573
erlebt er in Lippstadt einen Hexenprozess mit.
1581
Mit 21 Jahren wird Praetorius in den Schuldienst in Lippstadt berufen.
1585
im Frühjahr bringt seine Frau Maria in Kamen den Sohn Johannes zur Welt.
1586
Rektor der Lateinschule in Kamen.
1587
lutherischer Diakon in Worms, verantwortlich für Kirchkasten und soziale
Belange
1589
als Diakon an der Katharinenkirche im kurpfälzischen Oppenheim. Hier scheint er
eindeutig dem reformierten Bekenntnis anzugehören.
1592
wird er Pfarrer in der kurpfälzischen Gemeinde Dittelsheim.
1593
wird Praetorius in Worms Zeuge des Dalberger (Hesslocher) Hexenprozesses.
1595
verfasst er im Oktober auf Latein die älteste Nachricht vom großen Fass in
Heidelberg.
1596
wechselt Praetorius nach Offenbach am Main in die Grafschaft Ysenburg-Büdingen.
1596
stirbt Maria, die Frau von Praetorius, als er 36 Jahre alt ist. Er heiratet
wieder, doch die zweite Frau verstirbt am 12.Tag nach dem Kirchgang an der Pest.
Er verlobt sich ein drittes Mal, doch die dritte Frau stirbt drei Tage nach der
Abkündigung der Hochzeit.
1596
bis 1598 arbeitet er als fürstlicher Hofprediger in Isenburg-Birstein. Umbau
der kleinen Kapelle in Birstein zu einer Kirche.
1597
Am 8.2. Heirat mit Sibylle, der Tochter des Pfarrers Pistorius aus Muschenheim/Lich.
1597
Am 6. März Buchveröffentlichung "Haußgespräch: Christliebenden Eltern
und Kindern zur Beförderung gottseliger Privatübung."
1597
Im Mai veröffentlicht Praetorius einen Katechismus
1597
Am 3.7. wird Praetorius Zeuge eines Prozesses gegen vier Frauen aus Rinderbügen.
Mit wütendem Protest setzt er sich für diese Frauen ein. In den Akten heißt
es:
,,weil der Pfarrer alhie hefftig dawieder gewesen, das man die Weiber
peinigte, alß ist es dißmahl deßhalben underlaßen worden. Da er mit großem
Gestüm und Unbescheidenheit vor der Tür angericht den Herrn D. angefürdert
und heftig CONTRA TORTURAM geredet." Praetorius gelingt es, eine Frau
aus der Folterkammer zu retten.
Entlassung als Hofprediger durch Graf Wolfgang Ernst.
1598
Pfarrer in Laudenbach in der Kurpfalz. Praetorius richtet eine Armenkasse ein
und einen kirchlichen Friedhof.
1598
unter dem Pseudonym seines Sohnes Johannes Scultetus Camensis Westphalo (aus
Kamen in Westfalen) veröffentlicht er das Buch: "Von Zauberey vnd
Zauberern Gründlicher Bericht".
1602
fasst er in einer 2.Auflage des Buches den Mut, seinen eigenen Namen als Autor
zu verwenden.
1602
erscheint sein theologisches Hauptwerk "de sacrosanctis Jesu Christi
sacramentis"
1604
Am 1. Mai schreibt sich sein Sohn Johannes an der Universität in Heidelberg
ein.
1605
schließt Sohn Johannes das Studium der Philosophie und Theologie mit dem
Baccalaureat ab.
1612
Umbau der Kirche in Laudenbach: "protestantische Tür"
1613
stirbt Sohn Johannes im Alter von 28 Jahren.
1613
Am 15. Juni hält Praetorius eine letzte Trauung in Weinheim.
1613
erscheint die dritte Auflage seines Berichtes über Zauberey und Zauberer
1613
Am 6.12. stirbt Praetorius im Alter von 53 Jahren in Laudenbach/Bergstrasse.
1629
erscheint die vierte Auflage seines Berichtes über Zauberey und Zauberer
posthum.
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